Sichererer unterwegs mit der Magura MT5 eStop

Sichererer unterwegs mit der Magura MT5 eStop
An E-Mountainbikes machen sich die Bremsen MT5 von Magura besonders gut. © SP-X

Wer ein Pedelec kauft, achtet auf viele Dinge. Die Bremsen stehen dabei nicht immer im Vordergrund. Ein Fehler, wie steigende Unfallzahlen zeigen.

Deshalb sollte beim Pedelec-Kauf von den Kundinnen und Kunden nicht nur auf Antrieb, Akkugröße oder Konnektivitäts-Funktionen geachtet werden, sondern auch auf die Bremsanlage.

Bei der Frage nach den Bremsen reicht es vielen zu wissen, dass Scheiben mit idealerweise hydraulischer Betätigung vorhanden sind. Doch unter anderem in Hinblick auf die aktuelle Diskussion um weiter steigende Unfallzahlen von Radfahrern wäre man gut beraten, auch dem Thema Bremsen etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen und sich vielleicht für die bessere Lösung zu entscheiden.

Starkes Bremssystem von Magura

Ein beeindruckend starkes Bremssystem, das speziell auf den Einsatz an schnellen und schweren Pedelecs optimiert wurde, bietet der deutsche Komponentenhersteller Magura mit der MT5 eStop. Dank vieler kleiner Techniktricks handelt es sich um Stopper mit gleich mehreren im Wortsinn greifbaren Vorzügen, die etwa einem Edel-MTB wie dem Liteville 301CE Air.Limited das entscheidende Quäntchen mehr an Perfektion verleihen, wie sich in einem Praxistest zeigte.

Die an diesem Modell vom Hersteller Liteville eigentlich montierte „Trickstuff Direttissima“-Bremsanlage wurde für unser Testexemplar gegen das große MT5-System von Magura getauscht. Optisch wirken die üppigen Scheiben mit ihren großen MT5-Vierkolben-Bremssätteln dennoch nicht überdimensioniert, obwohl sie vorne mit 22 und hinten mit 20 Zentimeter Durchmesser beinahe Tellerformat erreichen. Die 2-Finger-Bremshebel im aufgeräumten Cockpit fallen hingegen schön dezent aus, zugleich liegen sie gut zur Hand.

Ein genauer Blick lohnt

Man muss schon etwas genauer hinschauen, um eine Besonderheit der XL-Scheiben wahrzunehmen. In unserem Fall wurde die leichtere und teurere MDR-P-Variante und damit das heimliche Highlight der eStop-Familie verwendet. Wie bei zweiteiligen Bremsscheiben mit Schwimmendlagerung üblich, sind auch bei der MDR-P-Scheibe innerer und äußerer Kranz über Nieten verbunden. Doch Magura setzt zusätzlich noch auf eine patentierte 360-Grad-Verzahnung beider Elemente.

So wird das am äußeren Kranz anliegende Drehmoment über die gesamte Ringfläche statt nur über die sonst üblichen sechs Nieten übertragen. Damit vereint die MDR-P-Scheibe Vorteile einer zweiteiligen Scheibe mit Schwimmendlagerung mit der Performance einer einteiligen Scheibe. Obwohl zweiteilig, zeichnet sich die Lösung durch hohe Steifigkeit sowie direkte Wärmeableitung bei Dauerbelastung aus. Dehnt sich der Außenring bei starker Beanspruchung der Bremse, kann er sich dank des Ineinandergreifens besser an den Innenring stützen. In der Gesamtheit dieser Maßnahmen reagiert die Bremse besonders tolerant auf hohe thermische Beanspruchung.

Bessere Temperaturbeständigkeit

Auf langen Abfahrten fällt das Fading-Risiko entsprechend geringer aus, ebenfalls unwahrscheinlicher wird ein Verziehen der Scheibe oder ein Brechen aufgrund von Hitze. Die Bremsscheibe erreicht zudem die für den Belag kritische Temperaturen deutlich später. Generell sollen zudem die Beläge nicht so schnell verschleißen. Deshalb empfehlen sich die Bremsen nicht nur für einen Einsatz an E-Mountainbikes, sie sind auch für Lastenräder eine Alternative. Vor allem wenn diese in bergigen Gegenden eingesetzt werden, profitiert der Nutzer von den besonderen Qualitäten der eStop.

Dank der großzügigen Dimensionierung der Scheiben lässt sich hohe Bremsleistung mit relativ wenig Handkraft aufrufen. Dies spürt man bei jeder Bremsung, als entscheidenden Vorteil erlebt man den geringeren Kraftaufwand allerdings erst auf längeren Offroad-Touren, da die Muskulatur der Unterarme dauerhaft weniger beansprucht wird. Eine Ermüdung durch viele kleine Bremsaktivitäten setzt also später ein.

Gute Dosierbarkeit

Gut erkennbar ist die Verzahnung der beiden Scheibenelemente an der Magura MT5. Foto: SP-X/Hommen

Besonders faszinierend ist jedoch die feine Dosierbarkeit der eStop-Bremse auch dank ihrer speziellen Sport-Bremsbeläge. Viele andere Bremsen vermitteln einen digitalen 0-1-Charakter. Wird kräftig zugepackt, machen sie knallhart zu. Bei der MT5-Bremse setzt die Bremsleistung über einen längeren Hebelweg hingegen deutlich sanfter ein. Damit bremsen sie aber nicht schlechter oder weniger zupackend. Wird plötzlich maximale Bremsleistung benötigt, steht sie bei vehementeren Hebelzug umgehend bereit.

Ein abruptes Verbremsen und in der Folge ein Absteigen über den Lenker macht diese Dosierphilosophie zumindest unwahrscheinlicher. Doch auch diese Bremsen können den brutalen Ankerwurf provozieren. Die feine Dosierbarkeit kann vorteilhaft bei Bergauf-Fahrten mit einem E-MTB sein, denn wenn hier der Motor am Hinterrad mit viel Kraft schiebt und Schlupf entsteht, kann man regelnd wie eine Traktionskontrolle beim Auto eingreifen und damit das Hinterrad auf optimale Traktion einbremsen.

Wer auf der Suche nach seinem Traum-Pedelec künftig Ausschau nach Modellen mit MT5-Bremse hält, wird diese vornehmlich an Rädern im hochpreisigen Segment finden. Die Magura-Lösungen sind nicht ganz billig, weshalb Fahrradhersteller oftmals zu günstigeren Alternativen etwa von Tektro oder Shimano greifen. Wenn sie nicht Teil der Erstausstattung sind, kann man sie alternativ auch nachrüsten. Allerdings wird man für die edelste Ausbaustufe, so wie an unserem Testrad montiert war, zusammen mit Sport-Bremsbelägen über 350 Euro investieren müssen. (SP-X)

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