«Magna ist ein Zulieferer, kein Autobauer»

Magna-Chef Don Walker

«Magna ist ein Zulieferer, kein Autobauer»
Don Walker ist Vorstandschef von Magna. © Magna

Magna gehört zu den weltweit führenden Zulieferern. Im Interview mit der Autogazette spricht Vorstandschef Don Walker über den Kostendruck der Hersteller, Elektromobilität und darüber, weshalb man selbst nicht unter die Autobauer gehen wird.

Der Zulieferer Magna zeigt auf dem Autosalon in Genf noch bis zum kommenden Sonntag die Konzept-Studie des Hybridsportwagens Mila Plus. Ein solches Auto wird aber ein Technologieträger bleiben, wie Magna-Vorstandschef Don Walker im Interview mit der Autogazette sagte. «Magna ist ein Zulieferer, kein Autobauer», so der Manager. Man werde niemals komplette Autos anbieten. «Magna hat die Fähigkeit, ein solches Auto zu entwerfen und es zu entwickeln. Aber wir bieten kein Auto unter der Marke Magna an», fügte Walker hinzu.

CO2-Grenzwerte Herausforderung für gesamte Industrie

Wie der Manager sagte, könne dass, was man mit dem Mila Plus zeige, aber «auf jedes andere Fahrzeug übertragen werden». Die Technologien des Mila Plus, der es auf einen CO2-Ausstoß von 32 g/km bringt, können den Autobauern dienen, die ab 2020 strengen Grenzwerte der EU von 95 g/km zu erreichen. Diese CO2-Vorgaben stellten für die gesamte Industrie eine Herausforderung dar, sagte Walker.

«Die Erreichung dieses Ziels muss dabei auf dem kostengünstigsten Wege erreicht werden. Wir können unseren Kunden dabei helfen, dies mit den bestmöglichen Technologien zum bestmöglichen Preis zu erreichen», sagte der Magna-Vorstandschef. «Diese strikten CO2-Regularien stellen aber auch für die Zulieferer eine Möglichkeit dar, wer für diese Vorgaben die beste Lösung anzubieten hat.»

«Wir werden niemals komplette Autos anbieten»

Magna Mila Plus
Der Mila Plus wird in Genf gezeigt Magna

Autogazette: Herr Walker, Sie präsentieren in Genf den Mila Plus, einen Hybrid-Sportwagen. Ist es nicht schade, ein solches Auto nur als Technologieträger zu zeigen?

Don Walker: Magna ist ein Zulieferer, kein Autobauer. Das sage ich bereits seit Jahren – und an dieser Aussage hat sich nichts geändert. Wir werden niemals komplette Autos anbieten.

Autogazette: Wäre es für Sie wirklich nicht reizvoll, einen Hybrid-Sportwagen wie den Mila Plus unter der Marke Magna anzubieten?

Walker: Nein, wirklich nicht. Magna hat die Fähigkeit, ein solches Auto zu entwerfen und es zu entwickeln. Aber wir bieten kein Auto unter der Marke Magna an.

Autogazette: Sie fertigen beispielsweise Autos für Mini oder Mercedes. Werden Sie auch das Elektroauto für Apple fertigen?

Walker: Ich kommentiere das nicht. Wir beteiligen uns nicht an derartigen Spekulationen.

Autogazette: Der Mila Plus bringt es auf eine elektrische Reichweite von 75 Kilometer. Ist ein solches Auto Magnas Antwort auf die strengen CO2-Grenzwerte der EU von 95 g/km bis 2021?

Walker: Der Mila Plus ist ein Technologieträger, ein Konzeptauto. Dass, was wir mit diesem Fahrzeug zeigen, kann auf jedes andere Fahrzeug übertragen werden. Der Verbrauch eines Fahrzeuges hängt dabei von vielen Komponenten ab, beispielsweise vom Verbrennungsmotor, von der Größe der Batterien, von einem Front- oder Heckantrieb oder ob man einen Hybriden oder ein rein elektrisches Fahrzeug will.

«Sind einer der größten Zulieferer für Karosseriesysteme»

Magna Mila Plus
Der Mila Plus kommt auf einen geringen CO2-Ausstoß Magna

Autogazette: Inwieweit stellen die strengen CO2-Grenzwerte Sie als Zulieferer vor eine Herausforderung in der Entwicklung?

Walker: Es ist eine Herausforderung für die gesamte Industrie. Jeder Hersteller definiert für sich, was er zur Erreichung dieser Grenzwerte benötigt. Die Erreichung dieses Ziels muss dabei auf dem kostengünstigsten Wege erreicht werden. Wir können unseren Kunden dabei helfen, dies mit den bestmöglichen Technologien zum bestmöglichen Preis zu erreichen. Diese strikten CO2-Regularien stellen aber auch für die Zulieferer eine Möglichkeit dar, wer für diese Vorgaben die beste Lösung anzubieten hat.

Autogazette: Und Sie haben die beste technische Lösung für die Erreichung des CO2-Ziels?

Walker: Ich denke, dass wir sehr gute technische Lösungen haben. Dazu gehört beispielswese der Leichtbau, rein elektrisch oder mit einem Hybrid angetriebene Fahrzeuge. Wir sind ein Zulieferer, der seinen Kunden alle Teile eines Autos mit anbieten kann. Wir sind einer der größten Zulieferer von Karosseriesystemen. Dabei setzen wir beispielsweise auf Aluminium, Magnesium, Carbon oder auch hochfeste Stähle. Zugleich bieten wir unter anderem auch elektrische Antriebsstränge an.

«Haben derzeit noch nicht ausreichend grüne Energie»

Die Mehrheit traut den Systemen beim Autonomen Fahren nicht.
Magna arbeitet auch am autonomen Fahren Magna

Autogazette: Der Kostendendruck und Sparzwang bei allen Autobauern steigt. Wir sehr leiden Sie als Zulieferer unter diesem Kostendruck?

Walker: Immer wenn sich in der Industrie etwas ändert, dann ergeben sich dadurch auch neue Möglichkeiten. Unsere Kunden stehen vor der Herausforderung, immer besser performende, immer sicherere und immer umweltschonendere Autos anzubieten. Das bedeutet, dass unsere Kunden zugleich nach immer besseren technischen Lösungen verlangen. Die Autobauer brauchen dafür in der Zukunft weltweit agierende Zulieferer. Wir bei Magna haben schon vor Jahren eine Initiative gestartet, mit der wir durch die Optimierung der Prozesse in der Produktion und der Logistik unseren Kunden den bestmöglichen Preis anbieten können, der auch für uns akzeptabel ist.

Autogazette: Wie beurteilen Sie die geringe Nachfrage nach der Elektromobilität in Europa und insbesondere in Deutschland?

Walker: Am Ende des Tages können sie den Kunden nicht zwingen, ein solches Auto zu kaufen.

Autogazette: st ein Elektroauto nur zu teuer? Oder kommt auch die fehlende Infrastruktur hinzu?

Walker: Es ist sicherlich eine Kombination aus vielen Aspekten. Dazu kommt sicherlich auch noch die geringe Reichweite der Elektroautos. Der Kunde schaut natürlich, ob es sich für ihn auch rechnet, ein solches Auto zu fahren. In diesem Zusammenhang spielt der geringe Benzinpreis eine Rolle: Je niedriger er ist, desto länger dauert es, bis sich die Anschaffung eines E-Autos auszahlt. Zugleich haben wir derzeit noch nicht ausreichend grüne Energie, um Elektroautos auch entsprechend umweltschonend zu bewegen. In der Langzeitperspektive wird sich das ändern – aber noch ist es nicht soweit.

«Wir haben eine gute Geschäftsbeziehung zu Samsung»

Tempoerkennung bei Magna
Magna bietet auch Fahrassistenzysteme an Magna

Autogazette: Spielt Elektromobilität für Sie nur noch eine nachrangige Rolle? Schließlich haben Sie gerade ihre Batteriefabrik in Österreich an Samsung verkauft.

Walker: Die Elektrifizierung der Fahrzeuge wird steigen, hier sehe ich aber insbesondere die Plug-in-Hybride, weniger die reinen Elektroautos. Sie werden es schwierig haben, weil man die Entwicklung des Ölpreises nicht vorhersagen kann. Wir haben eine gute Geschäftsbeziehung zu Samsung. Für uns war es gut, zu verkaufen, für Samsung gut zu kaufen. Das bedeutet aber nicht, dass wir nicht an der Elektrifizierung der Fahrzeuge interessiert sind, beispielsweise bei der Elektrifizierung der Komponenten. Wir werden auch auf der Powertrain-Seite weitere Produkte anbieten.

Autogazette: Wie schätzen Sie die Ambitionen von Google und Apple ein, ins Autogeschäft mit selbstfahrenden Fahrzeugen beziehungsweise Elektroautos einzusteigen? Sind diese Firmen ernstzunehmende Konkurrenten für die alte Autoindustrie?

Walker: Das ist schwer zu sagen, weil ich nicht weiß, welche Strategie sie verfolgen. Aber wenn Sie sich ein Unternehmen wie Tesla anschauen, dann hat man dort einen guten Job gemacht, hat ein gutes Produkt auf den Markt gebracht und die Marke entwickelt. Die Frage ist nun, wie die Autobauer darauf reagieren, welche Antwort sie auf ein solches Konzept haben. Ähnlich wird es bei Google und Apple sein, die man im Blick haben muss.

Autogazette: Fahrassistenzsysteme werden immer beliebter. Während sich das Marktvolumen 2010 auf weniger als eine Milliarde Euro belief, sollen es nach Schätzungen von Continental bis 2020 zehn Milliarden Euro sein. Gehören Fahrassistenzsysteme zu einem der wichtigsten Bereiche Ihrer Wachstumsstrategie?

Walker: Derzeit ist es noch ein relativ geringes Geschäft für uns. Aber es wird perspektivisch für uns ein wichtigeres Geschäftsfeld. Wir sind ein sehr großer Produzent von Kameras und entwickeln diese Technologien für Fahrassistenzsysteme wie beispielsweise Spurhalteassistenten weiter. Aber derzeit sind andere Bereich weitaus wichtiger wie beispielsweise das Powertrain- oder das Karosseriegeschäft.

Das Interview mit Don Walker führte Frank Mertens

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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