Konnektivität als Einfallstor für Hacker

Sicherhheitslösung von Magna und Argus

Konnektivität als Einfallstor für Hacker
Der Stand von Magna auf der CES. © AG/Mertens

Der Trend zu vernetzten Fahrzeugen steigt von Jahr zu Jahr. Damit steigen auch die Herausforderungen an die Autobauer, die Systeme vor Hacker-Angriffen zu schützen.

Von Frank Mertens

Nach einer Studie der Marktforscher von IDATE werden bis zum Jahr 2018 420 Millionen vernetzte Autos weltweit auf den Straßen unterwegs sein. Seit dem Jahr 2013 ist die Zahl vernetzter Fahrzeuge jährlich um satte 57 Prozent gestiegen.

Wie sehr das Thema Konnektivität die Autobranche beschäftigt, konnte man auch in der zurückliegenden Woche auf der Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas beobachten. Dort zeigten Autobauer wie beispielsweise Ford, VW, Audi, Mercedes oder BMW, wie sie sich das Auto der Zukunft vorstellen: Es fährt dank der Vernetzung der verschiedenen Fahrassistenzsysteme nicht nur autonom, sondern kommuniziert auch mit seiner Umwelt und erkennt wie beispielsweise die neue E-Klasse von Mercedes Gefahren, noch bevor sie vom Fahrer gesehen werden.

Sicherheit vor Cyber-Attacken

Doch diese schöne neue Autowelt birgt auch Gefahren, wie man spätestens seit dem Hacker-Angriff auf einen Jeep weiß. Im Vorjahr hatten Hacker aus der Ferne Bremse und Gas betätigt. Zwar wird es 100-prozentige Sicherheit nie geben, das wissen auch die Hersteller. Aber es gilt die Systeme so vor Cyber-Kriminellen zu schützen, dass diese möglichst nicht Zugriff aufs Fahrzeug bekommen. Nicht auszudenken, wenn autonom fahrende Autos von Hackern manipuliert würden. Deshalb versuchen Autobauer und Zulieferer die Autos vor Hackerangriffen abzuschotten.



Angesichts der prognostizierten Zuwachsraten an vernetzten Fahrzeugen ist das zugleich ein Riesengeschäft, das sich niemand entgehen lassen will. Das Potenzial der Cyber-Sicherheit für das eigene Geschäft hat auch der Zulieferer Magna erkannt, der im Vorjahr mit anderen Unternehmen wie der Allianz beim israelischen Start-Up Argus Cyber Security eingestiegen ist.

Argus will Mitarbeiterzahl verdoppeln

Magna-Entwicklungschef Swamy Kotagiri
Magna-Entwicklungschef Swamy Kotagiri AG/Mertens

Das von Argus-Chef Ofer Ben-Noon 2013 mitgegründete Unternehmen mit Sitz in Tel Aviv hat bislang 30 Mitarbeiter. Bis Ende 2016 soll sich die Mitarbeiterzahl verdoppelt haben, sagte Ben-Noon auf der CES im Gespräch mit der Autogazette. „Derzeit stellen wir monatlich zwei bis drei neue Mitarbeiter ein.“ Sie kommen wie er aus dem Nachrichtendienst der israelischen Armee. Vor der Gründung von Argus war Ben-Noon Captain in der IDF Intelligence Unit 8200. Einer Einheit zur Fernmelde- und elektronischen Aufklärung. Ben-Noon und seine Mitarbeiter wissen also, wie man auf Cyber-Bedrohungen zu reagieren hat.

Wie das so genannte Intrusion Prevention System (IPS) funktioniert, präsentierte Argus dem interessierten Fachpublikum auf dem Magna-Stand in der North Hall. Mit seinem Algorithmus kann die Sicherheitslösung der Israelis nicht nur Angriffe auf das Bordnetz des Fahrzeuges in Real-Time abwehren, sondern den Autobauer über die Cloud zugleich über die Attacken informieren. Über ein Over-the-Air-Update kann die Sicherheitslösung von Argus auf dem aktuellen Stand gehalten werden.

Und wie ist die Nachfrage nach der Sicherheitslösung, die Argus erstmals vor einem einem Jahr auf der CES präsentiert hat? „Gut“, sagt Swamy Kotagiri, der Entwicklungsvorstand von Magna gegenüber der Autogazette. „Wir führen derzeit mit drei Unternehmen Verhandlungen.“ Ist das zufriedenstellend? „Ja“, sagt Ben-Noon, „damit sind wir zufrieden.“ In diesen Gesprächen mit potenziellen Kunden geht es darum, dass das Argus-System bereits während der Produktion verbaut wird. Die Integration der Sicherheitslösung ist ohne Probleme und ohne Änderung der bestehenden Fahrzeugarchitektur möglich. Zwar bietet Argus sein System auch als Nachrüstlösung an. „Doch wir konzentrieren uns in den Gesprächen zunächst auf den Einbau des Systems bereits während der Produktion“, so Kotagiri.

China und USA als wichtige Märkte

Magna Cyber Security
Updates werden über die Cloud eingespielt AG/Mertens

Märkte für das System sieht Ben-Noon Europa, aber vor allem in China und den USA. Für die USA hat sich Argus die Dienste von LaVern Sula gesichert, die zuvor bei GM in verschiedenen Führungspositionen tätig war, zuletzt als Global Engineering Director für Cyber-Security.

Bei der Cyber-Sicherheit scheint Israel ein besonderes Know How zu haben. Denn erst in der vergangenen Woche hat das auf Fahrzeugvernetzung spezialisierte Unternehmen Harmann International Industries die Übernahme des israelischen Start-Ups TowerSec´s bekannt gegeben. Die Lösungen von TowerSec´s sollen in Harmann Sicherheits-Architektur eingebaut werden und vernetzte und autonom fahrende Autos vor Cyber-Attacken schützen, wie das Unternehmen in der Vorwoche mitteilte.

Dass integrierte Sicherheitslösungen für die Autobauer angesichts der zunehmenden Vernetzung und Bedrohung durch Cyber-Kriminelle immer wichtiger sind, hat man im Vorjahr gesehen. FiatChrysler musste 1,4 Millionen Jeeps zur Aktualisierung der Software in die Werkstatt schicken. Mit Sicherheitslösungen wie der von Argus wäre so etwas vermeidbar gewesen.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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