CO2-Reduktion als Herausforderung für Lkw-Branche

Efficiency Run

CO2-Reduktion als Herausforderung für Lkw-Branche
Ein Mercedes Actros beim Efficiency Run © Daimler

Der Kraftstoffverbrauch im Lkw-Fernverkehr kann um bis zu 14 Prozent reduziert werden. Das geht aus dem Feldversuch „Efficiency Run“ von Daimler Trucks und Logistikdienstleistern wie DB Schenker hervor.

Von Frank Mertens

Der Kraftstoffverbrauch im Lkw-Fernverkehr kann deutlich reduziert werden. Das ist das Ergebnis des Feldversuches „Efficiency Run“ von Daimler Trucks und den Logistikdienstleistern DB Schenker und Große-Vehne und Elflein. Wie Daimler am Montag bei einer Veranstaltung in Berlin mitteilte, könne der Verbrauch und damit die CO2-Belastung mit optimierten Lkw signifikant um bis zu 14 Prozent reduziert werden, wenn nicht nur auf innermotorische Maßnahmen geachtet wird.

So kamen bei der Versuchsreihe Standard-Sattelzugmaschinen mit serienmäßigem Antriebsstrang zum Einsatz. Die Actros-Lkw mit optimierten Sattelzügen waren dabei mit dem vorausschauenden Tempomaten „Predictive Powertrain Control“ (PPC) unterwegs und erzielten mit dem am Markt erhältlichen Ausstattungsmerkmal Einsparungen beim Verbrauch von 12 bis 14 Prozent. Weitere die Effizienz steigernden Effekte wie Kraftstoff, Betrieb oder Fahrertraining seien bei diesem Feldversuch noch gar nicht berücksichtigt worden, so Daimler.

Nicht nur auf Motor setzen

„Wenn wir den Verbrauch und die CO2-Emissionen deutlich weiter senken wollen, dürfen wir nicht nur beim Motor ansetzen. Dann müssen wir die Kräfte bündeln und auch Reifen, Auflieger und andere wichtige Komponenten einbeziehen. Nur so gelingt uns das auf bezahlbare Art und Weise“, sagte Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard.

Die Lkw-Branche sieht sich derzeit wie auch die Kollegen aus dem Pkw-Bereich mit strengeren CO2-Grenzwerten konfrontiert. So plant die EU eine CO2-Reduktion bis 2030 von 30 Prozent. Für Deutschland, so Daimler, sei sogar ein Wert von 40 Prozent vorgesehen. In diesem Zusammenhang kommt für die Branche auch dem Lang-Lkw eine wichtige Bedeutung bei, dessen Wirkung ebenso im Feldversuch untersucht wurde. Er käme auf einen Verbrauchsvorteil von rund 17 Prozent gegenüber dem eingesetzten Standard-Sattelzug, so Daimler. „Unser Test bestätigt zudem die Formel, dass zwei Lang-Lkw die Transportaufgaben von drei konventionellen Sattelzügen erbringen können – und zwar wesentlich effizienter und ressourcenschonender“, so Bernhard.

Um die CO2-Vorgaben zu erreichen, verfolgt die Lkw-Branche einen integrierten Ansatz, wobei zur Verbrauchsreduzierung neben der Zugmaschine der Auflieger, die Reifen oder der verwendete Kraftstoff wie zum Beispiel Erdgas in die Gesamtbetrachtung einbezogen werden müssen. Dass dieser Ansatz in der Praxis funktioniere, habe der Efficiency Run unter Beweis gestellt, sind die Schwaben überzeigt.

Kritik an Lang-Lkw

Doch auch wenn die Lkw-Branche die Vorteile des Lang-Lkw immer wieder in den Vordergrund stellt, sind sie nach wie vor durchaus umstritten. So rechnen Verkehrsexperten durch den Einsatz von Lang-Lkw mit einer deutlichen Zunahme des Verkehrs auf deutschen Straßen. So werden sich die Hoffnungen vieler Politiker nicht erfüllen, dass der Einsatz der 25 Meter langen Lkw die Zahl der Lastwagen auf deutschen Straßen verringern könnte, warnte unlängst Professor Herbert Sonntag von der Technischen Hochschule Wildau zusammen mit seinem Kollegen Gernot Liedtke von der TU Berlin in der im Auftrag des Bündnisses Allianz pro Schiene erstellten Studie. Bislang sind die Lang-Lkw versuchsweise in zwölf Bundesländern per Sondererlaubnis auf ausgewählten Straßen unterwegs. Erst vor kurzem hat sich auch Baden-Württemberg dem Versuch angeschlossen.

Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) jedenfalls zeigte sich im Hinblick auf die CO2-Einsparpotenziale von Lang-Lkw noch skeptisch, wie er noch Mitte Juli im Interview mit der Autogazette gesagt hatte. "Bezogen auf das gesamte CO2-Budget sind die Einsparpotenziale der Lang-Lkw bedeutungslos. Es steht ja noch nicht einmal fest und wir bezweifeln es auch, ob der Einsatz von Lang-Lkw zu einer großen CO2-Einsparung führt", so Herrmann, der jetzt erst einmal die Tests aus den Versuchen abwarten will. "Es wäre fatal, wenn man Lang-Lkw einführt und in der Folge würden noch mehr Güter auf den Straßen transportiert und noch weniger auf der Schiene. Dann hat man für den Klimaschutz nichts gewonnen und die Straßen würden noch voller werden. Denn bei den CO2-Emissionen schneidet der Lang-Lkw deutlich schlechter ab als die Schiene." Dass mehr Güter auf die Schiene statt auf die Straße gehören, hört man in der Lkw-Branche dann auch nicht wirklich gern. (AG)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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