Mit Bio-Erdgas zu klimafreundlicher Mobilität

Mit Bio-Erdgas zu klimafreundlicher Mobilität
Tanken mit Erdgas: Genauso einfach wie bei einem reinen Benziner oder Diesel. © Seat

Erdgasfahrzeuge zeichnen sich durch einen vergleichsweise niedrigen CO2-Ausstoß aus. Besonders umweltschonend ist der Einsatz von Bio-CNG.

Fast jede sechste von derzeit insgesamt 845 Erdgastankstellen in Deutschland bietet das reine Bio-Erdgas an. Erdgas und Dekarbonisierung gehen damit Hand in Hand.
Moderne Erdgasautos erfüllen anstandslos die Euro 6-Norm, können somit überall fahren, auch in Umweltzonen. Der Grund: sie stoßen naturgemäß geringe Mengen an CO2 und Stickoxid aus. Von der aktuell 845 Erdgastankstellen bieten schon 143 Tankstellen reines, also 100 Prozent Biogas an.

Eine Tankstelle bietet Erdgas sogar mit 80 Prozent Bio-Anteil an, zwei haben 50 Prozent Bio-Anteil, eine mit 35 Prozent, zwölf mit 20 Prozent und 91 mit zehn Prozent Bio-Anteil. Die restlichen 595 Tankstellen haben fossiles Erdgas im Tank.

Klimaneutraler Kreislauf mit Bio-Gas

Ziel für die Mobilität mit Erdgas muss das reine Bio-CNG sein. Das komprimierte Gas ist klimaneutral, weil es nicht mehr Kohlendioxid freisetzt, als die Pflanzen während ihres Wachstums über die Photosynthese aufgenommen haben. Der Verein Zukunft Erdgas und die Deutsche Energieagentur kommen zu dem Schluss, dass durch den Einsatz von 100 Prozent Erdgas im Verkehrssektor die gesamten Treibhausgas-Emissionen eines Fahrzeugs um bis zu 97 Prozent gesenkt werden können.

Für den Kunden ist CNG auch wirtschaftlich lukrativ, denn sowohl das fossile CNG also auch Biogas sind laut dem Verband im Preis deutlich günstiger. „Ein Kilo CNG liefert 1,5 mal so viel Energie wie ein Liter Super Benzin“, rechnet der Verband vor. Dieser Proporz dürfte eher noch besser werden, wenn, wie prognostiziert, der Sprit aus Erdöl erheblich teurer wird. Außerdem wird diese Form der Verbrennung zumindest bis 2026 hierzulande über ermäßigte Steuersätze subventioniert.

CO2 steigt weiter an. Foto: dpa
Die CO2-Belastung ist weiter angestiegen. Foto: dpa

Schon bei einem Biomethananteil von 20 Prozent schneidet CNG erheblich besser ab als Benziner oder Diesel, nicht nur was Treibhausgase (THG) betrifft, sondern auch bei Stickoxiden und Feinstaub: Gegenüber dem Diesel spart ein Erdgasauto so 77 Prozent CO2 Treibhausgase ein, 80 Prozent NOx und sogar 91 Prozent Feinstaub. Im Vergleich zu einem Benziner spart ein Erdgasauto immer noch 65 Prozent CO2 ein. Anders werden die Zahlen, wenn Benziner wie Diesel synthetische und damit ebenfalls CO2 neutrale Kraftstoffe tanken. Doch schon heute ist hundertprozentiges Bio-CNG im Gegensatz zu synthetischen Kraftstoffen sogar real erhältlich an der Tankstelle – womit die Bilanz für Erdgasautos auf null CO2 Emission sinkt. In der Gesamtbilanz schlägt ein Erdgasauto damit bis auf weiteres auch jedes Elektroauto.

Deutschland fördert Erdgasmobilität

Zukunft Erdgas, eine Initiative der deutschen Erdgas-Wirtschaft, betont die Bedeutung der Mobilität mit Erdgas: „De facto ist Biogas heute der einzige Kraftstoff, den man tanken kann und der nahezu klimaneutral ist, wenn man sich den Elektromix anschaut, den es in Deutschland (bisher) gibt“ – und an dessen Zusammensetzung sich in Kürze nicht massiv etwas verbessern wird. Die synthetischen Kraftstoffe sind klimaneutral, aber sie können mengenmäßig und in punkto Kosten noch nicht mit Bio-CNG mithalten.

Angenommen, die große Mehrheit aller Deutschen wäre mit Erdgas unterwegs, dann wäre das Ziel, die Treibhausemissionen bis zum nächsten Jahr um 40 Prozent seit 1990 zu reduzieren, mit Leichtigkeit übererfüllt. Umso unverständlicher, dass die Politik diese Form der Mobilität nicht mehr im Fokus hat. Hinzu kommt die Analyse des Lebenszyklus eines Automobils: „Bei der Betrachtung Well to Wheel sind wir im Endeffekt unschlagbar“, betont der Verband Erdgas.

Kompatibel mit dem Verbrennungsmotor

Der Seat Arona TGI auf Sylt. Foto: Seat

Und wie steht es um die Verträglichkeit des Kraftstoffs mit dem Motor? Weder fossiles CNG noch dessen Biovarianten schaden dem Motor. „Wieso soll Bio-CNG den Motor kaputtmachen – an der chemischen Struktur des Moleküls ändert sich nichts. Es ist nur die Herstellung, die eine andere ist“, betont der Erdgas Verband. Das Erdgas CH4 bleibt, egal ob fossil aus der Erde oder ob biologisch hergestellt oder auch synthetisch – für den Motor hat das keine Relevanz – heißt es bei Zukunft Erdgas.

Mit 130 Oktan haben CNG und Bio-CNG zudem eine höhere Klopffestigkeit als Benzin oder Diesel. Dies steigert den Wirkungsgrad des Motors. Ihr seinerzeit langweiliges Öko-Image sind die Erdgasmodelle mittlerweile auch los. In der VW-Familie gibt es eine ganze Palette ansprechender Modelle, insbesondere von Seat (Leon, Ibiza, Arona) bis hin zum Audi g-tron.

80 Prozent weniger CO2 durch die Verwendung von Bio-Methan. Foto: Seat

Und wie schaut es mit der Sicherheit erdgasbetriebener Fahrzeuge aus? Tatsächlich gehören die Tanks von Elektrofahrzeugen zu den stabilsten und sichersten und nicht zuletzt am meisten geprüften Komponenten eines Fahrzeugs. Der TÜV testet die Tanks auf einen Druck von 600 bar, das Dreifache dessen, was im Tank lagert. Außerdem haben die Fahrzeuge ein Sicherheitsventil, das zum Beispiel bei einem Unfall das CNG kontrolliert ablässt. ADAC Crashtests haben eindrücklich bewiesen, dass der Gastank der stabilste Teil des Erdgasautos ist. Während der Tank eines Benziners oder Diesels aus Plastik ist, wird Erdgas in Tankbehältern aus Stahl oder einem Stahl-/Karbon-Fasergemisch transportiert. Für den LKW Verkehr prognostiziert der Verband Erdgas einen Boom des LNG (Liquified Natural Gas), dessen Dichte nochmal höher ist und Reichweiten auf bis zu tausend Kilometer erreicht.

Weg frei für Erdgasautos

Dass Leistungsstärke, Umweltfreundlichkeit und Emotionen sich nicht ausschließen wollte Volkswagen schon im Jahr 2010 mit dem Scirocco-R-Cup Markenpokal zeigen und damit die Akzeptanz von Bio-CNG beschleunigen. Ich will Spaß, ich geb‘ Gas – im doppelten Sinne.

Fakt ist: An dieser Art der Mobilität wird kein Weg mehr vorbeiführen, sollen die Klimavorgaben erfüllt werden. Höchste Zeit daher, dass die Hersteller endlich alle Erdgasmodelle anbieten und die Politik bei ihren Umweltbilanzen diese Art der Fortbewegung mehr in den Fokus rückt. Obwohl das Bundesemissionsschutzgesetz sagt, dass mindestens 6,25 Prozent aller verkauften Kraftstoffe aus regenerativen Quellen stammen müssen, hat die Politik und speziell das Umweltministerium einen anderen Weg gewählt und zeigt de facto kein Interesse an solchem Sprit wie etwa dem C.A.R.E. Diesel. Dies ist ein aus hundert Prozent regenerativen, nicht-fossilen Quellen hergestellter synthetischer Diesel, mit dem Dieselfahrzeuge umgehend betankt werden könnten und damit deutlich weniger Emissionen erzeugen als mit dem üblichen Diesel-Kraftstoff.

Dekarbonisierung mit Hilfe von Erdgas

Mit LNG können die CO2-Emissionen in der Schifffahrt und bei Lkws reduziert werden. Foto: Shell

Auf dem Weg in eine klimafreundliche Mobilität kann der Verbrennungsmotor nach wie vor eine wichtige Rolle spielen, wenn er denn künstliche oder Biokraftstoffe tankt. Timm Kehler, Vorstand des Verbandes Zukunft Erdgas, fasst die vielen positiven Eigenschaften des Kraftstoffs zusammen, den er als elementaren Teil der Energiewende sieht: „Hohe Reichweiten, deutlich reduzierte Schadstoff- und CO2-Emissionen sowie günstige Unterhaltskosten – das sind nur einige der Punkte, die für Erdgas-Fahrzeuge sprechen. Und neben dem Geldbeutel profitiert auch das Klima.

Denn dank 100 Prozent Biogas sind Fahrzeughalter und Logistiker schon heute klimaneutral unterwegs. Immerhin wird er bereits an fast 150 Tankstellen bundesweit angeboten. In Form von flüssigem Erdgas (LNG) eignet er sich aufgrund seiner hohen Energiedichte auch hervorragend für den Fernstrecken-Schwerlastverkehr. Das sind beste Voraussetzungen, um in Sachen Verkehrswende einen Gang hochzuschalten.“

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Susanne Roeder
Während des Studiums der englischen und klassischen Philologie in Freiburg, Cambridge, Oxford und Promotion in englischer Sprache arbeitete sie bei BBC Radio Oxford und deutschen öffentlich-rechtlichen Sendern. Bei einer Agentur mit Mercedes als Hauptkunden begann ihre Liebe für Automobile. Nach Stationen als Pressesprecherin in der Industrie ist sie mit Globaliter Media selbständige Journalistin.

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