Schulze: Brauchen mehr Tempo beim Klimaschutz

Schulze: Brauchen mehr Tempo beim Klimaschutz
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) und der Präsident des Umweltbundesamtes Dirk Messner. © dpa

Deutschland hat sein Klimaziel für 2020 geschafft. Das lag indes auch an der Corona-Krise. Deshalb sprach sich Bundesumweltministerin Svenja Schulze für mehr Tempo beim Klimaschutz aus.

Dass Deutschland sein Klimaziel im vergangenen Jahr nun doch geschafft habe, sei kein Grund zum Ausruhen, sagte die SPD-Politikerin am Dienstag in Berlin.

So müsse das geplante Ausbautempo für Wind- und Sonnenstrom in diesem Jahrzehnt verdoppelt werden. Weil das sogenannte Sektorziel bei Gebäuden knapp verfehlt wurde, muss Bauminister Horst Seehofer (CSU) ein Sofortprogramm mit zusätzlichen Maßnahmen auflegen.

Weniger Verkehr durch Corona

Ohne die Folgen der Corona-Krise wäre das Klimaziel 2020 insgesamt vermutlich knapp verfehlt worden, sagte Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes. Vor allem im Bereich des Verkehrs habe es Corona-Effekte gegeben, weil etwa weniger lange Strecken durch Pkw zurückgelegt wurden. Das Sektorziel wurde hier erreicht. Messner sieht dennoch „Handlungsdruck“.

Insgesamt emittierte Deutschland vergangenes Jahr knapp 739 Millionen Tonnen Treibhausgase. Im Vergleich zu 1990 sanken die Emissionen um 40,8 Prozent. Ziel war ein Gesamtrückgang um 40 Prozent.

Das Klimaschutzgesetz sieht für einzelne Sektoren wie Verkehr, Energiewirtschaft und Industrie zulässige Jahresmengen vor. In allen Sektoren wurden diese Mengen unterschritten – nur im Gebäudebereich nicht. Dem Umweltbundesamt zufolge sind die Emissionen in den Haushalten leicht gestiegen.

Emissionsdaten werden geprüft

Es greift nun ein im Gesetz vorgesehener Mechanismus: Zunächst bewertet bis Mitte April ein Expertenrat für Klimafragen die Emissionsdaten. Nach Vorlage dieser Bewertung muss Seehofer binnen drei Monaten ein Sofortprogramm vorlegen, das die Einhaltung der Emissionsmengen für die folgenden Jahre sicherstellen soll.

Schulze sagte, es werde ankommen auf mehr Videokonferenzen statt Dienstreisen, auf eine Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene, den Ausbau von Radwegen sowie den Umstieg auf die Elektromobilität. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) erklärte: „Wir werden sehr genau prüfen, wie groß der Corona-Effekt durch vermehrte Arbeit im Homeoffice war und ob sich der Trend langfristig verstetigen wird.“ An der Notwendigkeit ambitionierter Klimaschutzmaßnahmen habe sich nichts geändert.

Die Klima-Allianz Deutschland nannte den Rückgang der Emissionen einen Einmaleffekt der Corona-Krise. „Was wir aber brauchen, ist eine wirksame Klimapolitik – sonst werden die Emissionen wieder steigen“, so Geschäftsführerin Christiane Averbeck. In einem Appell fordern zahlreiche Klima-, Umwelt-, Entwicklungs- und Sozialverbände sowie Kirchen, das deutsche Klimaziel für 2030 anzuheben. (dpa)

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