Kia Picanto: Kleiner ganz groß

Neue Generation

Kia Picanto: Kleiner ganz groß
Nicht nur der Picanto soll Kia zum Erfolg führen © Kia

Kia hat dem Picanto die neue Markenstruktur eingepflanzt. Der Kleinwagen aus Korea tritt nun eher selbstbewusst statt niedlich auf.

Von Benjamin Palm

Seine Kinderschuhe hat der kleine Kia Picanto abgestreift. In der neuen Generation, die in Deutschland bereits im Mai auf den Markt kommt, vollzieht der Koreaner den Imagewandel: Statt als niedlicher Cityflitzer tritt er nun selbstbewusst und eine Spur sportlicher auf, wie es sich für einen herangereiften Erwachsenen gehört. Zu dem ab 9390 Euro erhältlichen Fünftürer gesellt sich erstmals ab Herbst auch eine dreitürige Version, deren Preise bei 8990 Euro beginnen.

Design-DNA übertragen

Kias Kleinster bekennt Farbe: Die Front ziert nun das typische Markengesicht mit dem Kühlergrill mit Doppeltrapez-Struktur, den bereits die größeren Geschwister Venga und Sportage vor sich herfahren. Die serienmäßigen Tagfahrleuchten erinnern an die lauernden Augen einer Raubkatze und auch die ausgestellten Radhäuser unterstreichen den sportlich-selbstbewussten Charakter.

Wer sich noch mehr Aggressivität wünscht, kann zum Dreitürer greifen, der mit seiner modifizierten Frontpartie noch unternehmenslustiger wirkt als sein fünftüriges Pendant. Das Heck wird in beiden Versionen durch eine große Scheibe mit viel Durchblick zum Einparken und Rangieren dominiert.

Auf Alltagstauglichkeit ausgelegt

Der Innenraum des Kia Picanto ist auf Robustheit ausgelegt Kia

Wie es sich für ein kleines Stadtauto gehört, ist der Innenraum auf Robustheit und Alltagstauglichkeit ausgelegt. Die vorherrschende Kunststoffplaste im Cockpit wird unter anderem durch Zierblenden aufgelockert. Die wichtigsten Bedienelemente erreicht der Fahrer problemlos, intuitiv kennt er die Handhabung. Die beiden Vordersitze sind auf kurzen Strecken ausreichend bequem. Trotz gewachsener Beinfreiheit suchen größere Personen die richtige Sitzposition aber recht lange, da sich der Platz des Fahrers nur in den teureren Ausstattungslinien in der Höhe verstellen lässt und auch das Lenkrad nur höhen-, nicht aber tiefenverstellbar ist.

Auf die zweigeteilte Rückbank passen größenbedingt ohnehin nur Kinder. Mit dem auf 200 Liter Volumen vergrößerten Kofferraum werden Schulranzen und Einkaufstüten transportiert, bei mehr Gepäck muss umgeklappt werden.

90 Gramm CO2 bei LPG-Version

Der Einstieg des Kia Picanto beginnt mit einem Dreizylinder-Benziner Kia

Sobald alles an Bord ist, kann die Fahrt losgehen. Für den Vortrieb stehen zwei Benziner zur Verfügung, im Herbst folgt eine Flüssiggas-Variante. Den Einstieg bildet ein Dreizylinder-Ottomotor, der aus einem Liter Hubraum 51 kW/69 PS schöpft. Im unteren Drehzahlbereich gibt er sich quirlig und zieht gut, bei höheren Geschwindigkeiten auf der Landstraße oder der Autobahn wird es jedoch zäh. Überholvorgänge brauchen ihre Zeit, bei der mit Geduld und Rückenwind erreichten Höchstgeschwindigkeit von 153 km/h gibt sich das Triebwerk hörbar angestrengt. Ansonsten geht es jedoch überraschend leise zu, der für einen Dreizylinder typisch raue Ton bleibt aus. Und auch die Verbrauchswerte können sich sehen lassen: Mit optionaler und gut funktionierender Start-Stopp-Automatik werden genormt nur 4,1 Liter Super auf 100 Kilometern verbraucht, wenn sparsam mit dem Gasfuß umgegangen wird.

Spritziger ist zweifelsohne der 1,2-Liter-Vierzylinder. Der Benziner meistert mit seinen 63 kW/85 PS Leistung auch einmal schnellere Fahrten, bergauf geht es ohne Schnaufen. Ein Durchschnittsverbrauch von 4,5 Litern Super geht ebenfalls in Ordnung. Motormäßig wird 2012 zudem eine turbogeladene Version des kleinen Dreizylinders folgen. Umweltfreundlicher ist die 60 kW/82 PS starke Flüssiggas-Variante, die 5,6 Liter LPG auf 100 Kilometern verlangt und nur 90 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt. Aus diesem Grund und sicherlich auch wegen mangelnder Nachfrage wird kein Dieselaggregat mehr angeboten. Ist keine Autogas-Tankstelle in der Nähe, dient ein 10-Liter-Benzintank als Notreserve für die nächsten 150 Kilometer.

Selbstbewusstsein statt Niedlichkeit

ESP bietet Kia beim Picanto erst spät an Kia

Durch das verhältnismäßig schwergängige Lenkrad wird das Ausweichen von Hindernissen zur Schwerarbeit. Werden Schlaglöcher und andere Unebenheiten einmal übersehen, federt der kleine Koreaner sie aber gut weg. Die Insassen spüren kaum eine Rüttelei. Anders sieht es in schnellgefahrenen Kurven aus: Fahrer und Passagiere rutschen auf ihren Sitzen hin und her, und das Fahrzeug drückt fleißig über die Achse. Ein großer Nachteil hierbei ist, dass der Schleuderschutz ESP erst in der höchsten Ausstattungslinie an Bord ist. In der Basisversion wird er gar nicht angeboten und kann im Ernstfall daher auch nicht eingreifen. Für die Sicherheit gibt es sechs Airbags.

Zum stattlichen Kleinwagen für die Stadt ist der gewachsene Kia Picanto gereift. Statt Niedlichkeit setzt er auf mehr Selbstbewusstsein. Und dies kann trotz der kleinen Schwächen im Detail dennoch überzeugen. Sparsame Motoren treffen den Zeitgeist und auch der Preis, der deutlich unter der 10.000-Euro-Marke bleibt, stimmt. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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