«Premium-Segment relativ stabil»

Jaguar-Vertriebschef Axel Ecke

«Premium-Segment relativ stabil»
Jaguar-Vertriebschef Axel Ecke © Jaguar

Jaguar wächst seit der Krise 2009 kontinuierlich. Im Interview mit der Autogazette spricht Jaguar-Vertriebschef Axel Ecke über die Ziele und neue Modelle der britischen Premiummarke.

Der Autobauer Jaguar zeigt sich von der Absatzkrise unbeeindruckt. «Wir merken natürlich auch, dass die konjunkturellen Bedingungen in Deutschland angespannter werden und der Wettbewerbsdruck zunimmt. Aber es ist insbesondere das Volumensegment betroffen. Das Premiumsegment, in dem sich Jaguar und Land Rover positioniert, ist relativ stabil, was uns positiv in das neue Jahr blicken lässt», sagte Jaguar-Vertriebschef Axel Ecke im Interview mit der Autogazette.

Vor diesem Hintergrund zeigt sich Ecke zuversichtlich, dass das ursprünglich für 2014 ausgegebene Ziel von 15.000 verkauften Modellen früher erreicht werden dürfte. «Wir merken natürlich auch, dass die konjunkturellen Bedingungen in Deutschland angespannter werden und der Wettbewerbsdruck zunimmt. Aber es ist insbesondere das Volumensegment betroffen. Das Premiumsegment, in dem sich Jaguar und Land Rover positioniert, ist relativ stabil, was uns positiv in das neue Jahr blicken lässt.»

Hohe Bedeutung für Jaguar XF Sportbrake

In den kommenden fünf Jahren sollen 40 Modellneuerungen das Wachstum weiter fördern. Dabei kommt dem Jaguar XF Sportbrake eine hohe Bedeutung zu. «Der XF Sportbrake wird unter Volumen-Gesichtspunkten eine Relevanz entwickeln. Mit dem XF Sportbrake möchten wir auch Gewerbetreibende mit einem kleinen bzw. mittelgroßen Fuhrpark ansprechen», so Ecke weiter.

Allerdings werde der 2013 auf den Markt kommende F-Type «unter Image-Gesichtspunkten» wichtiger sein. Ecke sieht es für die Marke als größte Herausforderung an, «aus der Bekanntheit der Marke Jaguar auch eine entsprechende Produktbekanntheit abzuleiten.» Ob – wie bei Land Rover – dabei in mittelbarer Zukunft ein Fahrzeug mit Diesel-Hybrid-Antrieb helfen werde, kann Ecke noch nicht bestätigen, aber es «ist wahrscheinlich kein Zufall, dass das Limo Green-Konzept auf dem XJ basiert.»

40 Modellneuerungen in den kommenden fünf Jahren

Autogazette: Herr Ecke, was sagt Ihnen das Wort «Absatzkrise»?

Axel Ecke: Das Wort «Absatzkrise» liest man derzeit viel in der Presse. Wir merken natürlich auch, dass die konjunkturellen Bedingungen in Deutschland angespannter werden und der Wettbewerbsdruck zunimmt. Aber es ist insbesondere das Volumensegment betroffen. Das Premiumsegment, in dem sich Jaguar und Land Rover positioniert, ist relativ stabil, was uns positiv in das neue Jahr blicken lässt.

Autogazette: Vor 18 Monaten wurde das Ziel ausgegeben, dass Jaguar und Land Rover in den kommenden vier Jahren 15.000 Verkäufe pro Jahr tätigen werde. Dieses Ziel könnte wohl schon im kommenden Jahr fallen?

Ecke: Wir möchten den Mund nicht zu voll nehmen, aber mit den neuen Modellen ist es durchaus ein realistisches Ziel, auf das wir hinarbeiten werden. Jaguar und Land Rover liegen in diesem Jahr nach zehn Monaten bei über 13.000 Fahrzeugen. Die Stückzahl alleine ist aber für uns nicht ganz so wichtig. Die erfolgreiche, sprich‘ rentable Marktbearbeitung ist viel wichtiger, so in Kürze mit der Einführung des neuen XF Sportbrake und des Range Rover, wie auch des Jaguar F-Type Mitte nächsten Jahres.

Autogazette: Das heißt, es werden neue Ziele ausgegeben?

Ecke: Nein. Wir haben in 2010 einen Fünf-Jahres Plan für Deutschland aufgestellt und daran arbeiten wir. Allerdings geben wir keine genaue Prognose, denn die Marktsituation ist schwer einzuschätzen.

Autogazette: Und für 2014, wenn die 15.000 verkauften Einheiten geschafft sind?

Ecke: Der Fünf-Jahres Plan basiert Wachstum, u.a. durch neue Modellen. Unser CEO Dr. Speth hat rund 40 Modellneuerungen in den kommenden fünf Jahren angekündigt und entsprechend ambitioniert sind unsere Pläne.

«Möchten mit neuen Modellen weiter wachsen»

Der Jaguar F-Type kommt zunächst als Roadster auf den Markt.
Der Jaguar F-Type kommt 2013 Jaguar

Autogazette: Gibt es denn das Ziel, mit beiden Marken irgendwann einmal beim Marktanteil eine Eins vor dem Komma zu haben?

Ecke: Jaguar und Land Rover sind in den Premiumsegmenten positioniert, deshalb ist es wenig sinnvoll über den Gesamt-Marktanteil zu sprechen.

Autogazette: Und der Segmentanteil stellt zufrieden?

Ecke: Jaguar ist im Premiumsegment die größte Importmarke. Besonders unsere Sportlimousine in der oberen Mittelklasse, der Jaguar XF, die mit dem neuen Vierzylinder-Diesel zu Preisen ab 45.900 Euro erhältlich ist, hat sich sehr gute entwickelt. Aber wie gesagt, möchten wir mit den neuen Modellen weiter wachsen.

Autogazette: Der Evoque ist seit neuestem der Volumenbringer für Range Rover. Wird der XF Sportbrake diese Rolle für Jaguar übernehmen?

Ecke: Der XF Sportbrake wird unter Volumen-Gesichtspunkten eine Relevanz entwickeln. Das Fahrzeug wird auf dem Straßenbild erkennbar sein. Unter Image-Gesichtspunkten wird der neue F-Type im kommenden Jahr für die Marke Jaguar jedoch wichtiger sein.

«Jaguar steht für Luxus, Exklusivität ind Individualität»

Mit dem XF Sportbrake kehrt Jaguar in das Kombisegment zurück.
Der Jaguar XF Sportbrake soll flottenkunden ansprechen Jaguar

Autogazette: Wie definieren Sie denn das Image von Jaguar. Haftet der Marke immer noch das Stigma des extrem Teuren an?

Ecke: Wir sind mit unserem Angebot sehr wettbewerbsfähig, da unsere Preise ausstattungsbereinigt immer etwas unter dem deutschen Wettbewerber liegen. Aber Jaguar steht für Luxus, Exklusivität und Individualität und in der Vergangenheit war Jaguar in Deutschland hauptsächlich mit den luxuriösen Modellen XJ und XK präsent. Doch Jaguar hat sich weiterentwickelt und ist mittlerweile eine moderne und spannende Marke, die auch im mittleren Segment attraktive Modelle anbietet. Diese sind immer noch Ausdruck eines besonderen Lebensstils, jedoch ist die Marke heute für ein breiteres Publikum erreichbar.

Autogazette: Wird der Sportbrake besonders bei den Flottenkunden den gewissen Lebensstil zum Ausdruck bringen?

Ecke: Der Anteil von Kombis im Premiumsegment liegt bei rund 60 Prozent, davon sind 45 Prozent in der gewerblichen Nutzung. Von daher versprechen wir uns auch hier Wachstumsmöglichkeiten. Ich gehe aber davon aus, dass wir mit dem attraktiven und eleganten XF Sportbrake auch viele private Kunden ansprechen werden.

Autogazette: Aber Kombimodelle sind doch gerade für den Flottenmarkt interessant?

Ecke: Jaguar hat per se immer einen höheren Privatkundenanteil als der Wettbewerb. Aber mit dem XF Sportbrake möchten wir auch Gewerbetreibende mit einem kleinen bzw. mittelgroßen Fuhrpark ansprechen. Hierzu bieten wir auch unser neues Full-Leasing an.

Autogazette: Gibt es denn Bestrebungen, die Distanz zu den deutschen Mitbewerbern bei den Flottenkunden zu mindern?

Ecke: Rein unter den Gesichtspunkt der Stückzahlen werden wir da nicht heranreichen. Mit Jaguar sprechen wir eher die Management-Etagen in den Firmen an. Wir haben keine Volumenambitionen, möchten aber unsere Relevanz erhöhen.

Autogazette: Was bedeutet das?

Ecke: Wir rechnen uns bei den bereits erwähnten kleinen und mittelgroßen Flotten Chancen aus. Bei großen Flotten sehen wir uns konditionell und auch unter logistischen Gesichtspunkten nicht in der Lage, den Mitbewerbern das Wasser zu reichen. Das ist aber auch nicht unsere Absicht.

«Jaguar wird mit neuen Konzepten und Ideen überraschen»

Der Jaguar XJ L ist 5,25 Meter lang.
Der Jaguar XJ ist das Flaggschiff der Marke Jaguar

Autogazette: Jaguar kämpft also mit Volvo um den vierten Platz?

Ecke: Für uns ist wichtig, dass wir profitabel sind und profitabel wachsen und unsere Kernwerte beibehalten.

Autogazette: Da sehen Sie die Marke auf dem Weg?

Ecke: Wir sehen uns auf einem guten Weg. Der XF wächst und der XF Sportbrake kommt komplett neu in ein Segment, das einen Kombianteil von knapp 60 Prozent hat. Von daher sind wir optimistisch und zuversichtlich genug, unseren Marktanteil ausdehnen zu können.

Autogazette: Ist denn mit der Einführung des XF Sportbrake und des F-Type die Modelloffensive beendet oder wird es weitere neue Modelle geben?

Ecke: Das nächste Jahr steht im Zeichen des F-Type. Aber Jaguar wird auch in den kommenden Jahren mit neuen Konzepten und Ideen überraschen. So werden wir auch die Allradtechnik bei Jaguar einführen, ein Novum für die Marke.

«Premiumsegment relativ stabil»

Autogazette: Die Schere zwischen arm und reich geht auch in Deutschland immer weiter auseinander. Machen sich die gesellschaftlichen Veränderungen bereits bemerkbar oder wird es später welche geben?

Ecke: Seit dem Jahr der Krise 2009 hat sich das Premiumsegment als relativ stabil erwiesen. Und gerade das SUV-Segment wächst weiter. Wenn man Experten Glauben schenken kann, wird das Premiumsegment auch in der kommenden Zeit stabil bleiben.

Autogazette: Kennen denn jetzt mehr Menschen nicht nur die Marke, sondern auch die Modelle von Jaguar?

Ecke: Es hat sich schon über die Jahre verbessert, aber wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen. Es ist die größte Herausforderung für uns, aus der Bekanntheit der Marke Jaguar auch eine entsprechende Produktbekanntheit abzuleiten und auch zu erfahren. Denn wer einmal in einem Jaguar gesessen hat, ist ein potenzieller Kunde.

Autogazette: Darum sollen auch die Händler weiter aufgestockt werden?

Ecke: Wir werden das Händlernetz von gegenwärtig 63 Jaguar-Standorten bis zum Jahr 2015 auf 85 steigern. Dabei ist unsere präferierte Händlerstruktur der Dual Brand-Händler, sprich gemeinsam mit Land Rover.

Autogazette: Wie viele sind derzeit Dual Brand-Händler?

Ecke: Von den 63 Standorten haben 60 auch Land Rover im Programm.

«Verschließen uns nicht den Zukunftstechnologien»

Die Jaguar-Studie Limo Green basiert auf einem Diesel-Hybrid-Antrieb.
Die Jaguar-Studie Limo Green basiert auf Diesel-Hybrid-Technik Jaguar

Autogazette: Ein Diesel-Hybrid kommt, auch ein Modell mit Range Extender ist im Gespräch. Gibt es einen klaren Weg für Jaguar Land Rover, welche alternativen Antriebe die Zukunft bestimmen werden oder fällt das noch unter das Thema «Spielwiese»?

Ecke: Unser Konzept Limo Green auf der Basis des XJ war ein Anfang mit alternativen Antrieben und wir werden auf diesem Sektor weitere Studien zeigen. Wir verschließen uns nicht den Zukunftstechnologien, aber Konkretes kann ich noch nicht sagen.

Autogazette: Aber ein Hybrid-Auto ist doch schon recht konkret . . .

Ecke: . . . das kann ich für Jaguar heute nicht bestätigen.

Autogazette: Ein Range Rover Diesel-Hybrid kommt im nächsten Jahr. Wäre dieser Antrieb nicht auch für Jaguar-Kunden ein gewisser Anreiz, da Hybrid im Premium-Segment eine immer größer werdende Rolle spielt?

Ecke: Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass das Limo Green-Konzept auf dem XJ basiert . . .

Autogazette: . . . und dann den XF Sportbrake als neues Volumenmodell ablöst?

Ecke: Jetzt gehen wir erst einmal von einer erfolgreichen Einführung des XF Sportbrake aus. Und er hat das Potenzial, ein Volumenmodell in Deutschland zu werden.

Das Interview mit Axel Ecke führte Thomas Flehmer

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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