Skoda-Vorstand: Yeti könnte 2009 kommen

Skoda legt große Erwartungen in den Roomster. Im Interview mit der Autogazette spricht Entwicklungsvorstand Harald Ludanek über die vierte Modellreihe, Absatzerwartungen und Planungen des tschechischen Autobauers.

Der tschechische Autobauer Skoda hat am 2. September mit dem Roomster in Deutschland seine vierte Modellreihe auf den Markt gebracht. «Der Roomster wird ein wichtiges Modell für uns. Skoda hat gezeigt, dass die Marke stark genug ist, ein solches neues Auto als vierte Modellreihe anzubieten. Mit Blick auf die Absatzzahlen wollen wir in Deutschland 2007 mindestens 15.000 Autos verkaufen», sagte Skoda-Entwicklungs-Vorstand Harald Ludanek im Interview mit der Autogazette. Weltweit rechnet Ludanek damit, «dass wir mehr als 50.000 Fahrzeuge pro Jahr in bester Qualität bauen werden». Das Werk in Kvasiny sei sogar darauf ausgelegt, bis zu 80.000 Fahrzeuge pro Jahr zu fertigen, sagte der Manager.

Yeti könnte 2010 kommen

Mit Blick auf neue Modelle stellte Ludanek fest, dass Skoda auf der Basis des Showcars Yeti einen SUV und damit die fünfte Modellreihe auf den Markt bringen wird. «Ein Auto wie der Yeti könnte also 2009/ 2010 kommen», sagte Ludanek.

Wie Ludanek sagte, werde das Modulverfahren, auf dem der Roomster basiert, auf jeden Fall im gesamten VW-Konzern weiterentwickelt. «Es bietet die Möglichkeit, Teile von bestehenden Plattformen flexibler einsetzen zu können. Dadurch wird ermöglicht, neue Fahrzeugsegmente zu erschließen, ohne dafür gleich eine neue Plattformen entwickeln zu müssen. Wir sparen somit hohe Entwicklungsaufwendungen und können Fahrzeuge auch in Segmenten positionieren, die kleinere Absatzvolumina bringen», so Ludanek.

«Mutiges Design gewählt»

Der Roomster Foto: Werk

Autogazette: Herr Ludanek, Skoda hat am 2. September mit dem Roomster seine lang erwartete vierte Modellreihe an den Start geschickt. Hätte ein solches Auto nicht früher kommen müssen?

Harald Ludanek: Natürlich kann man immer die Frage stellen, ob ein solches Auto nicht hätte eher kommen müssen. Doch für uns war wichtig, mit dem richtigen Konzept auf den Markt zu kommen. Wären wir früher gekommen, hätten wir uns vielleicht für ein eher konventionelleres Design entschieden. Wir haben jedoch den Schritt gewagt, dass mutigere Design zu wählen, um uns somit von unseren Mitbewerbern abheben zu können

Autogazette: Mitbewerber wie Renault mit dem Kangoo oder Opel mit dem Meriva haben ein ähnliches Auto wie den Roomster seit längerem im Angebot. Warum hat Skoda den Trend hin zu einem flexiblen Van nicht früher erkannt?

«Haben uns Zeit gelassen»

Harald Ludanek: Für Skoda war es zunächst wichtig, sich mit attraktiven Modellen wie dem Fabia, Octavia und Superb in drei klassischen Segmenten zu positionieren. Die Hausaufgaben waren gemacht. Unserer Strategie eines qualitätsvollen Marken-Aufbaus entsprechend, haben wir uns bewusst dafür entschieden, uns bei der Entwicklung lieber etwas Zeit zu lassen. In manchen Situationen kann es auch vorteilhaft sein, nicht immer der Erste zu sein, dafür aber mit cleveren Ideen und ausgereiften preiswerten Konzepten einmal mehr zu überraschen.

Autogazette: Ist der späte Markteintritt mit einem Modell wie dem Roomster auch damit zu erklären, dass man bei Skoda dafür keinen Handlungsdruck sah. Schließlich verbucht die Marke von Jahr zu Jahr mit den bestehenden Modellen immer neue Rekordabsätze.

Harald Ludanek: Sie müssen sich vor Augen halten, wann die Erfolge von Skoda nochmals zugelegt haben. Die Dynamik setzte 2003/2004 ein. Dank des neuen Octavia konnten wir 2005 ein sehr gutes Geschäftsjahr verzeichnen, auch 2006 wird wieder erfolgreich werden. Skoda ist keine reiche Marke. Wir müssen uns das Geld für neue Modelle auch erst selbst verdienen. Wenn man sich nun anschaut, dass die Entwicklung des Roomsters ins Jahr 2003 zurück reicht, dann liegen wir damit gut im Rennen.

Neue Designhandschrift

Harald Ludanek bei der Präsentation des Roomster Foto: Werk

Autogazette: Der Rooomster trägt eine andere Designhandschrift als der Fabia, der Octavia oder der Superb. Werden sich auch zukünftige Fahrzeuge des Unternehmens an dem Roomster orientieren?

Harald Ludanek: Ja, sicherlich. Wir sind im Design mutiger geworden. Und diese Designhandschrift von Thomas Ingenlath, der jetzt im Designzentrum in Potsdam arbeitet und auch den Octavia entworfen hat, werden wir weiter verfolgen. Nun ist Jens Manske unser Chef-Designer. Unter seiner Leitung wird es Nachfolgeprodukte geben, bei denen sich ebenfalls Features wieder finden werden, die für die Markenidentität von Skoda stehen: Beispielsweise die Chromeinfassung am Grill, die neuen Frontleuchten, das C-Design der Rückleuchten. Wir werden unser Design also weiterentwickeln, dennoch bei unseren Kernelementen bleiben.

Autogazette: War es Absicht, dass das Design des Roomster polarisieren sollte. Wer das Auto betrachtet, mag es entweder oder er mag es gar nicht. Dafür sorgt vor allem der Stilbruch der Seitenlinie durch die unterschiedlichen Höhen der vorderen und hinteren Seitenfenster.

Harald Ludanek: Das ist richtig. Dieses Fahrzeug polarisiert. Doch das ist nötig, wenn man sich von den Mitbewerbern absetzen will, die Fahrzeuge im Kastendesign anbieten. Deshalb haben wir genau die Reaktionen des Publikums analysiert, als wir 2003 das Showcar des Roomsters zeigten. Wenn der Roomster schon polarisiert, dann hoffen wir, dass er 80 Prozent der Kunden gefällt und vielleicht 20 Prozent eher zögerlich sind oder es ablehnen. Das wäre ein Verhältnis, mit dem wir leben könnten.

«Auch an ältere Kunden gedacht»

Autogazette: Soll die Marke Skoda mit dem Roomster ein jugendlicheres Image erhalten? Die bisherigen Modelle sehen zwar ansehnlich aus, sorgen indes für keinen Aha-Effekt.

Harald Ludanek: Jeder will etwas moderner und jugendlicher sein. Autos mit einem solchen Image lassen sich besser als eines mit einem ausschließlich traditionellem Markenimage verkaufen. Man muss aber aufpassen, nicht extrem jugendlich, nicht extrem sportlich zu werden. So etwas lässt sich leicht erreichen, verfügt jedoch nur über eine geringe Haltbarkeit. Wir bieten mit dem Roomster zwar ein frischeres Design an, haben dennoch aber auch an unsere ältere Kundschaft gedacht. Für diese Klientel haben wir auf die Praktikabilität geachtet: So lässt sich im Roomster dank seiner erhöhten Sitzposition leichter ein- und aussteigen. Das gefällt auch mir sehr gut, obwohl ich mich noch nicht so alt fühle.

Autogazette: Das Ziel eines Entwicklungs-Vorstandes muss sein, möglichst viele innovative Fahrzeugen zu konzipieren. Was für ein Fahrzeug würde denn jetzt noch gut ins Portfolio passen?

Harald Ludanek: Wir haben eine vierte Modellreihe zwischen die Lebenszyklen unserer Modellreihe hinein geschoben. Wir müssen jetzt den Fokus auf unsere bestehenden Produkte richten, die wir nicht altern lassen dürfen. Als nächstes werden wir im kommenden Jahr in Genf den neuen Fabia zeigen. Danach folgen die einzelnen Varianten dieses Modells.

Autogazette: Auf dem Autosalon Paris zeigt Skoda den Octavia Scout, ein Derivat des 4x4. Denkt man dieses Konzept zu Ende, dann müsste logischer Weise ein SUV folgen.

Harald Ludanek: Das könnte ich mir auch gut vorstellen.

«Yeti nicht aus Spaß gemacht»

Die Studie des Yeti Foto: Werk

Autogazette: Wie gut können Sie sich das vorstellen?

Harald Ludanek: Wir haben den Yeti ja bereits als Showcar gezeigt. So etwas haben wir ja nicht nur aus Spaß gemacht.

Autogazette: Wann ist mit einem solchen SUV zu rechnen?

Harald Ludanek: Einen genauen Termin gibt es hier noch nicht.

Autogazette: Die Entwicklung des Roomster hat 29 Monate gebraucht.

Harald Ludanek: Ja, seit dem Design-Freeze. Ein Auto wie der Yeti könnte also 2009/2010 kommen.

Autogazette: Der Roomster wird für knapp 13.000 Euro angeboten. Ausgestattet ist das Fahrzeug indes nicht serienmäßig mit ESP. Liegt die Sicherheit der Kunden Ihnen so wenig am Herzen?

Harald Ludanek: Ganz im Gegenteil. Für einen Einstiegspreis von 12.990 Euro ließ sich ESP nicht realisieren. Der Kunde kann es aber für 300 Euro Aufpreis bestellen. In Ländern mit einer entsprechenden Fahrdichte wird es bestellt werden. Wir wollen aber auch in Märkte gehen, wo die Kunden noch viel preissensibler sind. Da haben sie überhaupt keine Chance, ESP anzubieten. Wir können nicht Gefahr laufen, uns aus dem Wettbewerb herauszupreisen. Deshalb diese Doppelentwicklung mit und ohne ESP. Wichtiger für uns ist aber, dass der Roomster aufgrund seiner verwendeten Metallstrukturen und hochfesten Werkstoffen ein in sich sicheres Fahrzeug ist und eine stabile Fahrgastzelle besitzt. Dies kommt der Sicherheit genauso zu Gute wie der Fahrdynamik.

«Das ist einfach genial»

Autogazette: Wenn Sie sich den Skoda anschauen. Sind Sie mit dem Fahrzeug dann rundherum zufrieden?

Harald Ludanek: Ich bin von der Gesamt-Entwicklungsreife sehr zufrieden. Ich fahre den Roomster selbst als Dienstwagen. Ich bin vor allem damit zufrieden, dass er sehr tauglich für Langstrecken ist. Ich fahre häufig die Strecke Mlada Boleslaw nach Wolfsburg: Ich habe keine Rückenprobleme oder andere Wehwehchen. Ich fühle mich rundum wohl in dem Wagen. Er bietet eine gute Rundumsicht, lässt sich leicht und wendig chauffieren und mit dem 1,9l 77 kW TDI Motor fährt er zudem noch sparsam. Mit einer Tankfüllung kann man bei etwas sparsamer Fahrweise von Prag nach Wolfsburg und zurück fahren - das ist einfach genial. Für mich ist der Roomster ja das Fahrzeug, was ich von Anfang an betreut und mit meiner Entwicklungsmannschaft umgesetzt habe.

Autogazette: Die fünf Motorisierungen des Roomster sind allesamt mit einem Fünfganggetriebe ausgestattet. Denkt man darüber nach, einen sechsten Gang anzubieten?

Harald Ludanek: Es ist zur Zeit nicht geplant, ein Sechsganggetriebe zu bringen. Wir haben zwar ein Sechsganggetriebe im Konzernregal, doch es ist auch eine Kostenfrage. Zudem muss ein solches Getriebe auch zur Motorisierung passen.

Autogazette: Der Roomster basiert nicht auf einer existierenden Plattform, sondern ist eine komplette Neuentwicklung, für die jedoch Module aus dem Konzernregal benutzt wurden. Ist das ein Konzept, dass auch für weitere Modelle verfolgt werden soll?

Harald Ludanek: Es ist ein Verfahren, dass wir bei Skoda und bei VW weiterentwickeln werden. Wir waren die ersten im Konzern, die dieses Verfahren verwendet haben. Das Modulthema wird jedoch im gesamten VW-Konzern verfolgt. Es bietet die Möglichkeit, Teile von bestehenden Plattformen flexibler einsetzen zu können. Dadurch wird ermöglicht, neue Fahrzeugsegmente zu erschließen, ohne dafür gleich eine neue Plattformen entwickeln zu müssen. Wir sparen somit hohe Entwicklungsaufwendungen und können Fahrzeuge auch in Segmenten positionieren, die kleinere Absatzvolumina bringen. Dieses Modul-Konzept bietet langfristigere Planungsmöglichkeiten, muss aber natürlich auch stets zum entsprechenden Fahrzeugkonzept passen.

Hohe Absatzerwartungen

Autogazette: Für den Roomster lagen vor der Markteinführung am 2. September mehr als 8000 Vorbestellungen vor. Was erwarten Sie sich mit Blick auf die Absatzzahlen vom Roomster?

Harald Ludanek: Der Roomster wird ein wichtiges Modell für uns. Skoda hat gezeigt, dass die Marke stark genug ist, ein solches neues Auto als vierte Modellreihe anzubieten. Mit Blick auf die Absatzzahlen wollen wir in Deutschland 2007 mindestens 15.000 Autos verkaufen. Die weltweite Produktion in Kvasiny ist auf bis zu 80.000 Fahrzeuge pro Jahr ausgelegt. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mehr als 50.000 Fahrzeuge pro Jahr in bester Qualität bauen werden.

Das Interview mit Harald Ludanek führte Frank Mertens

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