Seat steigert Attraktivität des Altea

Seat steigert Attraktivität des Altea
Der Seat Altea © Foto: nz/Mertens

Seat hat den Altea noch einmal aufgewertet. Der Sport-Van ist noch variabler geworden. Damit ist der Spanier zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz zum Golf Plus geworden.

Von Frank Mertens

Seat kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus. Doch dafür sorgen weniger die Produkte des spanischen Autoherstellers als die Auseinandersetzungen mit der Belegschaft um Lohnkürzungen und Stellenabbau. Zudem haben jüngste Gerüchte um eine Neuausrichtung der Marke für Unruhe im Unternehmen gesorgt. Daran konnte auch die Aussage von Audi-Chef Martin Winterkorn nichts ändern, der sich in einem Interview zu Seat bekannte.

Sorgenkind Toledo

Dabei haben die Spanier innerhalb der zurückliegenden zwei Jahre ihre Modellpalette sukzessive erneuert. Erst kam der Altea, dann der Toledo und jüngst der neue Leon. Ein Trio, das Seat-Chef Andreas Schleef indes nicht ausschließlich Freude bereitet. Sein Sorgenkind ist der Toledo. Mit seinem unansehnlichen Hinterteil ist er zum Ladenhüter avanciert.

Den Absatz dieses Trios kurbelt vor allem der Altea an, den Seat selbst als Multi Sport Vehicle bezeichnet und der auf der Plattform des Golf basiert. Von den im Oktober laut Kraftfahrtbundesamtes (KBA) insgesamt 2663 verkauften Fahrzeugen dieser Dreierbande entfiel der Großteil auf den Altea. In den ersten neun Monaten diesen Jahres machte er nach Seat-Angaben über 49 Prozent der Verkäufe aus. Für den Leon entschieden sich über 35 und für den Toledo etwas mehr als 15 Prozent der Käufer.

Zugpferd Altea

Das Hinterteil des Altea Foto: nz/Mertens

«Der Altea ist ohne Frage unser Zugpferd, doch wir sind auch mit den Verkäufen des gerade erst gestarteten Leon sehr zufrieden», sagte Seat-Sprecherin Melanie Stöckl. «Ohne Frage bleibt der Toledo aber etwas hinter unseren Erwartungen zurück.»

Und der Sport-Van der Spanier wurde zum neuen Modelljahr noch einmal aufgewertet: Der Altea erhielt eine verschiebbare Rückbank. Ein Feature, über das auch der Golf Plus von der Konzernmutter Volkswagen verfügt. Doch bevor die Spanier diese die Variabilität steigernde Rücksitzbank in den Altea einbauen konnten, mussten sie erst einmal den Wolfsburgern den Vortritt lassen.

Doch nun kann auch Seat endlich auch seinen Kunden dieses Feature serienmäßig und ohne Aufpreis in dem mehrfach für sein Design ausgezeichnetem Altea anbieten. Signifikante Auswirkungen auf den Absatz sind durch die längs verstellbare Rücksitzbank zwar wohl nicht zu erwarten, doch die Attraktivität des Altea wird dadurch ohne Frage erheblich gesteigert.

Mehr Kofferraumvolumen

Der Kofferraum mit doppeltem Boden Foto: nz/Mertens

Nachdem sich das Kofferraumvolumen des Altea bislang bei aufgestellter Rückbank auf 409 Liter belief, sind es dank der Verschiebbarkeit 510 Liter geworden, also beachtliche 101 Liter mehr. Ein Umstand, den nicht nur junge Familien bei einem Ausflug mit den lieben Kleinen zu schätzen werden wissen. Eine kleine Hebelbewegung auf die links und rechts unter der Rücksitzbank angebrachten Bügel genügen, schön lassen sich die Sitze im Verhältnis Eindrittel zu Zweidrittel nach vorn bewegen. Wer noch mehr Platz benötigt, der kann die Rücksitzlehnen durch einen kleinen Zug an den seitlich an den Sitzen angebrachten Schlaufen mühelos nach vorn klappen - so entsteht schnell ein Gepäckraumvolumen von 1320 Litern.

Die Rücksitze lassen sich mühelos umklappen Foto: nz/Mertens

Der Altea bleibt mit seiner Länge von 4,28 Metern ausgesprochen kompakt. Das Einparken selbst in enge Parklücken ist für ihn kein Problem. Vorausgesetzt allerdings, man hat die elektronische Einparkhilfe geordert. Die hierfür fälligen 295 Euro sind gut angelegt, denn die Sicht nach hinten ist alles andere als optimal. Schade nur, dass es diese Einparkhilfe nicht auch für vorne gibt - auch hier wäre sie wünschenswert.

Sportlicher Van

Ansonsten wird der Seat Altea seinem Ruf als Sport-Van gerecht. Vor allem mit der von uns getesteten 2.0 TDI-Maschine (103 kW/140 PS). Für mich das überzeugendste aller vier Motoren im Angebot. Zwar ist der Motor aufgrund seiner Pumpe-Düse-Technik ständig präsent, doch wirklich störend ist das Dieselnageln nicht. Versöhnt wird man schnell durch die Spurtfähigkeiten der 140 PS-Maschine. Sie lassen den Altea mit dem exakt arbeitenden Sechsgang-Schaltgetriebe in 9,9 Sekunden von Null auf 100 km/h spurten.

Das maximale Drehmoment von 320 Nm liegt zwischen 1750 und 2500 Umdrehungen pro Minute an. Dieses breite Drehzahlband erlaubt ein ausgesprochen schaltfaules Fahren. Wer den Spanier ausfahren will, für den endet der Tachoanschlag auf den gut ablesbaren Instrumenten bei 201 km/h. Der Verbrauch wird vom Hersteller mit 5,9 Liter angegeben. Diesen Wert wird allerdings nur der erreichen, der sehr ökonomisch unterwegs ist. Bei den Testfahrten lag der Durchschnittsverbrauch bei 6,8 Litern, bei allerdings zugegeben flotter Fahrweise.

Gutes Kurvenverhalten

Die Seitenlinie des Altea Foto: nz/Mertens

Doch so richtig Spaß bereitet der Altea ohnehin abseits von Autobahnen. Seine Qualitäten entfaltet er erst insbesondere auf kurvenreichen Strecken. Hier fühlt sich der Altea in seinem Element. Der von uns gefahrene Testwagen - die Sport Edition - verfügte neben Sportsitzen auch über ein Sportfahrwerk. Damit lässt sich der Altea so gut wie nicht aus der Ruhe bringen - und wenn man doch in den Grenzbereich kommt, greift das ESP behutsam ein. Mit seinem Preis von 23.390 Euro erhält der Kunde ein umfassend ausgestattetes Fahrzeug. Zum Serienumfang gehören bei diesem Sondermodell neben Sportfahrwerk und Sportsitzen unter anderem die Climatronic, in der Höhe verstellbare Fahrer- und Beifahrersitze, Nebelscheinwerfer, ein Sportlederlenkrad und das Audio-System „CD2“. Dinge, für die man beim Golf Plus extra zur Kasse gebeten wird.

Sieht man einmal von dem nach wie vor billig anmutenden Plastikcharme des Armaturenbereichs ab, ist der Seat Altea eine ernstzunehmende Alternative zum Konkurrenten aus Wolfsburg.

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