Opel-Chef: Es geht einzig um schwarze Zahlen

Opel kann sich in Deutschland über positive Verkaufszahlen freuen. Am geplanten Stellenabbau ändere das aber nichts, sagte Opel-Chef Hans H. Demant der Netzeitung.

Hans H. Demant zeigt sich trotz der anhaltend schwachen Konjunktur mit Blick auf die Zulassungszahlen bei Opel weiter moderat optimistisch. «Opel war im gesamten europäischen Markt ausgesprochen stabil, in Deutschland war unsere Verkaufsentwicklung ausgesprochen positiv. Aber auf der europäischen Ebene sind wir noch nicht dort, wo wir hinwollen», sagte der Opel-Chef der Netzeitung.

Mit Profit zufrieden

Ob Opel, wie von Demant im März erhofft, am Ende des Jahres ein deutlich verbessertes Ergebnis präsentieren kann, steht noch nicht fest. «Ich bin momentan mit einigen Verkäufen sehr zufrieden. Ich bin auch damit zufrieden, was an Profit gemacht wird. Doch wie das Ergebnis am Jahresende ausfallen wird, kann ich noch nicht sagen, dafür ist es noch zu früh», sagte der Manager.

In Bezug auf den geplanten Stellenabbau von 9500 innerhalb des so genannten Zukunftsvertrages sagte Demant mit Blick auf die Aussagen von Betriebsratschef Klaus Franz - der nur von 8000 Stellen gesprochen hatte - dass es hier immer auf die Zählweise ankomme. «Es geht doch darum, ob wir am Ende eine Größenordnung erreichen, die dem Geschäft entspricht, das wir machen. Es geht einzig und allein darum, wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Das ist die einzige Frage, die zählt», sagte Demant. «Jede Personalanpassung ist schmerzhaft. Die von uns genannten Zahlen im Rahmen der Restrukturierung sind Größenordnungen, die wir erreichen müssen, um wieder profitabel zu werden. Das ist unser Hauptansinnen», fügte er hinzu.

«Es geht um Kontinuität»

Netzeitung: Herr Demant, am 25. November bringt Opel vier neue OPC-Modelle auf den Markt. Welche Bedeutung haben diese Modelle innerhalb der Angebotspalette?

Hans Demant: Die OPC-Modelle sind darauf angelegt, die sportliche Seite unseres Portfolios zu unterstreichen. Es sind Fahrzeuge, die von der Leistung an der oberen Palette liegen. Sie stellen sich aber auch vom Gesamtangebot, beispielsweise von der Chassis-Abstimmung, sportlich dar.

Netzeitung: Stehen die OPC-Modelle, die ja seit längerem Bestandteil des Portfolios sind, nur für den Imagewandel von Opel, oder kommt ihnen auch eine andere Bedeutung zu?

Demant: Es geht am Ende sicher um Kontinuität. Wir haben bereits vor Jahren gesagt, dass wir unser Portfolio komplett überarbeiten. Das haben wir sukzessive gemacht und können uns bereits über einen guten Fortschritt freuen. Unser Portfolio kann sich in jeder Hinsicht sehen lassen. Die OPC-Modelle haben dabei bereits vor Jahren eine wichtige Rolle gespielt, als wir mit dem Astra OPC und dem Zafira OPC anfingen. Sie kamen im Markt gut an. Diese Linie wollen wir weiterverfolgen. So haben wir jetzt den neuen Zweiliter-Turbomotor für die kleinen Fahrzeuge und einen leistungsgestärkten V6-Motor für die Vectra-Modelle im Angebot. Nun werden wir sehen, welche Fahrzeuge wir noch als OPC-Variante bringen werden.

Junge Leute an Produkte holen

Netzeitung: Wollen Sie zukünftig alle Opel-Serienmodelle auch als OPC-Variante anbieten?

Demant: Ja, sofern es sinnvoll ist.

Netzeitung: Wie sinnvoll ist es denn, einen Kleinwagen wie den Corsa als Sportwagen aufzumotzen?

Demant: Mit Blick auf den Corsa empfinde ich das sogar als sehr sinnvoll. Denn am Ende geht es um die Frage, junge Leute durch die Emotionalität wieder an die Produkte zu holen. Da spielt gerade der kleine, günstige Wagen, also das Einstiegsmodell, eine wichtige Rolle. Entsprechend groß ist die Bedeutung von Corsa oder Meriva.

Netzeitung: Welche Zeitspanne schwebt Ihnen hierfür vor?

Demant: Wir reden grundsätzlich nicht über unsere zukünftigen Portfolios. Doch das kann man ziemlich zeitnah sehen, da wir unsere OPC-Modelle immer sehr kurz nach den Serienmodellen herausgebracht haben - und der neue Corsa kommt ja im nächsten Jahr.

Kein Allradantrieb

Netzeitung: Mit dem Astra OPC stellt sich Opel so starker Konkurrenz wie dem BMW 130i mit 265 PS oder dem Golf R32 mit 250 PS, der eine ein Hecktriebler, der andere ein Allradler. Macht man sich Gedanken darüber, einen Allradler anzubieten?

Demant: Wir haben derzeit keinen Allradantrieb in unserem Angebot und werden auch für die OPC-Modelle keinen entwickeln. Mit moderner Technologie - ich nenne die Elektronik und die Regelsysteme - sind Fahrzeuge wie der Vectra mit 255 PS oder der Astra mit 240 PS auch mit Frontantrieb sehr gut handhabbar. Diese Fahrzeuge sind überaus sportlich und haben gegenüber einem Hecktriebler mit Blick auf die Rundenzeiten auf einer Rennstrecke und ihr Handling keinen Nachteil.

Netzeitung: Wer den R32 oder den BMW 130i gefahren hat, der wird jedoch feststellen, dass der Astra als Fronttriebler merklich Probleme hat, seine Kraft auf die Straße zu bringen. Hier sind doch offenkundig Nachteile des Frontantriebs festzustellen.

Demant: Die Frage ist doch die, was der Kunde am Ende möchte. Ein sportliches Auto soll am Ende doch keines sein, an dem alle Fahrreaktionen rausgebügelt worden sind. Technisch hätten wir das durchaus machen können, doch unsere Fahrzeuge sind bewusst so abgestimmt, dass der Fahrer etwas mehr Freiheit hat und ein noch größeres Feedback von der Straße erhält.

Trend zu leistungsstarken Motoren

Netzeitung: Die Benzinpreis befinden sich auf Höhenflug, das Umweltbewusstsein in der Bevölkerung nimmt zu. Ist es da noch zeitgemäß, Fahrzeuge wie den BMW 130i, den Golf R32 oder den Astra oder Vectra mit deutlich über 200 PS anzubieten?

Demant: Über dieses Thema kann man lange und trefflich diskutieren. Doch die Fahrzeuge, über die wir hier diskutieren, sind Nischenfahrzeuge mit einem relativ kleinen Volumen. Von daher beeinflussen sie am Ende nicht den Gesamtverbrauch einer Flotte. Ich kann außerdem feststellen, dass das Thema Ökologie sich in unseren Verkaufszahlen nicht abzeichnet - der Trend geht zu leistungsstarken Motoren. Es gibt immer noch sehr viele Kunden, die uns an der Frage messen, ob wir ein solches Fahrzeug im Portfolio haben.

Netzeitung: Die Ökologie ist für den Kunden beim Autokauf nicht ein ausschlaggebendes Kriterium?

Demant: Die Kunden entscheiden sich auf Grund von Elementen wie Flexibilität, Platz und Leistung. Diesen Aspekten kommt im Vergleich zum Benzinverbrauch eine übergeordnete Rolle zu. Aber natürlich kombinieren unsere Kunden auch das wirtschaftliche Verhalten, wie bei unseren modernen 1.9-Liter-Dieselmotoren, mit dem Fahrspaß.

Opelflotte hält Zeitfenster ein

Netzeitung: Die Deutsche Umwelthilfe hat die deutschen Autobauer zu einem Umdenken aufgefordert. Faktisch hätten die Konzerne ihre für 2008 eingegangene Selbstverpflichtung zum Klimaschutz aufgegeben. Ein berechtigter Vorwurf?

Demant: Die Opelflotte hat die definierten Zeitfenster alle eingehalten. Wir sind diejenigen, die immer ökologische Autos gebaut haben. Ich verweise nur auf den Corsa Eco 3, mit dem wir gezeigt haben, dass man nicht nur mit drei Litern fahren kann, sondern damit auch Spaß haben kann. Wir haben diese Fahrzeuge in der Produktion gehabt, haben am Ende aber die Kundenreaktion vermisst. Diese Fahrzeuge hatten alle keinen großen Markterfolg. Nicht weil sie schlecht waren, sondern, wie gesagt, das Interesse nicht da war.

Netzeitung: Wie ernst nimmt es Opel denn wirklich mit der Selbstverpflichtung, den Flottenverbrauch von 140 g CO2 pro Kilometer und 5,8 Litern Benzin bzw. 5,1 Liter Diesel auf 100 Kilometern zu erreichen? Aus der aktuellen Flotte erfüllt nur der Opel Corsa 1.0 12 V Twinport die Selbstverpflichtung.

Demant: Ich kann nur noch einmal betonen, dass wir unsere Zeitfenster erfüllt haben.

Netzeitung: Sie werden bis 2008 also auch die Selbstverpflichtung erfüllen?

Demant: Das Thema des Verbrauchs kann man nicht eindimensional sehen. Hier muss man sich immer vor Augen führen, welche Vorschriften des Gesetzgebers auf den Herstellern lasten. So geht es um Fußgängerschutz, EuroNCAP. Das sind alles Dinge, die den Benzinverbrauch nicht in die richtige Richtung treiben. Man muss sehen, wo da der Schnitt gemacht wird: So muss Sicherheit immer den gleichen Stellenwert wie ökologische Gesichtspunkte haben. Man kann diese Themen nicht voneinander trennen.

Weiter moderat optimistisch

Netzeitung: Nach der Unterzeichnung des Zukunftsvertrages im März hatten Sie sich «moderat optimistisch» mit Blick auf das Jahr 2006 geäußert. Sind Ihre Erwartungen mit Blick auf die Zulassungszahlen übererfüllt worden?

Demant: Ich bin weiter moderat optimistisch. Opel war im gesamten europäischen Markt ausgesprochen stabil, in Deutschland war unsere Verkaufsentwicklung ausgesprochen positiv. Aber auf der europäischen Ebene sind wir noch nicht dort, wo wir hinwollen.

Netzeitung: Im März hatten Sie sich noch enttäuscht mit dem Absatz des Vectra gezeigt. Nach der IAA und dem Facelift des Vectra vermeldete Ihre Presseabteilung, dass für beide Modelle 12.000 Orders eingegangen seien. Hat Sie diese Nachfrage überrascht, nachdem der alte Vectra bisher ein Ladenhüter war?

Demant: Vectra und Signum haben gut zugelegt. Dennoch bleibt das Gesamtsegment weiter abnehmend. In diesem Segment haben wir zwar einen guten Marktanteil, absolut gesehen bin ich aber weiterhin nicht zufrieden.

Netzeitung: Und wie schaut es mit dem Zafira aus, der sich seit seiner Markteinführung im Juli in Deutschland mehr als 30.000 mal verkauft hat?

Demant: Der Zafira läuft ausgesprochen gut, die Bestelleingänge sind gut.

«Optimierung der Verkäufe»

Netzeitung: Wird er dem Marktführer Touran Platz eins im Van-Segment streitig machen können?

Demant: Mir geht es darum, unsere Verkäufe zu optimieren. Wenn es uns gelingt, am Ende den ein oder anderen Mitbewerber hinter uns zu lassen, dann freue ich mich sehr darüber, doch wir zielen nicht primär darauf, irgendwelche Konkurrenten hinter uns zu lassen, sondern es geht um die Optimierung unserer Verkäufe.

Netzeitung: Aufgrund des guten Absatzes stellt Opel wieder Personal ein. Bleibt es dennoch bei den geplanten Stellenstreichungen von 9500? Es gab ja Irritationen aufgrund der Aussage des Opel-Betriebsratschefs, der von 8000 Stellen gesprochen hatte.

Demant: Das ist immer eine Frage, wie man zählt. Es geht doch darum, ob wir am Ende eine Größenordnung erreichen, die dem Geschäft entspricht, das wir machen. Es geht einzig und allein darum, wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Das ist die einzige Frage, die zählt. Jede Personalanpassung ist schmerzhaft. Die von uns genannten Zahlen im Rahmen der Restrukturierung sind Größenordnungen, die wir erreichen müssen, um wieder profitabel zu werden. Das ist unser Hauptansinnen.

Netzeitung: Nach der Unterzeichnung des Zukunftsvertrages haben Sie sich zum Ziel gesetzt, am Ende dieses Jahres ein deutlich verbessertes Ergebnis präsentieren zu können. Wird das gelingen?

Demant: Ich bin momentan mit einigen Verkäufen sehr zufrieden. Ich bin auch damit zufrieden, was an Profit gemacht wird. Doch wie das Ergebnis am Jahresende ausfallen wird, kann ich noch nicht sagen, dafür ist es noch zu früh.

Das Interview mit Hans H. Demant führte Frank Mertens

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