«Kampfansage an Rest der Autoindustrie»

Interview Chevrolet-Europachef Brannon

Die GM-Tochter Chevrolet will in diesem Jahr ihren Marktanteil auf dem europäischen Markt halten. Im Interview mit der Autogazette spricht Europa-Chef Wayne Brannon über neue Modelle, das Elektroauto Volt und auch die Schwestermarke Opel.

Wayne Brannon zeigt sich trotz der angespannten wirtschaftlichen Situation optimistisch für das Restjahr. «Für 2010 haben wir uns das Ziel gesetzt unseren Marktanteil von 2,3 Prozent zu halten. Nach den ersten fünf Monaten liegen wir bei 2,4 Prozent Marktanteil im Europa-Durchschnitt», sagte Chevrolet-Europachef Brannon im Interview mit der Autogazette. Im Vorjahr kam die GM-Tochter in Europa auf einen Absatz von 426.000 Autos.

Wachstum im kommenden Jahr

Für das kommende Jahr rechnet Brannon vor dem Hintergrund der Markteinführung von gleich sieben neuen Modellen wieder mit einem deutlichen Wachstum für Chevrolet. «Wir wachsen, in dem wir in neue Segmente einsteigen - wie mit dem Orlando, in dem wir Verkaufsschlager wie den Aveo und den Captiva SUV ersetzen und dabei deutlich aufwerten, in dem wir neue Varianten wie den Cruze-Fließheck einführen, und in dem wir die legendären Sportwagen Corvette und Camaro nach Europa bringen. »

«Werden unsere Position halten»

Autogazette: Herr Brannon, ist das Jahr 2010 das Jahr der Stagnation für Chevrolet in Europa?

Wayne Brannon: Chevrolet hat es geschafft, den Absatz in Europa in den fünf Jahren bis 2008 zu verdoppeln. Ein derartiges Tempo kann man nicht immer halten, besonders nicht in einem derart schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Dennoch haben wir 2009 weiter wachsen können. Dieses Jahr werden wir unsere Position halten. Und 2011 bringen wir sieben Produkt-Neuheiten auf den Markt.

Autogazette: Sie bringen in diesem Jahr mit dem Spark nur ein einziges neues Modell auf den Markt. Ist das nicht ein wenig dürftig, um in einem hart umkämpften Markt den Absatz zu steigern, wenn nicht wenigstens zu halten?

Brannon: Der neue Spark zeigt deutlich, wo die Reise mit Chevrolet hingeht. Aufregendes Design, viel Funktionalität und sehr faire Preise. Natürlich würden wir gerne jedes Jahr mehrere tolle neue Autos auf den Markt bringen. Aber keine Sorge: 2011 gibt es den Familienvan Orlando mit sieben Sitzen, den neuen Aveo und fünf weitere Neuheiten.

Das Heck des Chevrolet Cruze Chevrolet

Autogazette: Wie viele Bestellungen gibt es momentan denn europaweit für den Spark?

Brannon: Wir sind mit dem Bestellungseingang seit der Lancierung im Februar sehr zufrieden. Der Spark ist durch seine kompakten Außenmaße und Wendigkeit einerseits das perfekte Stadtauto, er verkauft sich aber auch in den Mittelmeerländern ausgezeichnet, dort sind ja die Parkplätze meist eng, aber die Kunden wollen trotzdem ein Auto das Platz für fünf Personen bietet.

«Der Spark hat Erwartungen erfüllt»

Autogazette: Sind die Erwartungen erfüllt worden?

Brannon: Der Spark hat bis jetzt all unsere Erwartungen erfüllt.

Autogazette: Wie viele Einheiten wollen Sie in diesem Jahr in Europa absetzen?

Brannon: Wir denken, dass wir in Europa dieses Jahr rund 70.000 Spark verkaufen können.

Autogazette: Nach den ersten fünf Monaten konnten Sie einen Absatz von rund 190.173 Autos erzielen. Das ist ein Plus von 9,7 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Ist dieses Plus schon ein Indiz für ein Ende der Absatzkrise?

Brannon: Wir glauben fest daran, dass wir in den kommenden Jahren weiter stark wachsen werden. Es wäre aber verfrüht zu behaupten, dass die europäische Wirtschaft wieder auf dem Damm ist. In Westeuropa betrug unser Wachstum im Vergleich zum Vorjahr nur 1,7 Prozent.  

Autogazette: Sie konnten das Vorjahr in Europa mit einem Gesamtabsatz von fast 426.000 Autos beenden. Wie sehen Ihre Absatzerwartungen in diesem Jahr aus?

Brannon: Für 2010 haben wir uns das Ziel gesetzt unseren Marktanteil von 2,3 Prozent zu halten. Nach den ersten fünf Monaten liegen wir bei 2,4 Prozent Marktanteil im Europa-Durchschnitt.

Wachstum durch neue Segmente

Die Seitenlinie des Spark Chevrolet

Autogazette: Zum 100-Jährigen Jubiläum von Chevrolet im kommenden Jahr bringen Sie gleich sieben neue Modelle auf den Markt. Ist das kommende Jahr dann auch das Jahr, wo Chevrolet angesichts dieser Modelloffensive deutlich zulegen kann?

Brannon: Absolut. Wir wachsen, in dem wir in neue Segmente einsteigen - wie mit dem Orlando, in dem wir Verkaufsschlager wie den Aveo und den Captiva SUV ersetzen und dabei deutlich aufwerten, in dem wir neue Varianten wie den Cruze-Fließheck einführen, und in dem wir die legendären Sportwagen Corvette und Camaro nach Europa bringen. Ende 2011 startet auch die Produktion des Elektroautos Chevrolet Volt für Europa. Dieses Elektroauto mit verlängerter Reichweite bis 500 km kommt ja bereits dieses Jahr in den USA auf den Markt.

Autogazette: Deutschland gehört zu den wichtigsten Märkten von Chevrolet in Europa. Sind Sie angesichts eine Absatzrückganges von 34 Prozent nach den ersten fünf Monaten eigentlich arg besorgt?

Brannon: Der Verkauf von Neuwagen ist in Deutschland in den ersten fünf Monaten insgesamt um ein Viertel eingebrochen. Wir beobachten in Deutschland auch den Trend, dass das Minisegment, nach dem Auslaufen der Abwrackprämie, stark zurück ging, davon sind wir natürlich überproportional betroffen, da wir traditionell viele kleine Autos in Deutschland verkaufen.

«Kampfansage an Rest der Autoindustrie» 

Der Chevrolet Camaro Chevrolet

Autogazette: Welches Ziel haben Sie Deutschland nach dem Ende der Abwrackprämie für dieses Jahr mit Blick auf die Absatzzahlen und den Marktanteil gesetzt?

Brannon: Für Deutschland haben wir das Ziel unseren Marktanteil in all jenen Segmenten zu halten, in denen wir vertreten sind.

Autogazette: Ab dem Frühjahr 2011 bringen Sie den Chevrolet Camaro in Westeuropa auf den Markt. Wollen Sie mit diesem Auto auch das Image hin zu einer sportlichen Marke verändern?

Brannon: Sprechen Sie Ihren Nachbarn mal auf die Marke Chevrolet an. Was wird er sagen? Amerika. Rock n` Roll. Road Movies. Corvette, Camaro! Legendäre Sportwagen. Ja, diese Autos - "Iconic Cars", nenne ich sie - werden auf jeden Fall unser Image positiv beeinflussen. Ein wenig von diesem Geist lebt in jedem Chevrolet.

Vorserienmodell des Chevrolet Volt dpa

Autogazette: Ende 2011 bringen Sie zeitgleich mit dem Opel Ampera den Chevrolet Volt auf den Markt. Ist das als Kampfansage an die Konzernschwester zu sehen?

Brannon: Wenn es eine Kampfansage gibt, dann eine gemeinsame an den Rest der Autoindustrie. Wir sind Schwestermarken im selben Konzern. Chevrolet bringt den Volt schon dieses Jahr in Amerika auf den Markt. Logischerweise wollen wir diese Innovation auch unseren europäischen Kunden anbieten. Es ist ein bedeutender Vorteil für Opel und Chevrolet, dass wir Zugriff auf diese bahnbrechende, neue Technologie der General Motors Company haben.

Autogazette: Befürchten Sie nicht, sich selbst Kunden streitig zu machen?

Brannon: Überhaupt nicht. Obwohl der Opel Ampera und der Chevrolet Volt auf der gleichen, innovativen Technik basieren, sind Opel und Chevrolet sehr unterschiedliche Marken, die unterschiedliche Kunden ansprechen. Während wir einige gemeinsame Händler in Europa haben, gibt es auch viele Händler die nur eine Marke anbieten. Die Erfahrung zeigt, dass die Kunden kaum zwischen unseren beiden Marken wechseln. Wichtig ist doch, dass wir beide Kunden von den vielen anderen Auto-Marken gewinnen.

Autogazette: Opel setzt stark auf nachhaltige Mobilität, hat eine Vielzahl von Spritsparmodellen im Angebot? Bei Ihnen gibt es so etwas, wenn man von Autogas absieht, nicht. Haben Sie hier einen Trend verschlafen?

Brannon: Wenn der Chevrolet Volt in wenigen Monaten auf den Markt kommt, haben wir das wahrscheinlich innovativste Auto der Welt in unserem Portfolio. Mit Autogas sind wir in vielen europäischen Märkten ganz vorne dabei.

Das Interview mit Wayne Brannon führte Frank Mertens

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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