«Im vollen Umfang arbeitsfähig»

Interview mit Chrysler-Deutschland-Geschäftsführer Radek Jelinek

Bei Chrysler Deutschland geht die Arbeit trotz Insolvenz der Muttergesellschaft ohne Einbußen weiter. «Es werden weiterhin aktuelle Neuwagen von den Händlern bestellt, von uns geliefert und an die Kunden verkauft», sagte Deutschland-Geschäftsführer Radek Jelinek der Autogazette.

Trotz der Insolvenz des US-Autobauers Chrysler geht der Verkauf der Modelle von Chrysler, Jeep und Dodge in Deutschland unverändert weiter. «Die deutsche Vertriebsgesellschaft ist zwar eine hundertprozentige Tochter von Chrysler, ist aber nicht Teil der Insolvenz - ebensowenig wie die anderen Geschäftsteile von Chrysler außerhalb den USA», sagte Radek Jelinek, Geschäftsführer von Chrysler Deutschland, im Interview mit der Autogazette.

Nicht von Werksstopp betroffen

Deshalb sind die Vertretungen außerhalb der USA auch nicht vom derzeitigen Werksstopp betroffen. Erst wenn der Gang durch die Insolvenz beschritten ist, werden die Bändern in den Werken in Kanada und den USA wieder anlaufen. Einen Engpass befürchtet Jelinek während der rund zwei Monate nicht: «Wir haben für diesen Zeitraum von 60 Tagen genügend Autos bereits in Europa in unserem Zwischenlager in Bremerhaven geparkt. Zudem werden Fahrzeuge wie der Jeep Grand Cherokee oder der Jeep Commander und der Chrysler 300C nicht in Amerika, sondern in Graz bei MagnaSteyr gebaut. Und dieses Werk läuft weiter. Ebenso das Chrysler-Werk in Mexico, in dem unser neuer Kompaktvan Dodge Journey produziert wird.»

Allerdings haben neben der Wirtschaftskrise auch die monatelangen schlechten Nachrichten den Verkauf der Fahrzeuge nicht gerade gefördert. «Wir hatten per März ein Minus von gut 30 Prozent. Aber da sind wir ja bei weitem nicht allein», so Jelinek weiter.

Von Insolvenz nicht betroffen

Der neue Jeep Patriot Foto: Jeep

Autogazette: Chrysler bietet die Sechs Jahre Sorglos-Garantie an. Können die Kunden angesichts der Insolvenz wirklich sorglos sein?

Radek Jelinek: Ja selbstverständlich. Zum einen wird es Chrysler auch weiterhin geben. Die Insolvenz wurde nach Chapter 11 des amerikanischen Insolvenzrechts eingeleitet. Chapter 11 ist dazu da, die Firma innerhalb kurzer Zeit mit wesentlich geringeren Schulden und Belastungen neu aufzustellen. Das Unternehmen wird aufgespaltet in eine «good» und in eine «bad Company». Die «good Company» wird weitergeführt, die «bad Company» geht insolvent. Chrysler wird in der Partnerschaft mit Fiat weiter existieren und wird weiter Fahrzeuge der Marken Chrysler, Jeep und Dodge produzieren, verkaufen und warten. Service und Ersatzteile sind natürlich gewährleistet.

Autogazette: Inwieweit ist die deutsche Filiale von der Insolvenz betroffen?

Jelinek: Die deutsche Vertriebsgesellschaft ist zwar eine hundertprozentige Tochter von Chrysler, ist aber nicht Teil der Insolvenz - ebensowenig wie die anderen Geschäftsteile von Chrysler außerhalb den USA.

Autogazette: Was bedeutet das für den deutschen Kunden?

Jelinek: Unsere Händler und wir sind weiter wie bisher für unsere Kunden da. Unsere Kunden können weiterhin Autos bei unseren Partnern kaufen und auch das Sechs Jahre Sorglos-Paket existiert weiter. In jedem Fall ist das Sorglos-Paket nach den ersten zwei Jahren der Hersteller-Garantie für die anschließenden vier Jahre durch einen deutschen Versicherungsdienstleister abgedeckt. Für den deutschen Kunden gibt es überhaupt keinen rationalen Grund, unsere Autos nicht mehr zu kaufen.

Minus von 30 Prozent

Das Chrysler Sebring Cabrio Limited 2.0 CRD Foto: AG/Flehmer

Autogazette: Verkaufen Sie derzeit überhaupt noch Fahrzeuge?

Jelinek: Ja selbstverständlich.

Autogazette: Angesichts der schlechten Nachrichten in den letzten Wochen ist der Verkauf aber wohl zusammengebrochen?

Jelinek: Der Verkauf ist im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Allerdings lag das an mehreren Gründen, deren entscheidender die Wirtschaftskrise ist, die allen sehr zu schaffen macht. Dazu haben uns die seit Monaten kursierenden Gerüchte über Chrysler nicht gerade genutzt. Vor allem aber hat die Wirtschaftskrise zu einer Kaufzurückhaltung geführt, die auch ganz andere Marken zu spüren bekommen. Ein weiterer Grund war der Abbau von unprofitablen Flottengeschäften. Einen singulären Grund, weshalb die Verkäufe deutlich unter denen des Vorjahres liegen, gibt es also nicht.

Autogazette: Ordern die Händler noch Fahrzeuge vom Hersteller an oder bieten Sie nur noch Bestandsware an?

Jelinek: Als Importeur basiert unser Kundengeschäft überwiegend auf Fahrzeugen, die bereits in Europa sind. Anders ließen sich kundenfreundliche kurze Lieferzeiten auch gar nicht erreichen. Was unsere Händler angeht, haben wir schon in den letzten zwei Jahren erfolgreich daran gearbeitet, deren Bestände zu reduzieren. Daher ist der Stock bei unseren Händlern gar nicht so groß. Es werden also weiterhin aktuelle Neuwagen von den Händlern bestellt, von uns geliefert und an die Kunden verkauft. Insofern sind wir in einer guten Position, allerdings auf niedrigerem Niveau als im letzten Jahr. Wir hatten per März ein Minus von gut 30 Prozent. Aber da sind wir ja bei weitem nicht allein.

Kein Engpass

Der Dodge Journey ist nicht vom Werksstopp betroffen Foto: Dodge

Autogazette: Die Produktion in den amerikanischen Werken wird während des Insolvenzverfahrens gestoppt. Es werden also etwa 60 Tage keine Fahrzeuge mehr gefertigt. Kann das dann sogar zu einem Engpass in Deutschland führen?

Jelinek: Im Allgemeinen nicht - nur in sehr seltenen Einzelfällen bei Sonderbestellungen ist das nicht ganz auszuschließen. Wir haben für diesen Zeitraum von 60 Tagen genügend Autos bereits in Europa in unserem Zwischenlager in Bremerhaven geparkt. Zudem werden Fahrzeuge wie der Jeep Grand Cherokee oder der Jeep Commander und der Chrysler 300C nicht in Amerika, sondern in Graz bei MagnaSteyr gebaut. Und dieses Werk läuft weiter. Ebenso das Chrysler-Werk in Mexico, in dem unser neuer Kompaktvan Dodge Journey produziert wird.

Autogazette: Hat sich im Kundenservice irgendetwas durch die Insolvenz verändert?

Jelinek: Unsere Händler sind im vollen Umfang arbeitsfähig. Wenn ein Kunde jetzt von einer einsamen Insel kommen würde und bisher nichts von den Umständen gehört hätte, würde er beim Besuch eines unserer Vertragspartner gar nichts merken.

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