«Absatz liegt deutlich über den Erwartungen»

Interview Skoda-Deutschlandchef Schmitt

Skoda hat in den ersten vier Monaten ein sattes Minus hinnehmen müssen. Für Deutschlandchef Hermann Schmitt ist das aber nicht relevant, wie er im Interview mit der Autogazette sagte. Er will die VW-Tochter auch in diesem Jahr zur erfolgreichsten Importeursmarke machen.

Skoda gehörte zu den großen Profiteuren der Abwrackprämie. Entsprechend musste die VW-Tochter nach dem Auslaufen des staatlichen Kaufanreizprogramms in den ersten vier Monaten dieses Jahres auch ein Minus von über 34 Prozent hinnehmen.

«Orientieren uns am Jahr 2008»

Doch das ist für Skoda-Deutschlandchef Hermann Schmitt kein Anlass zur Beunruhigung. «Wir messen uns nicht am Jahr 2009. Aufgrund der Abwrackprämie haben wir Verkäufe realisiert, die wir in diesem Jahr bei weitem nicht erreichen können», sagte Schmitt im Interview mit der Autogazette. «Entsprechend orientieren wir uns am Jahr 2008 – das ist auch realistisch.»

«Das Minus hat für uns keine Relevanz»

Autogazette: Herr Schmitt, Skoda hat die ersten vier Monate des Jahres mit einem Minus von 34,6 Prozent beendet. Ist damit das Schlimmste in diesem Jahr schon überstanden?

Hermann Schmitt: Das Minus von über 34 Prozent hat für uns überhaupt keine Relevanz.

Autogazette: Wieso nicht?

Schmitt: Ganz einfach: Wir messen uns nicht am Jahr 2009. Aufgrund der Abwrackprämie haben wir Verkäufe realisiert, die wir in diesem Jahr bei weitem nicht erreichen können. Wir hatten im Vorjahr 60.000 bis 70.000 Autos mehr verkauft, als wir das ursprünglich geplant hatten. Entsprechend orientieren wir uns am Jahr 2008 – das ist auch realistisch.

Autogazette: Im Vorjahr kamen Sie auf einen Absatz von 190.000 Fahrzeugen und einen Marktanteil von fünf Prozent. Was erwarten Sie für dieses Jahr?

Schmitt: Wie gesagt, wir wollen in diesem Jahr mit unserem Absatz an die Jahre 2007 und 2008 anschließen. Das allerdings vor dem Hintergrund einer geringeren Gesamtabsatzerwartung. In 2008 lag der Gesamtabsatz bei knapp 3,1 Millionen Fahrzeugen, in diesem Jahr rechnet man mit knapp unter drei Millionen.

«Das lässt hoffen»

Vom Skoda Fabia gibt es nun ein günstiges Sondermodell
Der neue Skoda Fabia Skoda

Autogazette: Sie blicken also durchaus zuversichtlich in dieses Jahr?

Schmitt: Durchaus. Nach den ersten vier Monaten dieses Jahres liegen wir mit über 43.000 Fahrzeugen rund acht Prozent über den Absatzzahlen  des Jahres 2008. Entsprechend werden wir in diesem Jahr Marktanteile gewinnen. Nach den ersten vier Monaten liegen wir bei 4,7 Prozent.

Autogazette: Skoda war einer der großen Profiteure der Abwrackprämie im vergangenen Jahr, wird man in diesem Jahr zu den großen Verlierern gehören?

Schmitt: Absolut nicht. Das können Sie an den Marktanteilen ablesen. Hier liegen wir mit 4,7 Prozent fast auf dem Niveau des vergangenen Jahres mit fünf Prozent. Auch dank der Abwrackprämie sind wir zur erfolgreichsten Importmarke in Deutschland geworden...

Autogazette: ...da ist Renault aber noch besser unterwegs.

Schmitt: Renault erreicht die Zahlen nur dank des Zusammenspiels mit Dacia. Skoda ist die erfolgreichste Importeursmarke in Deutschland und wir sind es auch nach dem ersten Quartal mit einem Vorsprung von rund 6000 Fahrzeugen vor der Marke Renault – und wir gedenken dies auch am Ende des Jahres zu sein. Zusammen mit unseren Händlern bin ich guter Dinge.

«Besseres Geschäft im Service»

Der neue Skoda Roomster Skoda

Autogazette: Für dieses Jahr wurde ein großes Händlersterben prognostiziert. Werden davon auch Händler von Ihnen betroffen sein?

Schmitt: Bei den großen Importeuren hatten die Skoda Partner die höchste Umsatzrendite erwirtschaftet. In diesem Jahr werden wir auf der Serviceseite, die ein wichtiger Aspekt für die Rendite ist, durch den starken Absatz im Vorjahr ein deutlich besseres Geschäft in diesem Bereich erzielen.

Autogazette: Von welcher Umsatzrendite können Ihre Händler ausgehen?

Schmitt: Wir rechnen mit einer satten Eins. Das heißt zwischen 1,8 Prozent und im Idealfall zwei Prozent.

Autogazette: Und wo wird Ihr Marktanteil liegen?

Schmitt: Wir sind jetzt bei 4,7 Prozent. Und wir planen in diesem Jahr mit einem Marktanteil zwischen 4,5 bis 5 Prozent.

«Liegen deutlich über den Erwartungen»

Autogazette: Von welchem Gesamtmarkt gehen Sie dabei für dieses Jahr aus?

Schmitt: Der Trend geht dahin, dass wir uns auf einen Gesamtmarkt von drei Millionen Fahrzeugen zubewegen, also besser abschneiden werden, als von vielen Experten befürchtet wurde.

Autogazette: Sehen Sie mit Blick auf die Auftragseingänge also Indizien, dass das Jahr besser laufen wird als prognostiziert?

Schmitt: Absolut. Unser Absatz und auch unsere Auftragseingänge liegen deutlich über den Erwartungen.

Autogazette: Für dieses Jahr haben Branchenexperten eine Rabattschlacht vorausgesagt. Wie wird Skoda darauf reagieren?

Schmitt: Wir haben nicht vor, uns daran zu beteiligen. Wir werden wie beim Octavia oder Fabia unsere Angebotsstruktur nochmals verbessern und Sondermodelle oder spezielle Editionen wie beim Yeti anbieten. Auch der Yeti soll bestes Importmodell werden.

«Bieten mehr Fahrzeug fürs Geld»

Skoda Superb Kombi Skoda

Autogazette: Es bleibt also bei der Strategie, nur versteckte Rabatte in Form von Sondermodellen anzubieten?

Schmitt: Nein, wir haben ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Wir bieten unseren Kunden einfach mehr Fahrzeug fürs Geld. Das weiß der Kunde zu schätzen. Er weiß auch, dass wir unsere Restwerte stabil halten. Wir drücken keine Autos in Kanäle, die nur Geld kosten wie beispielsweise das Rental-Geschäft, in dem wir uns nur in einem begrenzten Umfang engagieren.

Autogazette: Der Skoda Fabia hat ein Facelift erhalten und verfügt nun auch über moderne Common-Rail-Diesel. Welchen Absatz erwarten Sie von diesem Modell?

Schmitt: Wir erwarten einen weiterhin stabilen Segmentanteil. Das Segment wird in diesem Jahr allerdings rückläufig sein, weil es hier im Vorjahr durch die Abwrackprämie einen enormen Anstieg gab.

«Anstieg bei Gewerbekunden erwartet»

Skoda Yeti
Der Skoda Yeti Skoda

Autogazette: Im Gegensatz zum Privatkundengeschäft wird ein steigender Gewerbekundenmarkt erwartet. Konzentrieren Sie sich in diesem Jahr entsprechend stärker auf dieses Geschäftsfeld?

Schmitt: Einen Anstieg des gesamten gewerblichen Marktes haben wir im ersten Quartal noch nicht gespürt, hier liegen wir auf dem Niveau des Vorjahres.

Autogazette: Welchen Anteil im Gewerbekundengeschäft erwarten Sie in diesem Jahr?

Schmitt: Nachdem es im Vorjahr 33.000 Fahrzeuge waren, erwarten wir eine deutliche Steigerung.

Autogazette: Unlängst gab es Kritik aus Wolfsburg an der Modellpolitik von Skoda. Es hieß, man müsse billigere Modelle anbieten. Fehlt der Marke ein Billigauto wie es Renault mit dem Dacia hat?

Schmitt: Die Hauptdynamik zu diesem Thema kam von den Medien und nicht aus Wolfsburg.  Das Selbstverständnis der Marke ist es, den Einstieg in den Konzern für Fahrer von Fremdfabrikaten zu ermöglichen. Und das mit attraktiven Fahrzeugen, die auch verhindern, dass Kunden zur Konkurrenz abwandern. Škoda ist also sauber positioniert – gehen Sie davon aus, dass wir alle unsere Produktentscheidungen mit den Kollegen in Wolfsburg abstimmen.

Autogazette: Was ist eigentlich das bessere Auto: Der Skoda Superb Kombi oder der VW Passat? 

Schmitt: Der Superb ist das neuere Fahrzeug. Ich bin mir sicher, dass der nächste VW Passat in den Tests das bessere Auto sein wird, wenn er erst mal auf dem Markt ist.
 
Das Interview mit Hermann Schmitt führte Frank Mertens 

Vorheriger ArtikelBMW zurück in der Erfolgsspur
Nächster ArtikelAudi mit Plus von 61 Prozent
Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

Keine Beiträge vorhanden