Infiniti FX30d S Premium: Der große Unbekannte

Dynamik in edler Verpackung

Infiniti FX30d S Premium: Der große Unbekannte
Der Infiniti FX30d fährt in Deutschland zumeist noch inkognito © Infiniti

Die Marke Infiniti hat mit gewissen Startschwierigkeiten in Deutschland zu rechnen. Der FX30d hat zwar einen markanten Auftritt, trotzdem wird das SUV wohl noch lange vom Exotenstatus zehren können.

Von Thomas Mendle

"Schöner Touareg", meint die Dame an der Raststätte. "Das ist ein Infiniti", entgegne ich. "Ein was?", blickt sie mich verdutzt an. "Das ist die Nobelmarke von Nissan". "Aha, soso." Trotz ihrer Fahrzeuge im feinen Gewand ist die Autoschmiede hierzulande noch völlig unbekannt. Ob das Edel-SUV FX30d das ändern wird, bleibt abzuwarten.

Dynamik in edler Verpackung

Markant ist er allemal, der Nippon-Allrader. Mit der weit nach hinten gezogenen Fahrgastkabine ähnelt er eher einem Steilheck-Coupé als einem SUV. Entsprechend lang wirkt die Motorhaube, und die gigantischen Sechs-Speichen-Leichtmetallräder mit 21 Zoll Durchmesser tragen das ihre zur wuchtigen Erscheinung bei. Vorn kontrastieren der große schwarze Kühlergrill mit den schmalen, fast schon unterdimensioniert wirkenden Scheinwerfern. Die Luftauslässe hinter den vorderen Radhäusern sind in Chrom eingefasst und verströmen ein sportliches Flair. Die nach hinten leicht ansteigende Schulterlinie und die ab der B-Säule getönten Scheiben signalisieren Dynamik, aber in einer edlen Verpackung. Die schmal gehaltenen Rücklichter ergänzen ihr Pendant an der Front. Insgesamt kommt der FX zwar wuchtig, aber optisch lange nicht so plump daher wie viele seiner Wettbewerber deutscher Provenienz.

Der edle Chic setzt sich im Innenraum nahtlos fort. Die Insassen nehmen Platz auf feinem ledernen Gestühl, das sich vorn nicht nur beheizen, sondern auch belüften lässt. Hochwertige Materialien prägen das Ambiente, und Gimmicks wie die formschöne Analoguhr in der Mittelkonsole zeugen von viel Liebe zum Detail. Das Raumgefühl ist typisch für ein Groß-SUV: Üppiger Kopf- und Schulterraum paart sich mit angenehmer Beinfreiheit, und das sogar im Fond. Die Tatsache, dass sich beim Umlegen der geteilten hinteren Sitzbank keine ebene Fläche ergibt, trübt allerdings das gute Bild, dass man vom FX gewinnt. Auch die Ladetiefe von 1,60 Metern ist angesichts der Ausmaße des Fahrzeugs eher mau.

550 Newtonmeter bei 1750 Umdrehungen

Infiniti setzt im Innenraum des FX30d auf edlen Chic Infiniti

Dennoch macht das Package Lust auf eine ausgedehnte Spritztour. Also flugs den Fuß auf die Bremse und den Starterknopf gedrückt, schon nimmt der V6-Diesel seine Arbeit auf und brummt zurückhaltend vor sich hin. Die Rückwärts-Fahrstufe des Siebenstufen-Automatikgetriebes mit manuellem Schaltmodus aktiviert die Rückfahrkamera. Dringend nötig, denn mit der Übersichtlichkeit hält es sich beim Infinti FX in Grenzen. Der Clou sind die verschiedenen Perspektiven, die sich am Display einstellen lassen. Wer das Verkehrsgeschehen von oben aus der Vogelperspektive beobachten möchte - bitteschön.

Der Motor zeigt sich von seiner dynamischen Seite. Die 175 kW/ 238 PS des 3,0-Liter- Diesels, gepaart mit den bereits bei 1750 U/min anliegenden 550 Nm Drehmoment, beschleunigen den Nippon-SUV behände bis zu seiner Höchstgeschwindigkeit von 212 km/h, auch wenn die Dynamik ab Tempo 180 etwas nachlässt. Aus dem Stand schafft es der Infiniti in 8,3 Sekunden auf 100 km/h. Als Normverbrauch gibt die Nissan-Tochter 9,0 Liter pro 100 Kilometer an - in der Realität muss sich der Kunde aber auf deutlich mehr einstellen. Im Test waren es im Schnitt 10,8 Liter, gibt man dem Japaner auf der Bahn die Sporen, so kommen noch einmal einige Liter Expresszuschlag hinzu. Hier dürfte sich neben dem gattungstypisch hohen Luftwiderstand auch das satte Gewicht von 2150 Kilogramm bemerkbar machen. Betrachtet man noch die 511 Euro, die jährlich an Steuern anfallen, so ergibt sich doch ein erkleckliches Sümmchen für den Unterhalt.

Kein Fahrzeug für den Stadtverkehr

Auf Landstraßen fühlt sich der Infiniti FX30d wohl Infiniti

Das Revier des FX30d S Premium ist die Autobahn oder gerne auch verwinkelte Landstraßen. Auf Bergstrecken spielt die elektronische Dämpfungsregelung und die aktive Hinterradlenkung ihr Potential aus. Schnellen Richtungswechseln folgt der FX präzise und ohne Wanken. Langgezogene, wellige Autobahnkurven bringen ihn selbst bei hoher Geschwindigkeit nicht aus der Ruhe. Und ist der Fahrer einmal unaufmerksam und verlässt seinen Fahrstreifen, so bringt der ab 72 km/h aktive Spurhalteassistent das Fahrzeug wieder zurück in seine Spur. Zumindest dann, wenn man den Eingriff vorher eingestellt hat, ansonsten gibt es optische und akustische Warnsignale.

Dank des Allradantriebs sind sogar leichtere Ausflüge auf unbefestigtes Terrain drin. Für den Stadtverkehr hingegen ist der FX30d S Premium definitiv die falsche Wahl. Hier nerven das extrem verzögerte Umsetzen der Gasbefehle in Vortrieb und die schieren Ausmaße das Fahrzeugs. Der FX wirkt wesentlich länger als die tatsächlichen 4,86 Meter, und angesichts der Breite von über 2,13 Metern inklusive Spiegeln blieben dem Fahrer die meisten Parklücken unzugänglich. Und angesichts des Radstandes von über 2,88 Metern gehört das Rückwärts-Rangieren an Parkhausauffahrten zur Tagesordnung.

Exotenstatus gratis

Bei 65.500 geht es mit dem Infiniti FX30d S Premium los Infiniti

Und die Moral von der Geschicht? Sicherlich sind 65.600 Euro kein Pappenstiel. Wer bereit ist, so viel Geld anzulegen, bekommt dafür ein üppig ausgestattetes SUV. Zur Feature-Liste gehören beispielsweise ein Bose-Soundsystem mit elf Lautsprechern sowie ein festplattenbasiertes Navigationssystem mit 30 GB Kapazität, darüber hinaus ist eine Vielzahl von Fahrerassistenzsystemen an Bord.

Unterm Strich ist der Infiniti auch nicht billiger als vergleichbare Fahrzeuge der Premium-Wettbewerber. Bereinigt man die Preise allerdings um die Ausstattung, so dürfte man mit dem Edeljapaner ein Stück günstiger fahren. Und den Exotenstatus gibt es noch gratis oben drauf. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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