«Wer sich nicht an Toyota misst, hat verloren»

Das Geschäft bleibt für die Autobranche schwierig. Vor dem am Donnerstag beginnenden Autosalon in Paris scheint die große Krise für die deutschen Hersteller jedoch vorbei zu sein.

Von Marion Timborn

Das Geschäft mit Autos bleibt schwierig. Steigende Rohstoffpreise, die geringe Kauflust der Verbraucher in Europa sowie Preiskämpfe auf vielen Absatzmärkten machen den Autobauern das Leben schwer. Die Branche steht wegen ihrer Überkapazitäten vor einer Neuordnung, bei der es Verlierer geben wird. Kostensenkung und Stellenabbau bleiben die drängendsten Probleme für die großen Marken. Wenn am Donnerstag mit der «Mondial de l`Automobile» in Paris die weltgrößte Publikumsmesse der Branche ihre Tore öffnet, ist die Verdrängungsschlacht inmitten chromblitzender neuer Modelle voll im Gang.

Japaner vorne dabei

Zu den Gewinnern gehören die japanischen Hersteller Toyota und Honda. Mit guter Qualität und kleinen Preisen feiern sie seit Jahren ein Rekordergebnis nach dem anderen und jagen den etablierten Herstellern Marktanteile ab. «An Toyota muss man sich messen. Das ist der Maßstab. Wer sich daran nicht orientiert, hat schon verloren», sagt Porsche-Chef und VW-Aufsichtsrat Wendelin Wiedeking.

Unter der japanischen Konkurrenz leiden vor allem die behäbigen amerikanischen Riesen GM, Ford und Chrysler, die in der tiefsten Krise ihrer Geschichte stecken. Den Trend zu verbrauchsarmen Fahrzeugen haben sie verschlafen, sie leiden unter Überkapazitäten und hohen Soziallasten. General Motors (GM) sucht sein Heil in einer Allianz mit Renault-Nissan. Auf dem Autosalon wird mit Spannung erwartet, ob die Verhandlungen zum weltweit größten Bündnis vorankommen.

Auf dem Weg der Besserung

Opel Corsa Van-Concept Foto: Werk

Die deutschen Autobauer blicken wieder optimistisch nach vorn. Nach harten Sanierungsprogrammen bei Opel, Mercedes und VW scheint die Zeit der Krise vorbei. «Die größten Patienten VW und Mercedes sind auf dem Weg der Besserung», sagt Analyst Stephan Droxner von der Landesbank Baden-Württemberg. Beide Marken hätten ihre Kosten gekappt und Kapazitäten reduziert. Mercedes will 8500 Stellen abbauen, VW stellt wegen Millionenverlusten in den westdeutschen Werken 20.000 Jobs auf den Prüfstand. Die Wolfsburger ringen derzeit mit den Gewerkschaften um einen Tarifvertrag mit längerer Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich. Bei der GM-Tochter Opel fielen im letzten Jahr 9500 Arbeitsplätze weg.

«Die deutschen Hersteller haben ihre Hausaufgaben gemacht, die Erträge gehen wieder nach oben», sagt Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Rückenwind gebe der starke Export und die Belebung im Inland. In diesem Jahr sollen laut Automobilverband in Deutschland 3,4 Millionen Autos neu zugelassen werden, 60.000 mehr als ein Jahr zuvor. Nach wie vor gelten die Premium-Hersteller Porsche, BMW und Audi als Musterknaben. Doch ein starker Euro und die Probleme auf dem US-Markt belasten auch all jene, die wie BMW besonders vom Export leben. Der erfolgsverwöhnte bayerische Autobauer musste im Sommer erstmals seit zweieinhalb Jahren einen deutlichen Absatzrückgang hinnehmen.

Niedrigpreissegment wird bedient

Punkten können die deutschen Autobauer mit ihren neuen Modellen. «Über alle Klassen hinweg haben sie gute Fahrzeuge im Angebot», sagt Eric Heymann von der Deutschen Bank. Auch das lange vernachlässigte Niedrigpreissegment werde mit dem im Oktober neu erscheinenden Opel Corsa und dem VW Fox gut bedient. In Paris wollen die Hersteller mit Premiumprodukten wie der Weltpremiere des CL von Mercedes und des M6 Cabrio von BMW punkten. Der Familienwagen VW Touran wartet mit Parkassistent auf. «Die Produktion des Touran beweist, dass auch in Deutschland gewinnbringend Autos gebaut werden können», sagt VW- Markenchef Wolfgang Bernhard.

Für die französischen Autobauer Peugeot, Renault und Citroën wird die Heimatmesse dazu dienen, verlorenes Terrain wiederzuerobern. PSA Peugeot-Citroën hat wegen Modellwechseln und technischer Spielereien, die beim Publikum nicht ankamen, Marktanteile und Absatz verloren. In Paris sind besonders viele Zukunftsmodelle zu sehen, darunter das Peugeot Coupé-Cabrio Epure mit Brennstoffzellenantrieb und der Citroën C-Métisse, eine fünf Meter lange Limousine mit Elektromotor.

Der sparsame Hybrid-Antrieb - die Kombination aus Benzin- und Elektromotor - ist in Paris häufig präsent, spielt in der Praxis aber kaum eine Rolle. In Deutschland liegt sein Marktanteil erst bei unter 0,1 Prozent. Viel mehr liegt der verbrauchsarme Diesel im Trend: Knapp jedes zweite in Europa neu zugelassene Auto ist ein Diesel. Wegen der hohen Renditen setzen Toyota und Honda nun verstärkt auf dieses Segment - und könnten den Vorsprung der Europäer auch dort bald in Gefahr bringen. (dpa)

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