Verhaltene Frühlingsgefühle

Genfer Autosalon in Krisenzeiten

Der Genfer Autosalon wird die ursprüngliche Rolle als Messe für potenzielle Käufer einnehmen. Einen besonderen Stellenwert werden im März die Studien einnehmen.

Von Felix Rehwald

Den Prunk, für den Automessen lange Zeit berüchtigt waren, suchten Besucher auf manchen Shows zuletzt vergebens. Statt aufsehenerregender Enthüllungs-Spektakel war wegen der Wirtschaftskrise Trübsal angesagt: Viele Hersteller hatten den Auftritt ganz gestrichen, andere ihre Neuheiten lieblos und verlassen im Halbdunkel geparkt. Ein solches Trauerspiel dürfte dem Genfer Autosalon erspart bleiben, sind sich Veranstalter und Branchenexperten einig: Trotz der Krise verheiße der Autogipfel am Lac Léman Frühlingsgefühle, wenn auch etwas verhaltene.

Bereits ausgebucht

Nach Angaben der Messeveranstalter ist der 79. Genfer Autosalon (5. bis 15. März) sogar ausgebucht. Die meisten Standflächen seien bereits zugeteilt. Dem Genfer Autosalon komme in diesem für die Autoindustrie so schwierigen Krisenjahr zugute, dass er schon immer eine Messe war, «bei der übertriebene Show-Effekte fehlten», sagt Automobilexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen.

Dudenhöffer rechnet zwar mit einer ernsten Stimmung in Genf, wo in diesem Jahr vor allem über Sanierung gesprochen werde. Auf der anderen Seite habe die Messe aber auch Neues zu bieten - und diese Neuheiten sind auch gerade vor dem Hintergrund der Krise interessant: Es werden laut Dudenhöffer alternative Antriebe gezeigt, Elektroautos, Hybridmodelle sowie kleine Motoren und Kleinwagen.

Hochkonjunktur für Kleinwagen

Der Polo erhält einen Nachfolger Foto: Volkswagen

Auch Branchenexperte Nick Margetts vom Marktforschungsunternehmen Jato Dynamics im hessischen Limburg erwartet in Genf neue Beiträge der Hersteller zum «Downsizing»- und Umwelt-Trend. Für diese Themen räumen die Messeveranstalter erstmals eine eigene Halle frei, um sie umfassender vorzustellen. «Gerade im Kleinwagenbereich wird Genf für viele Autofahrer interessant sein», sagt Dudenhöffer.

Die wohl wichtigste Premiere steuert dazu Volkswagen bei: Die Wolfsburger zeigen am Genfer See die neue Generation des Polo. Der als Drei- und Fünftürer geplante Kleinwagen soll sportlicher als sein Vorgänger werden und Insassen mehr Platz bieten. Bei den Motoren werden unter anderem Spar-Diesel mit Start-Stopp-Technik erwartet, die den Verbrauch auf 3,5 Liter drücken (CO2-Ausstoß: 89 g/km).

Wichtige Studien

Auch Peugeot hat etwas Neues im Kleinwagensegment zu bieten: Nach mehr als zehn Jahren stellen die Franzosen in Genf eine überarbeitete Fassung des 206 vor. Hinzu kommen laut Dudenhöffer Premieren wie der neue Chevrolet Spark. Mini will neue Einstiegsmotoren für den Dreitürer und den Kombi Clubman vorstellen. Und Kia hat für Genf die Premiere eines kleinen Vans unterhalb des Soul angekündigt.

Laut Ferdinand Dudenhöffer bietet Genf aber auch eine Perspektive über die nächste Modellgeneration hinaus. «Genf wird auch so etwas wie ein kleiner Ausblick nach der Krise - nach dem Jahr 2010», erwartet der Automobilexperte. Es stelle sich die Frage, wer Studien oder Konzepte zeigt, die es erlaubten, in ein paar Jahren wenn die Märkte wieder funktionieren, Marktanteile zu gewinnen. «Studien und Konzeptfahrzeuge waren also noch nie so wichtig wie 2009 in Genf.»

Ursprüngliche Rolle

«Es wird keine Messe der Traurigkeit oder düsteren Aussichten», ist sich daher Branchenexperte Margetts sicher. Vielmehr würden die Verbraucher die Neuheiten mit anderen Augen sehen - schließlich dürften etliche EU-Staaten bis März eine Auswahl an Kaufanreizen beschlossen haben. «Endlich könnte diese Automobilmesse wieder die Rolle einnehmen, für die sie gedacht ist - eine Möglichkeit für potenzielle Käufer, den nächsten Neuwagen auszuspähen.» (dpa/tmn)

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