VDA plant keine «Grüne Woche»

Die IAA wird besonders unter dem Zeichen der Umweltverträglichkeit stehen. Allerdings werden auch viele Fahrzeuge zu bewundern sein, die reichlich mit Pferdestärken ausgestattet sind.

Von Frank Heidmann

Nach Vorstellungen des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) soll die diesjährige IAA die bislang politischste, weil umweltfreundlichste werden. Eine «Kompetenzschau in Sachen Kraftstoffeffizienz» verspricht der ausrichtende Verband für die Automesse vom 13. bis 23. September. Da wollen sich die Aussteller - allen voran die deutschen Autobauer auf ihrer «Heimmesse» - natürlich nicht lumpen lassen und versprechen eine tief-grüne Offensive. Stellvertretend für alle Autobauer sagt Mercedes-Vertriebsvorstand Klaus Maier: «Umweltverträglichkeit ist eines der großen Ziele, dem wir uns verschreiben müssen.»

Imageschub für Hybridvorreiter

VDA-Sprecher Eckehart Rotter betont aber auch: «Wir planen keine Grüne Woche», will sagen, der Besucher soll auch noch ein bisschen Spaß haben. Denn es werden nicht nur neue Technik-Konzepte, sondern auch viele neue Autos in Frankfurt gezeigt - auch solche mit ordentlich PS unter der Haube.

Zunächst aber werden sich Aussteller und Messebesucher mit dem Thema Nummer eins der diesjährigen IAA befassen müssen, dem Klimawandel. «CO2 wird das am meisten benutzte Wort auf der IAA sein», prophezeit Automobilwissenschaftler Ferdinand Dudenhöffer. Von den europäischen Herstellern würden jede Menge an Hybrid- Konzeptstudien und Vorserien-Modellen zu erwarten sein. Allerdings: Bereits fahrfertige Serienmodelle der von kombinierten Elektro- und Kraftstoffmotoren angetriebenen Klimaschoner würden auch auf der IAA 2007 den Autos von Toyota und Honda vorbehalten bleiben - «dies wird Toyota als dem Hybrid-Vorreiter zu einem weiteren Imageschub verhelfen», ist sich der Forscher sicher.

Zulieferer haben Hochkonjunktur

Die deutschen Autobauer wollen sich aber nicht verstecken und mit einer in dieser Form einzigartigen Offensive an treibstoffsparenden Technologien aufwarten. Mit im Boot sind die großen Zulieferer wie Bosch, Continental oder ZF als Systemlieferanten, die für die Automobilproduzenten Hybridlösungen erkunden sowie neue Techniken für den Verbrennungsmotor und verschiedene andere intelligente und sparsame Lösungen rund um den Antriebsstrang entwickeln.

Dabei werden sich auf der IAA nach Ansicht von Experten drei große Strömungen zeigen: Erstens nochmals verbesserte und sauberere Dieselmotoren (wie etwa die BLUETEC-Technologie), erste Studien zu einer neuen Motorengeneration, die die Vorteile von Diesel- und Otto- Motor verbindet, sowie das derzeit vor allem vom VW-Konzern bereits forcierte Downsizing, also die Verkleinerung des Hubraums der Motoren mit entsprechend weniger Verbrauch, aber dennoch hoher Leistung und Fahrspaß.

Elektrofahrzeuge im Kommen

Die zweite Gruppe sind Micro-Hybrid genannte Start-Stopp-Systeme und einfache Brems-Energie-Rückgewinnungs-Systeme. Hier sind laut Dudenhöffer sofort oder in Kürze fahrbereite Modelle von BMW (Mini, 1er und 3er) von Mercedes (A- und B-Klasse, smart), aber auch von Citroën oder Fiat zu sehen.

Drittens sind es Hybrid-Systeme (startklar ab Ende 2008, 2009 und 2010) der Premiumhersteller von Audi über BMW bis zu Porsche und VW; Ford wird mit dem Kuga den ersten in Deutschland in Serie gebauten Hybrid zeigen (Start Anfang 2008). Mercedes will insgesamt 18 Öko- Modelle in Frankfurt präsentieren - letztlich wird die gesamte Modellpalette der deutschen Hersteller jeweils ein ausgewiesenes Ökomodell besitzen, um die strengen CO2-Anforderungen der EU erfüllen zu können. Opel wird ebenso wie smart ein Elektrofahrzeug zeigen - ob sich reine Elektroautos je durchsetzen können, ist eine alte Diskussion, die auf der IAA erneut geführt werden wird.

PS-Monster werden nicht fehlen

Doch jenseits aller Öko-Diskussionen will die IAA auch Emotionen wecken. Neue Modelle und Konzeptstudien versprechen weiter Spaß am Autofahren. VW etwa will mit der Studie eines heckgetriebenen Kleinwagens ein ganz besonderes Auto für die Anforderungen der künftigen Mobilität vorstellen. Dem ungebrochenen Trend zum SUV (komfortabler Geländewagen) folgen die Wolfsburger mit dem Tiguan.

Die Konzerntochter Audi präsentiert mit dem neuen A4 eines der Brot- und Butter-Modelle der Produktpalette. Mercedes zeigt die neue C- Klasse als Kombi und BMW demonstriert das 1er Coupé. Peugeot kommt mit dem 308, und auch Skoda und Mini beweisen mit dem Fabia Kombi und dem Clubman, dass in Europa der praktische Kombi weiter ein Erfolgsgarant ist. Und keine Sorge, auch PS-Monster werden in Frankfurt nicht fehlen - allen voran etwa der Porsche GT2 mit 530 Pferdestärken und der Audi RS6 mit 565 PS.

Chinesische Modelle kein Thema

Ein Aufregerthema der vergangenen IAA 2005 dürfte in diesem Jahr kaum Furore machen: Nach verheerenden Crashtests chinesischer Autos zeigt sich die europäische und amerikanische Autobranche vorerst beruhigt, weil die Konkurrenz aus Fernost noch einige Jahre brauchen wird. «Aber wir nehmen neue Wettbewerber durchaus ernst», betont der VDA.

Und so präsentiert sich am Main die neue China Automobil Deutschland GmbH, die Fahrzeuge verschiedener Autobauer aus Fernost importieren will und auf der IAA mit zwei SUV-Modellen von Shuanghuan Motors und Zhejiang Jonway debütiert. Allerdings sorgten schon vorher Plagiats-Vorwürfe für Missstimmung weil zwei China-Autos angeblich vom BMW X5 und vom smart abgekupfert sein sollen. (dpa)

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