Unfallforscher fordern serienmäßige ESP-Ausstattung

Studien haben die Wirksamkeit des elektronischen Stabilitätsprogramms ESP bewiesen. Doch längst nicht alle Neuwagen haben den Schleuderverhinderer serienmäßig an Bord.

Das elektronische Stabilitätsprogramm ESP gehört nur bei knapp der Hälfte aller in Deutschland erhältlichen Fahrzeugmodelle zum Serienstandard. Bei 58 Prozent der Autos ist der elektronische Schleuderverhinderer serienmäßig an Bord, wie aus einer Auflistung der Unfallforschung der Deutschen Versicherer in Berlin hervorgeht. 20 Prozent aller neuen Pkw-Modelle seien dagegen gar nicht mit dem Sicherheitssystem ausgestattet. Die Unfallforscher des Gesamtverbands der Deutschen Versicherer (GDV) hatten 257 Modelle von 38 Automarken untersucht.

Aus Sicht der Experten ist die Ausstattungsquote zu gering. Die Wirksamkeit des Sicherheitssystems sei von verschiedenen Studien bestätigt. So hätten Untersuchungen des GDV gezeigt, dass 25 Prozent aller Pkw-Unfälle mit Personenschaden und 35 bis 40 Prozent aller Pkw-Unfälle mit Getöteten durch ESP positiv beeinflussbar wären: «Pro Jahr könnten 37. 000 Unfälle mit Verletzten und 1100 Unfälle mit Getöteten in Deutschland vermieden oder zumindest in ihren Folgen abgeschwächt werden», so die GDV-Unfallforscher. ESP sollte deshalb Serienstandard bei allen neuen Pkw sein.

Kritik an Aufpreispolitik


Gerade bei den Klein- und Kompaktwagen gebe es jedoch «enorme Lücken» im ESP-Angebot, bemängeln die Unfallforscher. Dieser Umstand sei vor allem deshalb misslich, da kleine Fahrzeuge und ältere Gebrauchtwagen häufig von der Risikogruppe «Junge Fahrer» bewegt würden. Umso wichtiger sei es, eine hundertprozentige Ausrüstungsrate zu erreichen, so dass es in ein paar Jahren genügend ESP-Fahrzeuge auch für diese Fahrergruppe auf dem Markt gibt.

Kritisch sehen die GDV-Unfallforscher auch die Aufpreispolitik der Hersteller für ESP. Mindestens 200 Euro Aufpreis müssten Autofahrer in Deutschland für das Sicherheitssystem hinblättern. Zum Teil sei es nur in teuren Ausstattungspaketen erhältlich. Vor allem bei Kleinwagen griffen Autofahrer daher beim aufpreispflichtigen ESP seltener zu: So betrage die Ausstattungsrate beim Mini nur 25 Prozent, beim VW Fox sogar weniger als 8 Prozent. «Dem Verbraucher sollte die Entscheidung pro oder contra ESP deshalb nicht überlassen, sondern durch den serienmäßigen Einbau abgenommen werden», fordern die Unfallforscher.

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