Passat BlueMotion: Ein VW für Ökos

Der VW-Konzern fühlt sich nachhaltigen Prinzipien verpflichtet. Deshalb baut der Autobauer auch seine BlueMotion-Baureihe aus. Nach dem Polo bringt man nun den Passat in der Spritsparvariante auf den Markt. Ein Lob kommt dafür vom VCD.

Von Frank Mertens

In Zeiten, in denen alle Welt vom Klimawandel spricht, macht es sich für einen Autobauer immer gut, ein verbrauchsarmes Fahrzeug mit einem geringen CO2-Ausstoß vorzustellen. Der VW-Konzern kam zur Präsentation des Passat BlueMotion-Modells deshalb auch extra nach Berlin. Der Ort war bewusst gewählt, wie Hans-Gerd Bode sagt, der bei Europas größtem Autobauer die Markenkommunikation verantwortet. Schließlich säßen in Berlin die Politiker, die in den zurückliegenden Monaten vehemente Kritik an der Autoindustrie wegen derer aus ihrer Sicht unzureichenden Bemühungen zur Reduktion des Treibhausgases C02 geübt hätten.

«Müssen uns nicht verstecken»

Dass dabei die Autoindustrie im Kreuzfeuer der Kritik stand, empfindet man nicht nur bei VW als ungerecht. Schließlich gäbe es größere C02-Emittenten als die Autoindustrie, wie Bode sagt. Zugleich müsse man sich gerade bei VW in Sachen Umweltschutz nichts vorwerfen lassen. «Wir müssen uns nicht verstecken, wenn es um dieses Thema geht.»

So würde es bereits heute im Produktportfolio von VW 78 Modelle geben, die nur zwischen fünf und sechs Litern pro 100 km verbrauchen. Das Handeln von VW sei dann auch von «nachhaltigen Prinzipien» geprägt, wie Bode feststellte. Dabei verwies er auf Autos wie den Dreiliter-Lupo, das 1-Liter-Auto oder den Polo BlueMotion, der im Sommer auf den Markt gekommen sei. Dass VW lange Zeit gegen Rußpartikelfilter wetterte, wurde bei diesem Lobgesang auf die eigene Leistung ebenso nicht erwähnt wie der Umstand, dass man beispielsweise auch Autos wie einen Touareg 4,2 Liter V8 mit 350 PS im Angebot hat. Er verursacht eine C02-Emission von 329 g/km.

Lob vom VCD

«VW und Nachhaltigkeit - das ist ein besonderes Thema. Ich würde dem fast beipflichten. Doch leider hat VW so energieeffiziente Fahrzeuge wie den 3 Liter-Lupo schnell vom Markt geommen», sagt der verkehrspolitische Sprecher des Verkehrsclub Deutschland (VCD), Gerd Lottsiepen, der Autogazette. Aus seiner Sicht wäre es notwendig gewesen, ein solches Auto auch entsprechend zu vermarkten und die Einstellung nicht allein auf das fehlende Kundeninteresse zu schieben.

Gelobt wurde von Lottsiepen das BlueMotion-Konzept. «Es ist ohne Frage ein Schritt in die richtige Richtung, doch es darf nicht den Endpunkt der Entwicklung darstellen.» Den Verbrauch von 5,1 Litern bezeichnete Lottsiepen «als aller Ehren wert».

Deutliche Verbrauchsreduktion

Der 1.9 TDI-Motor im Passat BlueMotion Foto: AG/Mertens

Im Juni schickt man nun den Passat BlueMotion in die Verkaufsräume seiner Händler. Der Passat BlueMotion ist von seinem Aussehen dabei im Gegensatz zum Polo BlueMotion optisch vom Grundmodell nur durch Marginalien wie beispielsweise den Kühlergrillrahmen oder den Schriftzug BlueMotion zu unterscheiden. Dafür bietet er eine deutliche Verbrauchsreduktion.

So verbraucht der Passat BlueMotion mit 77 kW/105 PS im Vergleich zum Grundmodell 0,6 Liter auf 100 km weniger. In der Gesamtbetrachtung bedeutet das nach Herstellerangaben einen Verbrauch von 5,1 Litern bei der Limousine und 5,2 Litern beim Variant. Da der Verbrauch mit dem C02-Ausstoß zusammen hängt, konnten auch hier Einsparungen vorgenommen werden. So stößt die Limousine 136 Gramm des Treibhausgases aus, beim Variant sind es 0,1 Gramm mehr. Das sind Werte, mit denen man sich an den von der EU-Kommission geforderten Grenzwert von 130 g/km schon beträchtlich annähert. Der Polo BlueMotion pustet sogar nur 102 Gramm Co pro Kilometer bei einem Verbrauch von 3,9 Liter in die Luft.

Bündel an Maßnahmen

Im Cockpit wird eine Schaltempfehlung gegeben Foto: AG/Mertens

Erreicht wurden die Einsparungen an Verbrauch und C02 beim Passat durch ein Bündel von Maßnahmen: Dazu gehören eine Reduktion der Leerlaufdrehzahl von 830 auf 730 U/min. Ferner verfügt das Fünfganggetriebe des Passat über eine geänderte Übersetzung, die im Vergleich zum Grundmodell bei den Gängen drei bis fünf verlängert wurde, wie Andreas Petri aus dem Produktmarketing erklärt. Darüber hinaus sorgen bessere cw-Werte und ein geringer Rollwiderstand - es kommen «Best-in-Class-Energy-Reifen» von Continental mit einem erhöhten Luftdruck von 0,4 bar zum Einsatz - für günstigere Verbrauchs- und Emissionswerte. Verzichtet wurde indes auf eine Start-Stopp-Automatik, die den Verbrauch nochmals hätte reduzieren können. Begründet wurde dies mit den Kosten.

Und wie ein Fahrtest mit dem jüngsten Spritsparmodell von VW zeigte, muss der Fahrspaß in einem solchen Auto nicht zu kurz kommen. Der Passat ist zwar kein Ausbund an Sportlichkeit, doch mit seinen 105 PS kann man auch durchaus flott unterwegs ist, wenn man denn nicht den Spritverbrauch im Hinterkopf hat. Die Höchstgeschwindigkeit der von uns gefahrenen Limousine wird mit 193 km/h angegeben. Das maximale Drehmoment des Vierzylinder-Turbodiesels von 250 Nm steht ab 1900 U/min. zur Verfügung. Im Passat BlueMotion kann man also durchaus schaltfaul unterwegs werden. Bei den Testfahrten endete die Tachonadel sogar kurz vor der 200 km/h-Grenze. Der Sprint von 0 auf 100 km/h wird in 12,1 Sekunden erledigt. Man kann also, wenn man will.

Zum Einsatz kommen Energy-Reifen von Conti Foto: AG/Mertens

Doch man kann auch anders - nämlich ökologisch bewusster unterwegs sein. Und zu einem niedrigen Spritverbrauch gehört nun einmal auch ein intelligenter Fahrstil. Dazu zählt beispielsweise, dass rechtzeitig in den nächst höheren oder niedrigeren Gang geschaltet wird. Damit man den richtigen Zeitpunkt hierzu nicht verpasst, sendet das Steuergerät des Passat eine Schaltempfehlung an die serienmäßige Multifunktionsanzeige. Wer sich hieran hält und den Passat im kleineren Drehzahlbereich bewegt, kann sogar einen Verbrauch um die 4,5 Liter erreichen. Für ein Mittelklasseauto ein beachtlicher Wert.

Komfortables Fahrwerk

Vor allem kann man im Passat ausgesprochen komfortabel unterwegs sein, obwohl das Fahrwerk vorn um 15 und hinten um acht Millimeter abgesenkt wurde. Bei schnellen Kurvendurchfahrten wünscht man sich aber fast schon ein straffer abgestimmtes Fahrwerk.

Das BlueMotion-Modell ist nach Petris Worten übrigens nicht als Antwort auf die hitzig geführte CO2-Diskussion der vergangenen Woche zu sehen. Das könne man allein schon daran ablesen, dass der Polo BlueMotion bereits Monate vor Beginn dieser Diskussion auf den Markt gebracht wurde. «BlueMotion gehört zu unserer langfristigen Antriebs- und Kraftstoffstrategie», so Petri.

Den bisherigen Absatz des Polo BlueMotion bezeichnet VW übrigens als großen Erfolg. Dabei wurden von ihm gerade einmal 3000 Fahrzeuge abgesetzt. Vom Passat erhofft sich VW deutlich mehr Verkäufe, «wir rechnen mit einem BlueMotion-Anteil von zehn Prozent», so Petri. Im zurückliegenden Jahr konnten vom Passat in Europa 312.000 Exemplare verkauft werden.

Attraktiver Preis

Das Heck des Passat BlueMotion Foto: AG/Mertens

Ausstattungsbereinigt muss der Kunde für einen Passat BlueMotion übrigens kaum mehr bezahlen als für das Grundmodell. Die Preise für die Limousine beginnen - samt serienmäßiger Klimaanlage - bei 26.300 Euro, für den Variant bei 27.428 Euro. Da wir bei den Preisen sind: Wie sieht es mit der Kostenersparnis aus? Der Passat BlueMotion ermöglicht eine maximale Reichweite von 1370 Kilometer. Damit kann man locker von Berlin nach München und zurück fahren. Bei einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 km kommt man auf monatliche Spritkosten von gerade einmal 71 Euro, wie VW vorrechnet.

Nun hofft man bei den Wolfsburger darauf, dass die Kunden sich entsprechend stark für den BlueMotion interessieren. Und zu den Kunden des BlueMotion zählt VW selbstredend die Politiker. Von ihnen verlangt man nicht nur Lippenbekenntnisse, sondern Taten. Sprich: Die Ministerien sollten ihre Fuhrparks mit spritsparenden Fahrzeugen ausrüsten. Im Idealfall natürlich mit einem Passat BlueMotion.

Die BlueMotion-Baureihe wird von VW übrigens sukzessive ausgebaut. Nach Polo und Passat wird der Golf folgen. Zu hoffen bleibt, dass die Kunden dieses Angebot auch annehmen - und bei der Kaufentscheidung ihr ökologischen Gewissen entscheiden lassen.

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