Genfer Autosalon: Es ist angerichtet

Anfang März gibt es für die Autowelt nur ein Ziel: Genf. In der Schweizer Stadt am gleichnamigen See öffnet zum 77. Mal der Automobilsalon die Tore. Wir zeigen Ihnen schon mal, was Sie dort erwartet.

Von Jürgen Wolff

Nachdem die Autoindustrie sich Anfang Januar in Detroit auf das neue Jahr eingestimmt hat, legt sie in Genf richtig los. Neue Modelle, Studien und Visionen zeigen vom 8. bis 18. März, wo die Reise hingeht im Autojahr 2007. Rund 250 Aussteller haben sich in diesem Jahr angemeldet, 700.000 Besucher werden erwartet.

Auf den rund 76.600 Quadratmetern Ausstellungsfläche feiern unter anderem die C-Klasse von Mercedes und das A5-Coupé von Audi ihre Weltpremiere. Dazu kommen neue Modelle etwa von Peugeot (207 CC), BMW (3er Cabrio, 1er- und 5er-Facelift), Ford (Mondeo) und VW (Golf Variant). Und Studien reichlich, wie der Hakaze von Mazda, der Demon von Dodge oder den C-XF von Jaguar. Die wichtigsten haben wir noch einmal in unserem Special als kleinen virtuellen Messerundgang vorab zusammengestellt. Wer selbst nach Genf will: Die Messe öffnet am 8. März ihre Pforten für den Publikumsverkehr und ist wochentags zwischen 10 und 20 Uhr, an den Wochenenden zwischen 9 und 19 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen umgerechnet rund 8,60 Euro Eintritt, Kinder bis 16 Jahre 4,90 Euro.

Die Klimadebatte hat fast alle kalt erwischt

Auch wenn Hersteller und Veranstalter noch schnell versuchen, dem Genfer Automobilsalon einen grünen Anstrich zu verpassen: Die Ökodebatte hat sie kalt erwischt. «Öko» sind die wenigsten neuen Autos auf der Show. Schein und Sein klaffen auch in den Messehallen der Genfer Palexpo weit auseinander. Warum sollte es dort auch anders sein als im realen Leben vor den Toren?

Feinstaubrichtlinie und Klimakatastrophe bestimmen zwar seit Wochen in ungewohnter Heftigkeit die öffentliche Diskussion. Und man könnte fast vergessen, dass Kraftwerksschlote, Zentralheizungen und Kettenraucher mehr Staubpartikel und CO2 emittieren als die ganze Autoflotte zusammen. Das Auto gilt als Umweltsau. Otto Autofahrer gibt sich in Meinungsumfragen brav in der Wolle grün gefärbt - und fährt mit dem SUV zum Zigaretten holen, sobald der Mann von Infratest den Telefonhörer wieder aufgelegt hat.

Billige Polemik? Zwei Nachrichten vom gleichen Tag: Jeder vierte Autofahrer könnte sich den Kauf eines Hybrid-Autos vorstellen, zitiert die Automobilwoche online eine Untersuchung des Reifenherstellers Continental. Und vermeldet eine Bildschirmhöhe weiter oben die Zulassungszahlen für den Februar 2007 und deren Botschaft: «Bei einem rückläufigen Markt sind lediglich die Segmente der Sportwagen und der Geländewagen gewachsen.» Da verwundert es nicht, dass auch in Genf nur wenig neue Autos stehen werden, deren Motor und Konzept nicht auf konventionellen Techniken beruht. Und die nicht auf Spaß und Kraft, sondern auf ein ruhiges Gewissen getrimmt sind.

Audi präsentiert neuen A5

Audi A5 Foto: Werk

Die Tour durch den Salon ist also wie alle Jahre wieder vor allem eine Tour der automobilen Lust & Leidenschaft. Bei Audi zum Beispiel wird der A5 stehen: «Der vielleicht schönste Audi, der je gebaut wurde», ist vorab zu lesen. Und das kein halbes Jahr nach der Präsentation des R8. Sei's drum: Bildschön ist das Coupé aus Ingolstadt in der Tat. Und kräftig. Schon der Einstiegsmotor hat 170 PS. Und auch das zweite Highlight am Audistand ist nicht gerade ein Sparschwein: Ein Q7 mit V8-Diesel und 326 PS.

So wie Audi halten es die meisten Hersteller: Mehr Power und mehr Spaß. Wenn man sie effizienter gewinnen kann - um so besser. Bei BMW stehen die überarbeiteten Versionen der 1er- und 5er-Baureihe im Mittelpunkt. Die immerhin sollen - nun mit Direkteinspritzung statt Saugmotor - bis zu zwölf Prozent Benzin weniger verbrauchen. Obwohl die Leistung von 258 auf 272 PS gewachsen ist. Weltpremiere feiert in Genf die C-Klasse von Mercedes-Benz - mit der sportlichsten Optik, die es je in der Mittelklasse für eine Limousine mit dem Stern gegeben hat. Wo immer die Schwaben den bei ihrem Neuen nun auch montieren. Selbst der Mondeo, von Ford einst als eher langweiliges Welt-Auto entworfen, ist mittlerweile so aufregend geworden, dass es für eine Nebenrolle in einem James-Bond-Film gereicht hat.

Luxusmarken pfeifen auf Öko

Dodge demon Foto: Werk

Die Luxusmarken wie Aston Martin mit dem Vantage Roadster (V8, 385 PS), Jaguar mit der Studie C-XF (V8, ca. 400 PS), Lamborghini, Rolls Royce (mit dem offenen Drophead), Maserati (GranTurismo, V8, 405 PS) verweigern sich den CO2-Grenzwerten der EU in der erwarteten Konsequenz ohnehin gleich ganz. Und selbst Toyota, asiatische Lichtgestalt in der momentanen Klima-Diskussion, setzt in Genf mehr auf Kraft denn auf Öko: Der neue IS-F der Toyota-Luxusmarke Lexus ist ein wunderbares Auto geworden - nur eben mit einem 400 PS starken V8 unter der Haube statt einem Hybrid.

Vor allem die Amerikaner treten das Gaspedal durch. Doge lässt die Viper nun mit V10-Motor und 600 PS auf die Schweiz los und schickt für die schmaleren Geldbeutel noch die 172 PS starke Roadsterstudie Demon hinterher. Mehr Power auch anderswo. Alfa Romeo zeigt den bildschönen Supersportwagen 8c in der Serienversion - und verpasst dem Spider wenigstens einen Dieselmotor. Nissan hat den 350Z überarbeitet und gibt ihm nun 313 PS mit auf den Weg.

Mehr PS-Power bei den Kleinen

Peugeot 207 CC Foto: Werk

Selbst die «Kleinen» machen durch die Bank weg mit. Opel präsentiert den Corsa als Kraftzwerg mit dem Kürzel OPC am Heck. Fiat lässt beim Grande Punto den Abarth wieder aufleben. Bei Peugeot warten der offene 207 CC und der 207 RC. Daihatsu verpasst dem Cuore nun 70 PS. Der neue Renault Twingo hat auch einen starken Turbo-Benziner in der Bestellliste. Toyota zeigt den Yaris als «TS»-Version. Und selbst die Kleinstwagen-Ikone Smart schickt mit der Brabus-Version des Fortwo einen Powerfloh nach Genf.

Auch der zweite Trend richtet sich mehr aus am realen Kaufverhalten der Kunden denn an deren ökologischem Gewissen. Der SUV-Markt boomt weiter. Citroen und Peugeot bringen auf gleicher, vom neuen Mitsubishi Outlander stammenden Plattform, ihre SUV C-Crosser und 4007 heraus. Volvo will mit dem XC60 gegen den X3 aus München antreten. Land Rover zeigt die zweite Auflage des Freelander und BMW den überarbeiteten X5. Nicht zu vergessen der Porsche Cayenne. Der hat zwar jetzt auch Benzindirekteinspritzer als Motoren - mutiert dadurch aber auch nicht gerade zu einem Verbrauchswunder.

Andersrum geht's übrigens auch, wie Suzuki zeigt. Die Japaner haben eine Stufenheck-Variante ihres SUV SX4 mitgebracht. In dieser Aufzählung nimmt sich der neue Fiat Bravo fast schon erfrischend normal aus. So wie es auch Hyundais FD, der Mazda2, der Skoda Fabia, der neue Auris von Toyota oder der Kia cee´d Kombi tun. Obwohl: Auch die Koreaner sticht gelegentlich der Hafer, wie Kia mit der Cabrio-Studie des cee'd zeigt.

“Grüne“ Autos von VW und Saab

VW Passat Bluemotion Foto: werk

Ein bisschen Öko immerhin findet sich dann doch in Genf - und nicht nur als unverbindliche Studie. Bei VW zum Beispiel. Oder Saab. Die Wolfsburger zeigen neben dem (in Mexiko gebauten) Golf Variant auch den Passat BlueMotion, der mit 5,1 Liter Diesel auf einen CO2-Ausstoß von 136 Gramm pro Kilometer kommt - und so fast schon den EU-Wert erreicht. Die Schweden dagegen setzen gleich auf Ethanol aus nachwachsenden Rohstoffen. Die Autos mit der Aufschrift «BioPower» sind zwar mittlerweile fast schon alte Bekannt auf den Messeständen von Saab. Aber unter der Motorhaube entwickeln sich die Dinge schon weiter. Diesmal steckt in der 9-5-Studie ein 2-Liter-Turbo-Aggregat, das es mit dem grünen Treibstoff auf 300 PS und ein Drehmoment von 400 Nm bringt.

Keine Beiträge vorhanden