„Die Marke Opel ist nicht zu retten“

Marketingexperte Voeth

„Die Marke Opel ist nicht zu retten“
Opel Meriva © Opel

Opel-Chef Nick Reilly hat am Dienstag den Sanierungsplan für Opel vorgelegt. Damit habe das Unternehmen wieder eine Zukunft, sagt er. Der Marketing-Experte Markus Voeth sieht das anders.

Die Marke Opel lässt sich nicht retten - das Unternehmen aber schon", diese Meinung vertritt Prof. Dr. Markus Voeth, Experte für Marketing der Universität Hohenheim, anlässlich des vorgelegten Sanierungsplans von General Motors.

Plan zeugt von Fantasielosigkeit

Auch die Streichung von rund 4 000 Stellen in Deutschland und die 1,5 Milliarden Euro zur Sanierung, die Deutschland zuschießen soll, zeuge von Fantasielosigkeit. Das eigentliche Grundproblem gehe der Konzern mit seinem Konzept nicht an. So sei nur zu erfahren, dass General Motors 80 Prozent der Produktpalette erneuern und in Elektrofahrzeuge investieren wolle. Doch was bei den neuen Autos besser werden solle, werde nicht gesagt. Und solange dies nicht geschehe, sei jede Art von Stelleneinsparung oder Staatsinvestition ohne Aussicht auf Erfolg.

Nach Einschätzung von Prof. Dr. Voeth seien die augenblicklichen Probleme bei Opel hausgemacht und deutlich älter als die Finanz- und Wirtschaftskrise der letzten zwei oder drei Jahre. Die Finanz- und Wirtschaftskrise habe sie nur an die Oberfläche gebracht. Noch in den 70er Jah ren war das Unternehmen exzellent aufgestellt. Dann kamen die Qualitätsprobleme der 80er. Und in den 90ern wurden viele Trends verschlafen und eine falsche Modellpolitik betrieben. So wurde der Trend zu Fahrspaß - wie zum Beispiel der Cabrio-Trend - verschlafen. Und niemand wolle ein Auto fahren, das nicht "in" ist. Opel stehe seit Jahren für langweilig, unsportlich und spießig. Die Leute fahren einen Fiat 500, weil er cool ist, weil er wenig verbraucht - und weil sie sich im Freundeskreis nicht rechtfertigen müssen, dass sie einen Opel fahren.

Kein Neuanfang möglich

Das Unternehmen Opel brauche nicht nur eine Restrukturierung und neues Kapital, sondern vor allem eine neue Marke. Weil diese das eigentliche Problem ist, werde kein Neuanfang erfolgreich sein, der sich nicht auch auf die Marke beziehe. Allerdings könne man Opel nicht von heute auf morgen ersetzen. Aus diesem Grund würde sich ein Neuanfang lohnen, wenn gleichzeitig eine Zweitmarke daneben aufgebaut würde, in die man dann schrittweise die alte Marke Opel aufgehen ließe. Das mache den Neustart auch für Kunden glaubwürdig - zumal, wenn der Neustart mit neuen Modellen, neuem Image und frischen Kampagnen versehen würde. (mid)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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