17-Zoll statt Eiche rustikal

Neuer Scirocco

15 Jahre nach dem Ende des sehr erfolgreichen Scirocco reanimiert VW das erschwingliche Coupe für den Breitensport. Ab August wird der neue Scirocco geliefert. Einstiegspreis: 21.750 Euro.

Von Jochen Knoblach

Er war das Auto zu Creme 21, Glam-Rock und Schlaghosen, und er war das ersehnte Gegenstück zum heckgetriebenen Käfer der Eltern, die sich über Willi Winzig bekringeln konnten und zu Vicky Leandros Sommerhit «Theo, wir fahr’n nach Lodz« mit Erdbeer-Bowle die Kante gaben, während sich in New York vier Burschen unter dem Namen Ramones zusammenfanden: «Hey! Ho! Lets Go!»

Der Scirocco war seinerzeit der erste Bote eines Neuanfangs bei Volkswagen. Im März 1974 wurde der vergleichsweise flache Zweitürer auf dem Genfer Automobilsalon vorgestellt, kam noch vor dem Golf auf den Markt und wurde ein Erfolg. In zwei Generationen rollten insgesamt knapp 800 000 Exemplare vom Band, bis man ihn 1993 ersatzlos aus dem Programm strich. Nun, 15 Jahre später, geht es weiter. Im August wird Volkswagen den Scirocco des 21. Jahrhunderts auf die Straßen bringen. Wieder liefert der Golf die technische Basis.

Der schärfste VW aller Zeiten

Übersichtlich und aufgeräumt: Das Cockpit des neuen Scirocco Foto: VW

Das Erfreuliche dabei: Er sieht nicht so viel anders aus als die Studie Iroc, mit der die Marke vor zwei Jahren den «schärfsten VW aller Zeiten» ankündigte und dem nur bedingt auf Marianne und Michael stehenden potenziellen Scirocco-Käufer indirekt riet, schon mal mögliche Finanzierungsmodelle auf ihre Tragfähigkeit abzuklopfen.

Während der Metamorphose von der Studie zum Serienmodell blieb im Grunde nur der große Schlund auf der Strecke. Offenbar wollte der Anfang 2007 angetretene neue VW-Designchef Walter de Silva seine Handschrift hinterlassen. Geschadet hat es nicht. Jetzt ist der Scirocco III startklar.

Mit 4,26 Metern zwischen der HU- und der AU-Plakette bleibt das kompakte Coupé dem Format des Spenders treu. Er ist gerade sechs Zentimeter länger als der Golf. Der Radstand beider Fahrzeuge ist identisch. Über den Achsen gibt es vier Plätze. Im Fond hat man wegen der eingezogenen Seitenfenster auf eine Dreierbank verzichtet. Zu zweit dürfte man sich dort aber wohlfühlen können. Schließlich ist auch der Golf recht geräumig. Hinter der auffällig steilen Heckklappe steht ein Ladeabteil zur Verfügung, das mit 292 Litern für einen üppigen Wochenendeinkauf ebenso taugen dürfte wie für den Getränkevorrat einer vielversprechenden Party.

Unter 122 PS geht gar nichts

122 PS Minimum: Da sieht mancher nur noch das Heck Foto: VW

Ähnlich vergnüglich könnte der Scirocco selbst sein, wenngleich er in den verstrichenen Jahrzehnten zugelegt hat. War der erste Scirocco noch kurz wie ein Toyota Yaris und leicht wie ein Smart und daher selbst mit den 50 PS seines 1,1-Liter-Motors kein Langweiler, so geht beim neuen Scirocco nichts unter 122 PS. Die liefert der mittlerweile bekannte, mit Turboaufladung und Benzindirekteinspritzung gedopte 1,4-Liter-Vierzylinder. 200 km/h sind mit ihm möglich, durchschnittlich 6,1 Liter Super nötig.

Darüber hinaus gibt es eine Version, der ein zusätzlicher Kompressor zu 160 PS verhilft, und selbstverständlich steht auch jenes 200-PS-Turbo-Aggregat zur Verfügung, das insbesondere den GTI auf sehr unterhaltsame Weise bewegt. Doch während der bislang der Entweihung durch den Einsatz eines Dieselmotors entgehen konnte, wird der Scirocco der dritten Generation der erste sein, der auch als TDI-Version angeboten wird. Möge man ihn boykottieren, trotz seiner 140 PS und trotz der schmalen 5,4 Liter je 100 Kilometer.

Die ersten VW-Scirocco kosteten knapp 10.000 D-Mark Foto: VW

Dafür bleibt VW dem Anspruch treu, ein erschwingliches Coupé auf den Markt zu bringen. Zwar liegt der Einstiegspreis mit 21.750 Euro etwas über den 10.400 D-Mark, für die der erste Scirocco zu bekommen war.

Allerdings hatte der auch 17-Zoll-Räder, keine Sportsitze, kein ESP, keine sechs Airbags, kein Sportfahrwerk und keine Klimaanlage.

Keine Beiträge vorhanden