Harley-Davidson Sportster S: Schicker Quantensprung

Harley-Davidson Sportster S: Schicker Quantensprung
Anders als zuvor ist die Sportster S ein Hingucker © Harley-Davidson

Mit der Sportster S kommt gleich die Top-Version der neuen Modellreihe von Harley Davidson.  Das Paket überzeugt.

Knapp vier Monate nach der Reise-Enduro Pan America bringt Harley-Davidson bereits das zweite Modell mit dem vollkommen neuen Triebwerk. Die Sportster S stellt das Topmodell der künftigen Modellfamilie dar. Infolge diverser technischer Änderungen leistet der nun Revolution Max 1250T genannte Motor zwar 30 PS weniger als in der Pan America, doch tut das flottem Fahren keinerlei Abbruch. Der bei Bedarf bis 9500 Touren drehende Vierventil-V2 liefert nämlich starke 122 PS und dazu im unteren und mittleren Drehzahlbereich deutlich mehr Drehmoment. Verglichen mit der 2020 letztmals im Programm befindlichen Sportster-Modellreihe stellt die Sportster S als Erstling der neuen Ära einen Quantensprung in Leistung, Technologie und Design dar.

Anders als zuvor ist die Sportster S ein Hingucker: Oberarmstarke, in Art eines Scramblers halbhoch verlegte Auspuffrohre samt Endschalldämpfern auf der rechten Seite, farblich abgesetzte Magnesium-Bauteile am mächtigen V2, ein aggressiv dreinblickender LED-Querscheinwerfer, ein ultrakurzes Rahmenheck – die US-Neuheit geizt nicht mit optischen Auffälligkeiten. Auch der an kräftigen Stahlrohren fixierte Kennzeichenträger am Heck sticht ins Auge; an ihm scheiden sich die Geister deutlich stärker. Klar ist jedenfalls: Wer diese eigentlich als Powercruiser wirkende Sportster S fährt, fällt auf und zeigt, dass er nicht dem Massengeschmack anhängt.

Kraftvoll und kultiviert

Im extrem breit bereiften Vorderrad ist lediglich eine einzelne Scheibenbremse montiert. Foto: Harley-Davidson

Auch technologisch hat Harley-Davidson an der Sportster S alle Register gezogen: Der V2 arbeitet kraftvoll und dabei stets kultiviert. Markiger Durchzug aus 2000 Touren ist im Sport-Modus genauso wenig ein Problem wie ein Drehzahlfeuerwerk jenseits von 6000. In den anderen beiden Fahrmodi Road und Rain gibt sich das Triebwerk zurückhaltender, zwei weitere Fahrmodi lassen sich individuell festlegen. Fast überflüssig zu sagen, dass auch eine Kurven-Traktionskontrolle sowie ein Kurven-ABS an Bord sind; ein Tempomat, selbstrückstellende Blinker, ein TFT-Runddisplay mit allen gängigen Connectivity-Schikanen sowie eine schlüssellose Zündung werden ebenfalls serienmäßig geliefert.

Auffällig schon am stehenden Fahrzeug sind zwei technische Details: Im extrem bereiften Vorderrad – 160 Millimeter stellen eine Rekordbreite dar – ist lediglich eine einzelne Scheibenbremse montiert; die ist zwar 32 Zentimeter groß und zudem gelocht und wird von einem Vierkolben-Bremssattel in die Zange genommen – aber angesichts von 122 PS und 228 Kilogramm Leergewicht ist die Anlage unüblich. Dennoch verzögert die Sportster S absolut zuverlässig und geht auch bei harter Beanspruchung nicht spürbar in die Knie. Und das Einlenk- sowie Kurvenverhalten ist keineswegs zäh, sondern neutral. Stabil und flink flitzt die Styling-Queen um Kurven, solange diese nicht in Spitzkehren ausarten. Bis zu 34 Grad Schräglage sind möglich, ehe die weit vorne montierten Fußrasten Bodenkontakt aufnehmen. Mehr als nur zügiges Cruisen ist also allemal drin. An der möglichen Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h haben wir uns auf der ersten Ausfahrt nicht versucht.

Bequeme Sitzposition

Die US-Neuheit geizt nicht mit optischen Auffälligkeiten. Foto: Harley-Davidson

Die Sitzposition auf der Sportster S im Feet-forward-Stil kann man durchaus als bequem bezeichnen; kleinere Fahrer mit kurzen Beinen haben allerdings Mühe, Schalthebel und Bremspedal zu erreichen. Nicht nur für sie ist die Alternativ-Fußrastenanlage zur Montage in der Fahrzeugmitte vorteilhaft. So umgerüstet, macht diese Harley ihrem Namen Sportster schon eher Ehre, weil eine aktivere Sitzposition die Folge ist. Vorteilhaft sind die mittig platzierten Fußrasten auch, um das Gesäß leichter entlasten zu können. Der hintere Federweg ist nämlich mit fünf Zentimetern arg schwächlich dimensioniert, so dass Kanaldeckel und andere harte Fahrbahnkanten gerne direkt ans Fahrerkreuz weitergegeben werden. Die Möglichkeit, das Federbein individuell zu justieren, ändert daran nichts Grundsätzliches. Wer über Nehmerqualitäten verfügt, ist jedenfalls klar im Vorteil.

Unüblich klein ist mit knapp zwölf Litern der wunderbar anzuschauende Tank; die Reichweite beträgt dank eines Normverbrauchs von lediglich 5,1 Litern auf 100 Kilometer rund 200 Kilometer. Diese Distanz lässt sich auf der neuen Sportster S mit breitestem Grinsen zurücklegen, sofern die Straßenqualität im zur Verfügung stehenden Revier gut oder gar sehr gut ist. Die Sportster S gibt es ab 15.490 Euro. (SP-X)

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