«Werden mit der Kernmarke mehr Autos verkaufen»

Interview Mercedes-Vertriebschef Joachim Schmidt

Joachim Schmidt blickt zuversichtlich ins Jahr 2010. «Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr mit der Kernmarke Mercedes-Benz auf jeden Fall mehr Autos verkaufen werden», sagte der Mercedes-Vertriebschef im Interview mit der Autogazette.

Nach deutlichen Absatzgewinnen im Januar und Februar rechnet der Autobauer Mercedes-Benz in diesem Jahr mit einem starken Wachstum. «Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr mit der Kernmarke Mercedes-Benz auf jeden Fall mehr Autos verkaufen werden. Wir rechnen damit, dass der Weltmarkt um drei bis vier Prozent wachsen wird. Wir werden aber um mehr als diese drei bis vier Prozent zulegen können», sagte Mercedes-Vertriebschef Joachim Schmidt im Interview mit der Autogazette.

„Wir peilen Marke über eine Millionen an“

Schmidt geht davon aus, dass Mercedes-Benz mit seiner Kernmarke am Ende des Jahres vor Audi landen werde. «Auch wir peilen eine Marke über einer Million Fahrzeuge an», fügte Schmidt hinzu. Wachstumsträger für den Stuttgarter Autobauer wird dabei vor allem China sein. Nach einem Absatz von 70.000 Fahrzeugen in 2009 rechnet Schmidt in diesem Jahr in China mit über 100.000 Fahrzeugen.

«Werden mehr Autos verkaufen»

Autogazette: Herr Schmidt, Sie konnten im Januar mit 67.000 verkauften Fahrzeugen ein Plus von 24 Prozent erzielen, im Februar war es mit 72.100 Fahrzeugen ein Zuwachs von 13 Prozent. Ist das schon ein Indiz für eine nachhaltige Erholung auf dem Absatzmarkt?

Joachim Schmidt: Wir sind mit dem Auftakt ausgesprochen zufrieden, da der Januar und auch der Februar traditionell eigentlich eher schlechte Monate sind. Für uns hat die Trendwende aber nicht erst jetzt stattgefunden, sondern bereits im vierten Quartal des Vorjahres, in dem wir Monat um Monat zugelegt haben.

Mercedes E-Klasse Cabrio Daimler

Autogazette: Im Vorjahr konnten Sie bei Mercedes-Benz 1.012,000 Fahrzeuge verkaufen. Mit welcher Zielsetzung gehen Sie in dieses Jahr?

Schmidt: Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr mit der Kernmarke Mercedes-Benz auf jeden Fall mehr Autos verkaufen werden. Wir rechnen damit, dass der Weltmarkt um drei bis vier Prozent wachsen wird. Wir werden aber um mehr als diese drei bis vier Prozent zulegen können.

Autogazette: Erwarten Sie einen Zuwachs auch für die Marken Smart und Maybach, also für Mercedes- Benz-Cars?

Schmidt: Zunächst einmal werden wir diesen Zuwachs im Schwerpunkt bei unserer Kernmarke sehen.

«Halte Weltmarkt von 55 Millionen Fahrzeugen für möglich»

Autogazette: Wo wird Ihrer Meinung nach der Weltmarkt in diesem Jahr nach den 53 Millionen in 2009 liegen? Einige Experten gehen ja von 55 Millionen Autos aus.

Schmidt: Ich halte einen Weltmarkt von 55 Millionen Fahrzeugen für durchaus möglich. Das kann zwar zum jetzigen Zeitpunkt keiner genau vorhersagen, doch es wird ohne Frage so sein, dass wir in den USA wachsen werden. Dort wird der Markt von 10,4 Millionen Fahrzeugen wohl auf 11,5 Millionen Fahrzeuge wachsen.

Autogazette: Es gibt einen Trend zu Kleinwagen, von dem der Smart nicht profitieren konnte, der um 18 Prozent Absatz einbüßte. Woran liegt das?

Schmidt: Der Smart ist kein klassischer Kleinwagen wie ein VW Polo oder ein Renault Twingo, sondern etwas Einmaliges. Er bewegt sich jedoch als Zweisitzer in einer Nische. Insgesamt leistet Smart weiterhin einen positiven Beitrag zur Geschäftsentwicklung von Mercedes-Benz Cars.

Der F 800 Style von Mercedes Daimler

Autogazette: Wenn Sie sich die aktuellen Absatzzahlen der Konkurrenz in diesem Jahr anschauen, dann liegen sie nur auf Rang drei. Warum läuft es bei Audi und BMW besser als bei Ihnen?

Schmidt: Ich würde nach zwei Monaten noch nicht einen Trend ableiten wollen, dass es bei der Konkurrenz besser läuft als bei uns. Ich gehe nach wie vor davon aus, dass wir am Ende des Jahres mit unserer Kernmarke vor Audi abschneiden werden.

Autogazette: Wobei Audi angekündigt hat, in 2010 wieder eine Million Fahrzeuge abzusetzen...

Schmidt: ...ja, ich weiß. Auch ich habe die Ankündigung der Kollegen zur Kenntnis genommen. Auch wir peilen eine Marke über einer Million Fahrzeuge an.

Der SLS AMG von Mercedes Daimler

Autogazette: In China konnten Sie im Vorjahr über 70.000 Autos verkaufen, was ein Plus von 65 Prozent bedeutet. Was ist 2010 möglich.

Schmidt: Die Aussage steht: Ich gehe weiter von einem Absatz in China von über 100.000 Fahrzeugen aus.

Autogazette: Müssen Sie die Aussage nicht revidieren? Im Februar haben Sie mit 7300 Autos ein Plus von über 100 Prozent zum Vorjahresmonat erzielt. Ist da nicht noch mehr möglich als 100.000?

Schmidt: Aus dem Februar kann man noch keine Ableitung für das Restjahr vornehmen, doch eines ist klar: Wir werden über 100.000 Autos verkaufen, auch deshalb, weil wir ab Mitte des Jahres zusätzlich zur C-Klasse auch die Langversion der E-Klasse verfügbar haben, passend für den chinesischen Markt. Wir gehen alle davon aus, dass diese E-Klasse sehr erfolgreich sein wird.

Autogazette: Wie lange werden diese hohen Wachstumsraten in China anhalten, die ja getrieben sind von einem staatlichen Konjunkturprogramm?

Schmidt: Im Luxussegment kommt das staatliche Konjunkturprogramm nicht so zum Tragen.

200.000 Autos in den USA geplant

Smart Electric Drive Daimler

Autogazette: Was erwarten Sie vom US-Markt, der in diesem Jahr nach Ihrer Meinung bei wohl 11,5 Millionen liegen wird?

Schmidt: Ich gehe für alle unsere Marken von einem Absatz von 200.000 Fahrzeugen aus.

Autogazette: Wie nehmen Sie derzeit eigentlich die Fehde zwischen BMW und Audi zur Kenntnis, bei der man sich darüber streitet, wer nun die innovativere Marke ist?

Schmidt: Ich nehme das mit einem Schmunzeln zur Kenntnis. Wir mischen uns hier nicht ein.

Autogazette: Audi hat auf dem Autosalon in Genf den A1 vorgestellt. Was wollen Sie dem entgegensetzen?

Schmidt: Wir werden Konkurrenzprodukten nicht immer etwas gegenüberstellen. Wir gehen den Weg, den wir langfristig geplant haben und damit fahren wir auf absehbare Zeit recht gut. In diesem Segment, also unterhalb des Audi A3, werden wir nichts entgegenstellen. Wir führen aber ab Ende 2011 beginnend mit der B-Klasse unsere neue Generation von Kompaktwagen auf dem Markt ein, davon erwarten wir uns deutliche Wachstumschancen.

Autogazette: Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht das Geschäftswagen-Segment für die Marktdurchdringung alternativer Antriebe?

Schmidt: Es hat ohne Frage eine hohe Bedeutung. Es gibt viele Unternehmen, die großes Interesse an alternativen Antrieben haben. Es gibt aber natürlich genauso auch Privatkunden, die ein Signal für die Umwelt setzen wollen.

«Noch schwierig, mit Technologie Geld zu verdienen»

Mercedes F-Cell Daimler

Autogazette: Gibt es angesichts der hohen Kosten von Elektromobilität für Unternehmen ein anderes Argument als das Image, sich bereits jetzt ein E-Auto anzuschaffen?

Schmidt: Bei den derzeitigen Mietkosten von 700 Euro für einen smart electric drive ist es natürlich vor allem auch ein Statement für ein Unternehmen, sich für ein Elektrofahrzeug zu entscheiden. Für uns als Autobauer ist es derzeit noch schwierig, mit dieser Technologie Geld zu verdienen. Doch wir sind überzeugt, dass alternative Antriebe die Zukunft sind. Entsprechend sind die derzeit anfallenden Kosten eine Investition in die Zukunft. Wir haben das Auto erfunden, entsprechend müssen auch wir bei den alternativen Antrieben die Vorreiterrolle einnehmen.

Autogazette: Müssen Sie sich für die Einführung von Elektrofahrzeugen eigentlich auf andere Vertriebswege vorbereiten?

Schmidt: Nein, das glaube ich nicht. Ich denke, dass wir hier gut aufgestellt sind. Bereits heute bieten unsere Key Accounter bei der Ansprache von Unternehmen neben unseren herkömmlichen Modellen auch Elektrofahrzeuge oder die B-Klasse mit Brennstoffzelle an. Natürlich müssen hier unsere Werkstätten auf diese neuen Aufgaben vorbereitet werden, die auf sie zukommen werden.

«Nehme Ankündigung gelassen zur Kenntnis»

Autogazette: Peugeot schickt Ende des Jahres das Elektroauto iOn in Großserie an den Start. Ist die Konkurrenz weiter als Sie?

Schmidt: Ich weiß nicht, wie groß die Serie sein soll. Ich weiß aber, dass wir mit Blick auf die Technologie mit führend sind und bei der Brennstoffzelle sind wir klar Technologieführer.

Autogazette: VW will bis 2018 nicht nur weltgrößter Hersteller werden, sondern auch Weltmarktführer im Bereich der Elektromobilität. Beunruhigt Sie das?

Schmidt: Schauen wir mal, ob das gelingen wird. Diese Aussage nehme ich angesichts unseres Technologievorsprungs in diesem Bereich sehr gelassen zur Kenntnis.

Das Interview mit Joachim Schmidt führte Frank Mertens

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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