Mary Barra löst GM-Chef Dan Akerson ab

Ab Mitte Januar

Mary Barra löst GM-Chef Dan Akerson ab
GM-Chefin Mary Barra © dpa

Führungswechsel bei General Motors: Mit Mary Barra wird ab Mitte Januar erstmals eine Frau an der Spitze eines großen Autokonzerns stehen.

Pepsi hat eine Chefin, Hewlett Packard auch, und Yahoo sowieso: In großen US-Unternehmen sind Frauen an der Spitze keine Ausnahme mehr. Auch die Geldpolitik der Fed, der wichtigsten Notenbank der Welt, steht mit Janet Yellen bald unter weiblicher Leitung. Seit Dienstag ist die Reihe der Top-Managerinnen noch länger - und das ausgerechnet in der Autoindustrie, die bisher wie kaum eine andere eine Männerwelt ist. Der Verwaltungsrat des US-Autoriesen General Motors berief überraschend die 51 Jahre alte Mary Barra ans Steuer des Konzerns. Die bisherige Vize-Präsidentin ist derzeit für die weltweite Produktentwicklung verantwortlich.

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Barra ist nicht nur die erste Frau an der Spitze der Opel-Mutter aus Detroit. «Sie ist die erste Frau an der Spitze eines großen Autokonzerns», wie Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer betont. Ein Nachteil sei das aber keineswegs - ganz im Gegenteil: «Endlich übernimmt jemand die Führung bei GM, der das Produkt sehr gut kennt und weiß, wie Technik funktioniert und Autos entwickelt werden.»

Ihr Vorgänger Dan Akerson, der sich Mitte Januar mit 65 Jahren zurückzieht, gilt eher als Restrukturierer. Genauso wie dessen Vorgänger Ed Whitacre, der 2009 Fritz Henderson entmachtet hatte und es binnen weniger Monate schaffte, GM aus der Insolvenz wieder auf Kurs zu bringen. Auch davor war eine Reihe von GM-Bossen in der Branche eher als Erbsenzähler verrufen, die stärker auf die Finanzen schauen als auf die Qualität.

Barra seit 1980 bei GM

Barra ist keineswegs neu im Geschäft. Sie ist eine Frau mit Benzin im Blut. Die Ingenieurin kam schon seit 1980 als Studentin zu dem Autobauer und hat seither Erfahrungen in der Fertigung, der Entwicklung und der Personalführung gesammelt. «Sie ist führend am neuesten Erfolg der Firma beteiligt und belebt die Produktentwicklung bei GM neu», betont das Unternehmen. Ihre Produkte seien von einer ungekannten Qualität und kämen beim Kunden besonders gut an.

Dass Barra wie Yahoo-Chefin Marissa Mayer bald durch Hochglanz-Fotos in ihren liebsten Designer-Sachen in der «Vogue» auffällt, ist unwahrscheinlich. Der Aufstieg auf der Karriereleiter dürfte für sie eher Ansporn sein, nochmals nachzulegen. Dudenhöffer ist jedenfalls überzeugt: «Barra wird GM stärken. Das ist auch gut für Opel.» Am Dienstag sagte sie ganz in Manier ihrer männlichen Vorgänger, die ihre Reden gern mit Superlativen überfrachtet haben: «Es ist eine Ehre, das beste Team der Branche zu führen und unseren momentanen Erfolg mit voller Geschwindigkeit fortzusetzen.»

Anders als in den USA sucht man in Deutschlands größten Konzernen vergeblich nach weiblichen Vorstandsvorsitzenden. Aber auf der Ebene direkt darunter sind inzwischen einige Frauen zu finden - auch in der Autoindustrie. So hat beispielsweise die GM-Tochter Opel gleich zwei weibliche Vorstände: Tina Müller ist für das Marketing verantwortlich, Susanna S. Webber für Einkauf und Logistik. Bei BMW leitet Milagros Caiña Carreiro-Andree das Personal- und Sozialwesen, und bei Daimler ist Christine Hohmann-Dennhardt die erste Frau im Vorstand - zuständig für den Bereich Integrität und Recht. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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