VW Käfer: Sowetos neue Stil-Ikone

Der VW Käfer ist Kult. Das haben auch die Bewohner im südafrikanischen Johannesburg erkannt. Dort erlebt das Wolfsburger Erfolgsmodell eine Renaissance.

Von Ralf E. Krüger

Johannesburgs schwarzer Vorort Soweto hat ein neues Kult-Auto. Rundlich, knatternd und knuffig erobert der alte VW Käfer mehr als ein halbes Jahrhundert nach seinem Produktionsstart erneut die Herzen der Südafrikaner. Von einer wahren Käfer- Renaissance am Kap ist bereits die Rede, bei der vor allem Jugendliche den Kleinwagen als Kultfahrzeug entdecken. «In den vergangenen Jahren ist der Käfer in Südafrikas weltbekanntem Township zunehmend populärer geworden», schrieb die Zeitung «Saturday Star» unter dem Titel: «Sowetos neue Stil-Ikone».

Käfer heißt Khunkhwane

Sie lieferte auch gleich den örtlichen Kose-Namen für den kugeligen Kleinwagen: «Khunkhwane» lautet das Wort für Käfer in Sesotho, einer der elf Landessprachen des Kap-Staates. Die Gründe für die Beliebtheit des rüstigen Oldies liegen im erschwinglichen Preis, dem wirtschaftlichem Verbrauch und dem niedlichen Aussehen.

Obwohl die Produktion des VW-Käfers in Südafrika im Januar 1979 nach mehr als einem Vierteljahrhundert eingestellt wurde, machen die Rundlinge mit der unverkennbaren Silhouette heute Schwarz und Weiß mobil. «Man kann davon ausgehen, dass mindestens 60. 000 der hier produzierten 288.000 Käfer noch auf den Straßen des Landes unterwegs sind», sagt John Lemon. Der pensionierte Unternehmer aus Port Elizabeth ist ein wandelndes Archiv in Sachen Auto-Mythos. Er bereitet gerade ein Buch über Südafrikas Käfer-Historie vor und setzt dabei auf Unterstützung durch den VW-Konzern. «Auf jeder beliebigen Hauptstraße in Südafrika trifft man heute alle vier bis fünf Kilometer auf einen VW-Käfer», sagt Käfer-Besitzer Lemon.

Lobeshymne

Mathatha Tsedu, Chefredakteur der Zeitung «City Press», schrieb seinem eigenen 30-jährigen Zweitwagen sogar eine wahre Lobeshymne ums Blech. Der Käfer lehre ihn Bescheidenheit hinterm Steuer, meinte Tsedu, mache ihn aber auch zum Objekt der Begierde. « Verwandter gab mir seinen Mercedes E270, Baujahr 2005, während er zwei Wochen lang meinen Käfer fuhr. Und mein Sohn berichtet, dass er bei seinen Freunden jedesmal Gesprächsgegenstand ist, wenn er mit dem Käfer vorfährt», berichtete Tsedu. Viele der in Südafrika fahrenden Kleinwagen sind noch original. Allerdings stehen auch generalüberholte Gebrauchtwagen hoch im Kurs.

Der Südafrikaner Ken Maggatt von den «Beetle Buddies» bezeichnet sich selbst als «Käfer-König» Südafrikas. Vor 15 Jahren begann er, alte VW-Käfer mit Teilen aus Mexiko auf neu zu trimmen. Rund 3000 aufgemöbelte Käfer später kennt er sein Geschäft in- und auswendig. «Monatlich habe ich einen Ausstoß von 22 Käfern», sagt er stolz. «Zu meinen Kunden zählen Alt und Jung, Schwarz und Weiß, Arm und Reich - Der Wagen ist im wahrsten Sinne des Wortes ein echter Volks-Wagen.» Ob Student oder Gelegenheitsarbeiter, Rentner oder Manager - der Käfer fasziniert. Die Produktion in Mexiko wurde zwar im vergangenen Jahr eingestellt, doch Ersatzteile werden noch immer geliefert.

Zwischen 39.000 und 47.000 Rand (4870 - 5870 Euro) kostet bei Maggatt ein rundum erneuter Käfer. Das ist zwar mehr als die 6000 Rands (750 Euro), die Beverley Sekonyane (23) aus Soweto für ihren 30-jährigen Oldie bezahlt hat - liegt aber noch weit unter dem Basispreis für ein anderes Erfolgsmodell aus dem Hause VW: den Ur- Golf Typ 1, der am Kap mit großem Erfolg weiter produziert wird. Und auch des Käfers modischer Nachfolger, der Beetle, knüpft am Kap schon an den Erfolg des kugeligen Sympathieträgers an: als Trend-Auto findet er vor allem bei der jungen schwarzen Elite durchaus seine Anhänger. (dpa)

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