Günstige Gebrauchtwagen werden knapp

Folge der Abwrackprämie

Die Abwrackprämie hat zu einer Verknappung von günstigen Gebrauchtwagen geführt. So bricht den Händlern das Segment der Fahrzeuge bis 2500 Euro gerade massiv weg.

Die Abwrackprämie wirbelt den Automarkt kräftig durcheinander. Während die Neuwagen-Nachfrage durch die 2500 Euro vom Staat für das Verschrotten des Altautos beim Kauf rasant anzog, ist bei den Gebrauchtwagen das Preisgefüge aus der Spur geraten: Gefragte junge Gebrauchte, für die ebenfalls die Prämie gilt, steigen im Preis, während weniger interessante ältere Modelle deutlich im Wert nachlassen. Und die ganz günstigen Autos sind beim Händler kaum noch zu bekommen, weil ihre Besitzer sie im allgemeinen Abwrack-Hype lieber verschrotten lassen, statt sie wie bisher beim Händler in Zahlung zu geben. Das macht die Suche nach einem preiswerten Einstiegsauto für Gebrauchtkäufer erheblich schwieriger.

Angebot stark ausgedünnt

Nach Angaben von Marcus Krüger, Referent für Automobilwirtschaft beim ADAC in München, bricht den Händlern das Marktsegment der Gebrauchtwagen bis etwa 2500 Euro gerade «rapide» weg. «Das Angebot wird durch die Abwrackprämie stark ausgedünnt, so dass die Händler Schwierigkeiten haben, Nachschub zu bekommen», sagt Krüger. Das bisher funktionierende System des Gebrauchtwagenhandels sei durch die Subvention vom Staat gestört: Früher wurden ältere Autos auch im Markenhandel in Zahlung gegeben, der sie danach an freie Händler weiterreichte - vor allem dort wurden sie dann angeboten. Jetzt wanderten viele Autos beim Neuwagenkauf direkt in die Schrottpresse.

«Der ein oder andere Gebrauchtwagenhändler, der sich auf dieses Segment spezialisiert hatte, hat sicherlich darunter zu leiden», sagt auch Siegfried Trede vom Marktforschungsunternehmen Deutsche Automobil Treuhand (DAT) in Ostfildern. Gebrauchtwagenkäufer mit einem geringen Budget müssten daher vielleicht etwas länger suchen, weil einzelne Händler für sie nichts Passendes mehr im Angebot haben.

8,8 Millionen Fahrzeuge mit Restwert 2500 Euro

Laut Trede gibt es in Deutschland rund 8,8 Millionen Fahrzeuge mit einem durchschnittlichen Restwert von unter 2500 Euro. Nach Angaben des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) in Eschborn sind bis zum Dienstag (7. April) rund 1,2 Millionen Anträge auf Auszahlung der Prämie eingegangen. «Wenn tatsächlich 1,2 Millionen Fahrzeuge wegfallen, dürfte das auch Auswirkungen auf die Preise haben», sagt Trede. «Noch können wir das aber nicht beobachten.» Gravierende Preisveränderungen bei Gebrauchtfahrzeugen im sogenannten Einstiegssegment habe die DAT noch nicht festgestellt.

Ein Grund dafür könnte sein, dass sich der Gebrauchtwagenhandel überhaupt nur zu einem geringen Teil mit dem Marktsegment bis 2500 Euro befasst, wie Ansgar Klein vom Bundesverband freier Kfz-Händler (BVfK) in Bonn erläutert. Denn mit diesen Fahrzeugen könnten die Händler kaum Geld verdienen. Außerdem seien für sie die Gewährleistungsrisiken aufgrund möglicher technischer Mängel hoch.

Schon vor Einführung der Abwrackprämie seien solche Gebrauchtwagen daher von vielen Händlern gar nicht mehr in Deutschland angeboten, sondern ins Ausland, etwa nach Afrika, exportiert worden. Dabei müssen die Händler dann keinen Gewährleistungsansprüchen mehr nachkommen, so der geschäftsführende BVfK-Vorstand. Die Abwrackprämie habe zwar «ganz entscheidend» in den Gebrauchtwagenmarkt eingegriffen. Bei den Einstiegsautos sehe der BVfK aber keine so großen Auswirkungen.

Zumeist private Verkäufe

Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammenhang laut DAT-Sprecher Siegfried Trede außerdem ein weiterer Punkt: «Die meisten dieser Fahrzeuge werden nach wie vor auf dem Privatmarkt verkauft.» Bei den mehr als sechs Jahre alten Fahrzeugen betrage der Anteil einer DAT-Erhebung zufolge 64 Prozent. Je weniger ein Gebrauchter Wert sei, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass er privat verkauft wird.

Hierin besteht ADAC-Experte Marcus Krüger zufolge bei einem knapper werdenden Händlerangebot wiederum für Kaufinteressenten die Chance: «Der Blick in die großen Gebrauchtwagenbörsen im Internet lohnt schon noch - es ist ja nicht so, dass der Markt völlig abgegrast ist.» Also muss niemand ins benachbarte Ausland fahren, um einen billigen Gebrauchtwagen zu ergattern. Der Nachteil beim Privatkauf sei jedoch, dass Käufer in der Regel keine Gewährleistung verlangen können, so Krüger. «Doch ohne Nachteil kommen Sie im Moment aus der Nummer nicht raus.» (dpa/tmn)

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