Abwrackprämie wirkt nach

Gebrauchtwagenbranche

Die Gebrauchtwagenbranche spürt noch immer die Folgen der Abwrackprämie. Wer an einen Gebrauchtwagen günstig gelangen möchte, sollte sich beeilen, rät der Branchendienst Eurotax-Schwacke.

Von Manuel Schwarz

Für Gebrauchtwagenhändler ein Fluch, für Kunden ein Segen: Die Abwrackprämie wirkt sich auch nach ihrem Auslaufen weiterhin auf den deutschen Automarkt aus. Aus dem tiefsten Keller sind die Preise für Gebrauchtwagen mittlerweile zwar wieder geklettert - oben angekommen sind sie aber noch nicht.

Richtung Normalniveau

«Die Preise nähern sich dem Normalniveau», erklärt der Branchenkenner Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. Käufer haben weiterhin Chancen auf Schnäppchen, doch Eile ist geboten: Wer mit dem Gedanken spielt, sich einen Gebrauchten zuzulegen, «der sollte nicht zu lange warten», rät der Branchendienst Eurotax-Schwacke in Maintal (Hessen). Noch seien die Preise günstig, ein Überangebot herrsche im Autohandel aber nicht mehr.

Richtig billig waren die Autos vor ein paar Monaten. Um fast zehn Prozent seien die Preise für Gebrauchtwagen im Laufe des Jahres 2009 gefallen, rechnen die Marktanalysten vor. Zudem blieben viele Händler auf ihren Wagen sitzen. Im Schnitt 122 Tage lang stand ein Gebrauchtwagen auf dem Hof, ehe er weiterverkauft wurde. 2008 betrug die Standzeit 114 Tage. «Das Jahr war eine Katastrophe», schimpft Dudenhöffer. «Da haben sich die Händler die Reifen platt gestanden.» Erst allmählich ändert sich die Lage: «Wir werden Ende des Jahres immer noch nicht den Stand von 2008 erreicht haben, aber immerhin ein deutlich höheres Niveau als noch 2009», sagt Roland Korioth von Eurotax-Schwacke.

Kein Einbruch

Von einer Krise hat der Kfz-Meister Ahmet Nizam aus Bickenbach bei Darmstadt allerdings kaum etwas gespürt. Der Mechaniker und Gebrauchtwagenhändler war zwar prädestiniert als «Verlierer der Abwrackprämie» - eine Durststrecke hatte er aber nicht zu beklagen. «Nur fünf Prozent meiner Kunden haben die Prämie genutzt», so Nizam, der Gebrauchtwagen zwischen 3000 und 15.000 Euro verkauft. «Vom Umsatz her hat mich dies gar nicht berührt.»

Ähnlich wenig dramatisch schätzt der Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) die Folgen der Abwrackprämie ein. Sechs Millionen Gebrauchtwagen hätten 2009 den Besitzer gewechselt. Der Rückgang belaufe sich damit nur auf 1,6 Prozent. «Von einem Einbruch des Gebrauchtwagenmarktes kann man also trotz Umweltprämie nicht sprechen», meint ZDK-Sprecherin Claudia Schiffer.

39 Millionen Euro Umsatz

Den Umsatz beim Verkauf von Gebrauchtwagen bezifferte der ZDK auf rund 39 Milliarden Euro. Im Vergleich zu 2008 habe er damit sogar um 3,9 Prozent zugelegt. Dies lag aber vor allem an den Jahreswagen, die zwar als Gebrauchte gezählt wurden. Ihr Kauf wurde vom Staat aber ebenso durch die Abwrackprämie von 2500 Euro gefördert.

Kfz-Meister Nizam hatte von einer Talfahrt nichts mitbekommen, dafür mache sich nun der Aufschwung bemerkbar. «Die Auftragslage ist derzeit so hoch wie selten zuvor», erzählt er. Ist der «Verlierer der Abwrackprämie» damit in Wahrheit einer der Profiteure? Kunden verloren habe er durch die Abwrackprämie ohnehin keine, und als diese auslief, seien zu den Stammkunden sogar neue dazugekommen. Vor Arbeit kann sich Nizam heute nicht retten: «Wir sind derzeit so ausgelastet, dass ich vor zwei Monaten sogar einen neuen Mitarbeiter einstellen musste», erzählt der Kfz-Meister. (dpa/tmn)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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