Ford Mustang Mach E: Name als Verpflichtung

600 Kilometer Reichweite

Ford Mustang Mach E: Name als Verpflichtung
Das ansehnliche Heck des Ford Mustang Mache-E. © Ford

Mit selbstbewussten 600 Kilometern gibt Ford die Reichweite seines neuen Elektromobils an. Bis der Mustang Mach E dies Versprechen in Tests einlösen kann, wird es wohl bis Herbst nächsten Jahres dauern.

Wenige Stunden nach der offiziellen Weltpremiere in Los Angeles lässt Ford den Strom-Crossover auf dem europäischen Kontinent für Händler und Medienvertreter enthüllen. Schauplatz ist Oslo, seit Jahren Synonym für umweltverträgliche Mobilität.

Nicht ohne Grund haben in den vergangenen Jahren Toyota und Lexus, Porsche und Mazda Personenwagen mit alternativen Antriebskonzepten in der norwegischen Hauptstadt präsentiert. In dem skandinavischen Land sind inzwischen mehr als 40 Prozent der neu zugelassenen Autos Elektrofahrzeuge, was einerseits für die Bereitschaft der Einwohner des Öl-Landes Norwegen zu Veränderungen spricht, andererseits auch ein Indikator für gute Margen ist, die Hersteller beim Verkauf ihrer Ökomobile gerade dort erzielen können.

Historischer Brückenschlag

Ein großes Tablet bestimmt den Innenraum des Ford Mustang Mach-E. Foto: Ford

Mit der Wahl des Modell-Namens verfolgt Ford zwei Ziele. Er soll den historischen Brückenschlag zu dem erfolgreichsten Sportcoupé der letzten 50 Jahre symbolisieren, aber auch auf ein außergewöhnliches Dynamik-Potenzial verweisen. Die Bezeichnung Mustang ist zugleich aber auch Verpflichtung. Das „Pony-Car“ für die Zukunft kommt um Design-Merkmale aus der Vergangenheit nicht herum. Am deutlichsten sind diese am Heck zu beobachten, wo drei senkrechte LED-Balkenelemente ein traditionelles Merkmal der Mustang-Rückleuchten aus den Verbrenner-Jahrzehnten wieder aufnehmen.

Das galoppierende Pferd mit wehender Mähne ist als Logo ebenso unverzichtbar wie eine ausladende Fronthaube und eine breite Spur. Das Auto ist 4,71 Meter lang und 1,88 breit. Seine Höhe von 1,60 Metern ist der Indikator seiner Zugehörigkeit zu den Crossover-Fahrzeugen, die ein bisschen Coupé, ein bisschen SUV und vor allem auf keinen Fall konformistisch sein wollen. Wie vielen Elektro-Vorgängern auch kann dem Mustang Mach-E der Vergleich mit Tesla nicht erspart werden. Ford selbst hat genügend dafür getan, zum Beispiel dadurch, dass ein 15,5 Zoll großer, vertikal angeordneter Touch-Monitor über der Mittelkonsole als Hauptinformations- und -Bedienelement dient. Im Modell S hatte der kalifornische Elektro-Pionier so einen, die Cockpit-Architektur bestimmenden Bildschirm erstmals gezeigt.

Eigenständigkeit als Herausforderung

Die Heckleuchten des Ford Mache E. Foto: Axel F. Busse

Die Eigenständigkeit des Mach E, so betont es Designer Murat Güler mehrfach während der Präsentation in Oslo, sei denn auch die größte Herausforderung bei der Konzeption des Fünftürers gewesen. Seine Erscheinung müsse so in die Formensprache der Marke integriert werden, dass jeder auf Anhieb erkennen möge, dass so ein Auto „nur von Ford stammen kann“. Mit dem neuen Elektromobil mausert sich das Mustang-Angebot unversehens zur Modell-Familie und es dürfte für lange Zeit die einzige bleiben, die so gegensätzliche Konzepte wie V8-Verbrenner und lokal emissionsfreien Batterieantrieb unter einem Baureihgen-Namen vereint.

Kunden von Crossover-SUV, das wird von den Marketingleuten der einschlägigen Anbieter immer gern wiederholt, pflegen einen aktiven Lebensstil und oft extravagante Hobbies. So erstaunt es nicht, dass der Mustang Mach-E unter der Fronthaube über ein 100 Liter fassendes Staufach verfügt, das wie eine Plastikwanne funktioniert und auch ein Ablassventil hat. So kann man dort etwa einen nassen Neopren-Anzug, verschlammte Wanderstiefel oder das Kiting-Geschirr nach Hause fahren.

Marktstart im Herbst 2020

Deutschland soll zwar zu den Märkten gehören, die vom ersten Produktions-Schub aus mexikanischer Fertigung profitieren, dennoch wird es voraussichtlich bis Herbst 2020 dauern, bis die ersten Fahrzeuge in Europa ankommen. Es ist vorgesehen, den Mach-E mit zwei Batterie-Ausführungen und mit zwei Antriebs-Varianten auszurüsten. Reiner Heck- und ein heckbetonter Allradantrieb stehen zur Wahl, befeuert durch eine 75-oder eine 99-kWh-Batterie.

Kurzentschlossene, von der es noch in der Nacht der Präsentation einige hundert gibt, reservieren sich eine „First Edition“, die mit 99 kWh-Akku und 248 kW Leistung aufwartet. Bei ihr sind alle vier Räder angetrieben und zur Unterscheidung von anderen Varianten ist sie in der exklusiven Außenlackierung „Atoll-Blau -Metallic“ gehalten. Mit 75-kWh-Standardbatterie und Heckantrieb soll der Wagen in Deutschland für 46.900 Euro angeboten werden.

Laden mit 150 kW

Der Ford Mustang Mache-E. Foto: Ford

Was die Energie-Versorgung für den Mach E angeht, verspricht Ford die Nutzung einer Ladeleistung von bis zu 150 kW und entsprechend überschaubare Ladezeiten. Im Falle einer heckgetriebenen Variante könne dies bedeuten, dass innerhalb von innerhalb von nur zehn Minuten genügend Strom für bis zu 93 weitere Kilometer Fahrstrecke nachzufüllen sind. Dem Modell mit der Standard-Batterie (75 kWh) würden weniger als40 Minuten, sagt Ford, um den Stromvorrat von zehn auf 80 Prozent aufzustocken.

Über die Absatzerwartungen für den Mach-E will sich der Hersteller zum jetzigen Zeitpunkt ebenso wenig äußern wie zur Produktionskapazität im mexikanischen Werk. Allerdings darf man davon ausgehen, dass niemand bei Ford etwas dagegen hätte, wenn die Nachfrage einen ähnlichen Verlauf nähme, wie die des konventionell angetriebenen Mustang-Sondermodells „Bullit“. Darauf müssen die Neubesteller inzwischen ein gutes Jahr warten.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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