Fiat Punto: Erfahrene Lottospieler gesucht

Kleinwagen mit vielen Optionen

Fiat Punto: Erfahrene Lottospieler gesucht
Der Fiat Punto ist optisch ansprechend. © Fiat

Der seit 2005 auf dem Markt erhältliche Fiat Punto hat im Laufe der letzten 12 Jahre seine Namen und Ausstattungslinien häufig gewechselt. Für Interessenten am Gebrauchtwagen erstreckt sich ein fast undurchdringbares Dickicht.

Seit 2005 läuft der aktuelle Fiat Punto vom Band – eine lange Zeit. Und damit es nicht so langweilig wird, änderten die Italiener auch immer mal wieder den Namen des Kleinwagens.

Am Anfang hieß er Grande Punto, später Punto Evo und nun einfach nur noch Punto. Ob damit eventuell einige der zahlreichen Marotten des Fiat verdeckt werden sollten? Möglich. Wir haben alles, was man zum Gebrauchtkauf wissen muss.

Fiat Punto basiert auf Opel Corsa D

Im Vergleich zu seinem Vorgänger wuchs der Punto um satte 19 Zentimeter auf 4,03 Meter an. Neben einem Dreitürer gibt es den kleinen Italiener auch mit fünf Türen. Beide Varianten basieren auf der Plattform des Opel Corsa D. Das erste Facelift kam 2009, drei Jahre darauf das zweite. Dank einem eher straffen Fahrwerk gilt der Punto als sehr handlich und relativ sportlich zu fahren, trotz einer recht gefühllosen Elektrolenkung.

Der Innenraum ist funktional, von italienischem „Dolce Vita“ allerdings keine Spur. Bei der Materialauswahl würde man heute eher an Dacia denken. Immerhin: 2005 gab es die volle Punktzahl von fünf Sternen im Euro-NCAP-Crashtest. Auch 2017 wurde der Punto noch gebaut, allerdings entfiel die dreitürige Variante.

Große Leistungsspanne bei Motoren

Die Leistungsspanne beim Punto ist überraschend groß. Vom kleinen Motörchen mit 48 kW/65 PS bis zum Abarth-Triebwerk mit 132 kW/180 PS hat man als Gebrauchtwagenkäufer die Qual der Wahl. Obwohl die sportlichen Top-Versionen eher etwas für junge Kurvenräuber als für vernunftgesteuerte Second-Hand-Käufer sind. Als Tipp für Vielfahrer gilt der sparsame 1.3-JTD-Motor. Den gab es mit 55 kW/75 PS bis 96 kW/130 PS.

Neben den klassischen Aggregaten nach dem Otto- oder Selbstzünderprinzip gab es außerdem auch einen Erdgas-Punto mit 57 kW/77 PS. Wer etwas Exotisches ausprobieren möchte, kann auf die Suche nach einem Zweizylinder-Punto gehen. Mitte 2015 fielen übrigens bis auf den 95-PS-Diesel alle Selbstzünder aus dem Programm.

Zahlreiche Ausstattungslinien

Wie bereits erwähnt steht der Punto dank fünf Crashtest-Sternen sicherheitstechnisch gut da. Ähnlich undurchsichtig wie die vielen Umbenennungen zeigt sich die Auswahl der verfügbaren Ausstattungen. Hierzulande gab es bis 2009 folgende Varianten: „Go“, „Active“, „Dynamic“, „Linea Sportiva Speed“, „Linea Sportive Racing“, „Linea Sportiva Sport“ und „Emotion“. Empfehlenswert ist die Topversion „Emotion“ mit Klimaautomatik, CD-Player sowie Kopf-Airbags vorne und hinten.

Ab dem ersten Facelift 2009 reduzierte Fiat dann auf „Active“, „Dynamic“, „Racing“ und „Sport“. Mit dem (bisher) letzten Facelift 2012 entfielen drei der vier Varianten (außer Sport) und die Italiener führten dafür „Pop“ und „Easy“ ein. 2017 wurde nochmal umstrukturiert und „Mystyle“ sowie „Lounge“ ersetzten alles bisher bekannte. Das Ganze klingt nicht nur furchtbar durcheinander, es macht es auch schwer, Fahrzeuge auf dem Gebrauchtmarkt zu vergleichen. Hier gilt: So lange suchen, bis man die persönlich passende Ausstattung findet. Dann muss es nur noch technisch klappen.

Qualität keine Paradedisziplin

Nicht die Paradedisziplin des Punto. Rückrufe gab es jede Menge. Unter anderem wegen defekter Kabelbäume bei Heizung und ABS, gebrochener Fahrwerks-Federn sowie Nachbesserungen an der Lenkung. Im Autobild-Dauertest gab es immerhin die Note Drei. Hier wurden erneut die Lenkung (Lenkgetriebe) und außerdem Probleme mit den Steuerketten beim 1,3er-Diesel kritisiert.

Die Mängelliste von TÜV und ADAC ist dagegen ungleich länger: undichte Dämpfer, kaputte Antriebswellen, fehlerhafte Beleuchtung, schlechte Bremsen, Ölverlust und rostige Abgasanlagen stehen auf der Minusseite des Punto. Bei der AU gibt es daher eine hohe Durchfallquote.

Schwere Suche nach Fiat Punto

Wer einen gebrauchten Punto kauft, spielt wohl auch gerne Lotto. Die unüberschaubare Anzahl an Facelifts, Namensänderungen, Ausstattungsvarianten und Motor-Abschaffungen über die Jahre machen es sehr schwer, ein vernünftiges Exemplar zu finden.

Generell gilt: Nur mit frischem TÜV und möglichst mit wenigen Kilometern und vollem Checkheft kaufen. Was normalerweise klar sein sollte, gilt beim Punto ganz besonders! Gute Exemplare sind rar und finden sich auf den einschlägigen Börsen ab 4000 Euro. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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