Wo Allrad zum Muss wird

Opel Insignia Sports Tourer 2.0 Turbo

Der Opel Insignia Sports Tourer ist ein ansprechender Kombi. Und er bietet in Verbindung mit dem 2.0 Turbobenziner durchaus sportliche Fahrleistungen. Ohne Allrad hat er aber Mühe, seine Kraft auf die Straße zu bringen.

Von Frank Mertens

Ach, warum hat Opel nicht schon früher solche Autos gebaut? Kaum auszudenken, bei welchem Marktanteil der Rüsselsheimer Autobauer heute stehen würde, wenn ein Auto wie der Insignia schon vor Jahren auf den Markt gekommen wäre. Er hätte Stilbildend für die Marke sein können.

Besser jetzt als nie

Doch besser jetzt als nie. Der Insignia ist für Opel zu einem Verkaufsschlager geworden. Er soll der Marke den Weg in eine erfolgreiche Zukunft weisen. Seit dem Marktstart im zurückliegenden Jahr liegen europaweit bereits 130.000 Bestellungen vor - dabei ist der Sports Tourer gerade erst auf den Markt gekommen. Auf ihn entfallen allein in Deutschland rund zwei Drittel der Verkäufe. Entsprechend beflügelt zeigt man sich in Rüsselsheim vom Erfolg und überträgt Techniken und Designmerkmale auf kommende Modelle wie den im November auf den Markt kommenden Astra.

Cockpit im Insignia Foto: Opel

Dass der Insignia ankommt, beweisen aber nicht nur die Verkaufszahlen, sondern auch die Eroberungraten von Kunden anderer Hersteller. Glaubt man den Marketingstrategen der Rüsselsheimer, dann wildert man derzeit mit dem Insignia auch erfolgreich im Revier einer Premiummarke wie Audi. Wer hätte so etwas noch vor Jahren gedacht. Doch wer sich den Sports Tourer von Opel in Ruhe anschaut, wird davon nicht wirklich überrascht sein. Optisch braucht er einen Vergleich mit selbst mit einem Audi A6 Avant nicht zu scheuen. Wann erlebt man es in einem Opel schon, dass sich Passanten nach einem umschauen.

Sportlicher Motor

Doch der Sports Tourer sieht nicht nur sportlich aus, sondern lässt sich auch so fahren. Vor allem als 2.0 Turbo mit 220 PS, die wir für unsere kurze Ausfahrt ausgewählt haben. Der Vierzylinder agiert dabei in Leerlauf so laufruhig, wie man es sonst nur von den überragenden TSI-Motoren aus dem VW-Regal kennt. Seine Leistungsentfaltung braucht sich auch nicht verstecken. Ganz im Gegenteil: In gerade einmal 7,9 Sekunden erreicht er Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 236 km/h erreicht.

Der Kofferraum des Sports Tourer Foto: Opel

Doch der Frontantrieb stößt hier mit den 220 PS bei sportlicher Fahrweise an seine Grenzen; das Zerren an der Vorderachse ist deutlich zu spüren. Doch Abhilfe bringt hier der Allradantrieb, der die Traktion natürlich signifikant verbessert. Wer sich schon für die 220 PS-Variante entscheidet, der sollte auch nicht knausern, sich für 4x4 zu entscheiden. Dem Basispreis von 33.745 Euro als Fronttriebler stehen dann 36.925 Euro mit Allradantrieb gegenüber. Eine lohnende Investition.

Der AGR-Sitz mit Ventilator Foto: Opel

Denn wer sich für diese Option entscheidet, bekommt ein ausgesprochen stimmiges Paket. Die Sechsgangschaltung arbeitet präzise, wenngleich die Schaltwege etwas kürzer hätten ausfallen können. Die Lenkung ist direkt, ja fast schon sportlich. Vor allem dann, wenn man den Sportmodus per Tastendruck an der Mittelkonsole anwählt. Er sorgt für ein noch direkteres Ansprechverhalten bei sportlicher Fahrweise. Eine prima Sache sind die das Prüfsiegel der Aktion Gesunder Rücken (AGR) tragenden Sitze im Insignia. Sie kann man nicht oft genug loben. Sie bieten eine Vielzahl von Einstellmöglichkeiten, die den Rücken ausreichend Entlastung selbst für lange Strecken bieten. Bereits aus der Limousine kennt man die gute Verarbeitungsqualität des Innenraums - hier hat Opel mit dem Insignia einen Quantensprung hingelegt.

Hoher Verbrauch

Einen Quantensprung ist Opel indes nicht mit dem Verbrauch gelungen, zumindest nicht nach unten. Denn im Kombiverbrauch genehmigte sich der Turbobenziner satte 11,7 Liter, in der Stadt zeigte der Bordcomputer 14,1 Liter an. Bei diesen Verbrauchswerten sehnt man sich geradezu nach dem 2.0 CDTi EcoFlex-Motor mit 160 PS, der auf einen Verbrauch von 5,4 Litern kommt - und das durchaus mit viel Fahrspaß. Ohnehin zählt dieser EcoFlex-Motor zum Besten, was das Aggregate-Portfolio derzeit zu bieten hat.

Abgesehen davon bietet der Sports Tourer jedoch alle Annehmlichkeiten, die man von einem Kombi erwartet. Im Fond finden sogar drei Mitreisende ausreichend Platz vor, damit selbst längere Fahrten nicht zur Tortur werden. Bauartbedingt ist die Sicht nach hinten übrigens ausgesprochen bescheiden, was einen Parkpiloten zum absoluten Muss macht.

Das Heck des Sports Tourer Foto: Opel

Und der Kofferraum bietet Platz für 540 Gepäck. Bei allen positiven Anmerkungen zum Design gibt es jedoch eine Ausnahme. Die Kofferraumkante. Bei geöffneter Heckklappe ragt sie o weit nach hinten, dass es schon etwas merkwürdig anmutet. Doch ansonsten kann man verstehen, weshalb die Opel-Verantwortlichen davon ausgehen, dass das Gros der Verkäufe auf den Sports Tourer entfallen werden.

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