VW Touareg: Hochzivilisiertes Raubein

Der VW Touareg V 10 TDI überzeugt nicht nur im unwegsamen Gelände, sondern vor allem auch im Alltagsbetrieb. Der tonnenschwere Off-Roader verbraucht aber viel zu viel Sprit und ist sehr teuer.

Stefan Grundhoff

Er heißt wie der Dienstwagen der Rallye-Dakar-Siegerin Jutta Kleinschmidt. Doch statt des bärenstarken Touareg V 10 TDI vertraut die deutsche Rallye-Pilotin beim renommierten Wüstentrip Paris-Dakar auf einen Renn-Touareg, der mit dem Serienmodell bis auf das markige VW-Zeichen kaum etwas gemein hat.

Doch auch im VW Touareg V 10 TDI würde man wohl bei entsprechender Ausstattung in der Wüste eine gute Figur machen. Der Motor ist zumindest im Dieselbereich das beste, was derzeit zu bekommen ist - nicht nur auf dem europäischen Markt.

Stolz des Konzerns

Das Heck des Touareg.

Ein Blick unter die Motorhaube zeigt den ganzen Stolz des VW-Konzerns. Das Fünfliter-Aggregat holt aus zehn Zylindern 230 KW/313 PS und ein maximales Drehmoment von 750 Nm. Dagegen sieht selbst der Offroad-Stier Porsche Cayenne Turbo schlecht aus. Den Spurt 0 - 100 km/h schafft er in weniger als acht Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei gemessenen 229 km/h - keine schlechten Werte für einen Lastwagen mit Offroad-Qualitäten.

Dabei fährt sich der tonnenschwere Touareg in allen Lebenslagen einfach wie ein Golf. Die Tiptronic arbeitet vorbildlich. Die Lenkung und die Bremsen liefern ebenfalls eine vorbildliche Vorstellung. Nicht vergessen: Wir sitzen immerhin in einem knapp drei Tonnen schweren Gefährt.

Angesichts der großen Stirnfläche und des üppigen Gewichts verbrauchte der V 10 TDI im Praxistest durchschnittlich 15,9 Liter Diesel. Die Werksangabe von kaum mehr als 12 Liter auf 100 Kilometern kann ins Reich der Fabel verwiesen werden. Wer es mit dem Touareg etwas flotter angehen lässt, kann problemlos die 18-Liter-Marke hinter sich lassen. Angesichts der üppigen Dimensionen muss man mit einem derartigen Verbrauch also rechnen. Das ist - gelinde gesagt - nicht zeitgemäß.

Kein Rußpartikelfilter

Da fällt schon unangenehmer ins Gewicht, dass der Touareg selbst in Top-Motorisierung nicht mit einem Diesel-Partikelfilter ausgestattet ist. So schafft er nur die schlappe Euro-3-Schadstoffnorm. Doch der Volkswagen-Konzern arbeitet mit Hochdruck an der technischen Umsetzung.

Eine gute abgestufte Sechsgang-Tiptronic und der intelligente Allradantrieb sorgen dafür, dass die schier unendliche Power überhaupt auf den Boden kommt. Die manuelle Schaltebene oder gar die die überflüssigen Lenkradpaddel kann man getrost vergessen - der Touareg ist immer im richtigen Gang unterwegs. Manuell eingreifen sollte man - wenn überhaupt - erst in schwerem Gelände. Hier liefert der Wolfsburger eine ebenso starke Vorstellung ab wie auf der Straße.

Spielerisch bewegt der Motor das schwere Gefährt

Serienmäßig ist er mit einer variablen Luftfederung ausgestattet, mit der sich das Fahrzeugniveau durch einen Drehschalter in Sekunden variieren lässt. Wird es hier richtig unangenehm, lassen sich eine Geländeuntersetzung und eine Differentialsperre zuschalten. Dann gibt es für den Touareg auch in unwegsamem Terrain kein Halten mehr. Doch nur wenige der Touareg-Piloten werden mit dem prestigeträchtigen Offroader ins Gehölz verschwinden, und so sind es die Fahreigenschaften auf der Straße, die realitätsnah beeindrucken. Das Fahrwerk ist angenehm straff. Die in dieser Klasse ansonst meist üblichen Nick- und Wankbewegungen gibt es nicht. Spielerisch geht er mit seiner Masse um.

Der Innenraum zeigt sich angesichts der überschaubaren Gesamtlänge von gerade einmal 4,75 Metern als überaus geräumig. Bein-, Kopf- und Schulterfreiheit sind angenehm großzügig. Allein bei einer Dreier-Besetzung der Rücksitze fehlt der ansonsten vorherrschende Komfort. Fahrer und Beifahrer sitzen vorbildlich.

Der Kofferraum hat im Normalfall ein Volumen von 500 Litern. Bei komplett umgeklappter Rückbank sind es immerhin 1.525 Liter. Die Zuladung mit deutlich unter 550 Litern ist jedoch zu knapp bemessen.

Das Cockpit.

Nicht nur das Auge des Fahrers wird durch das fast perfekte Cockpit entzückt. Instrumente, Mittelkonsole und die vorbildliche Verarbeitung - das ist Referenzklasse und bereits aus der Luxuslimousine Phaeton bestens bekannt.

Das Lenkrad.

Einzige Makel sind das etwas üppige dimensionierte Lenkrad und die gefährliche Lage des Zündschlosses. Bei eingestecktem Zündschlüssel kann bei einem Frontaufprall zu bösen Verletzungen am Knie des Fahrers kommen.

Ansonsten gibt es am Innenraum des Touareg nichts anzusetzen. Selbst die Serienausstattung bietet den in diese Klasse zu erwartenden Komfort. Die Sicherheitsliste zeigt ebenfalls keine Lücken. ABS, ESP, elektronische Differentialsperre, ASR, Front-, Seiten- und Kopfairbags sind Serie. Die CDC-Luftfederung und Bi-Xenonlicht ebenfalls. Immerhin sind Alarmanlage, Klimaautomatik, elektrische Ledersitze, Keyless-Go, Multifunktionslenkrad, Nebelscheinwerfer und CD-Soundsystem serienmäßig.

Doch sinnvolle Details wie anklappbare Außenspiegel (140 Euro), Differentialsperre (750 Euro), Navigationssystem (ab 1.915 Euro), Einparkhilfe (615 Euro) oder Skisack (205 Euro) muss man aus der umfangreichen Aufpreisliste zusätzlich ordern.

Topmodell doppelt so teuer

Das Basispreis für einen VW Touareg R 5 TDI liegt bei 38.400 Euro. Das Topmodell V 10 TDI schlägt mit 70.500 Euro zu Buche. Mit entsprechender Sonderausstattung somit fast das Doppelte als das Einstiegsmodell. Doch auch das ist mittlerweile Volkswagen. Perfektion kostet ihren Preis. Ein wenig günstiger könnte der TDI aber schon sein.

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