VW Jetta sucht Neuanfang in Deutschland

VW Jetta sucht Neuanfang in Deutschland
VW Jetta 1.6 © Foto: Press-Inform

VW will die USA-Erfolge des Jettas nun durch das neue Modell 1.6 auch in Deutschland feiern. Ein neues Styling samt mehr Dynamik soll den Neuanfang in hiesigen Gefilden gewährleisten.

Stefan Grundhoff

Die meisten VW-Modelle stehen für Erfolgsgeschichten. Anders der Jetta - zumindest in Deutschland. Der Rucksack-Golf ist im Ausland ein Renner. Hierzulande steht er jedoch für Kriechverkehr und Toilettenrolle auf der Hutablage. Mit dem neuen Jetta soll alles anders werden.

In Deutschland ging die Schere in den 80ern weit auseinander. Der Golf wurde zum Megaseller, für den Jetta interessierte sich kaum jemand - zumindest nach VW-Maßstäben. Daran änderte auch der Namenswechsel im Zuge der Golf-IV-Ära nichts. Aus Jetta wurde Bora, der Rest blieb gleich.

Der aktuelle Golf der fünften Generation bekommt ab sofort einen reisefreudigen Bruder. Der heißt wieder Jetta und ist in den USA bereits seit dem Frühjahr auf dem Markt. In Nordamerika war der Jetta jahrelang das erfolgreichste Auto aus Europa. Kein Gedanke an Beetle, Golf/Rabbit und Co. Der US-Kunde steht auf Limousinen - wie den Jetta. Das sieht in Südeuropa teilweise nicht anders aus. Auch hier hat der Stufenheck-Golf seit Jahren deutlich mehr Liebhaber als in Deutschland.

Front in Golf-Styling

VW Jetta 1.6 Front Foto: Press-Inform

Doch der neue Jetta will insbesondere in Deutschland einen Neuanfang wagen. Optisch eigenständig und eine Spur dynamischer als bisher: Alles irgendwie schon einmal von Marketingstrategen gehört, aber aus der Luft gegriffen scheint die Sache nicht. Die Front präsentiert sich ganz im Golf-Styling. Eine prestigeträchtige Metallspange um den Kühlergrill soll Eigenständigkeit und Eleganz generieren.

Front und Vorderwagen zeigen sich bis zur B-Säule weitgehend mit dem Golf identisch. Ab hier beginnt ein neues Auto. Auf den ersten Blick ein Passat; der zweite Blick zeigt kleine, aber feine Unterschiede.

Während der Standard-Golf 4,20 m lang ist, bietet der Jetta durch seinen Kofferraum deutlich größere Dimensionen. Die Länge von 4,55 m kommt dem Gepäckabteil zugute. Der Radstand zeigt sich im Vergleich zum Golf mit 2,58 m unverändert. Der Kofferraumdeckel schwingt leider nicht durch einen Knopfdruck am Armaturenbrett auf, verdrückt jedoch ordentliche 527 Liter. Die sind zudem durch die Luke angenehm einfach zu beladen.

Gelungene Verarbeitung im Innenraum

VW Jetta 1.6 Innenraum Foto: Press-Inform

Wem das nicht reicht, der legt mit zwei Handgriffen die Rücksitze im Verhältnis 40:60 um. Im Innenraum gibt es den bekannten Golf-Look. Eine Spur zu langweilig, aber alles überzeugend verarbeitet und gelungen platziert. Hier ist auch der neue Jetta Referenzklasse. Wenn man es nicht besser wüsste, man könnte auch in einem Golf sitzen.

Das Platzangebot ist vorne und hinten gut, der Fahrkomfort ebenso. Eine präzise Lenkung, die leichtgängige Handschaltung und ein ausgewogen abgestimmtes Fahrwerk - das ist der Jetta des Jahres 2005. Auch seine Vorgänger waren alles andere als schlecht, aber gerade Familien sollten vor dem nächsten Golf- oder Passat-Kauf durchaus einmal einen Abstecher beim Jetta machen.

Solider Fahrbetrieb

VW Jetta 1.6 Foto: Press-Inform

Die Motorenpalette ist bekannt. Bereits das Basismodell Jetts 1.6 macht trotz überschaubarer 102 PS einen stimmigen Eindruck. 148 Nm Drehmoment und ein Spurt 0 auf 100 km/h in 12,2 Sekunden sind nicht die Welt, aber ebenso wie 186 km/h Spitze keinen schlechten Werte. Im Fahrbetrieb zeigt sich der Jetta trotz knapp 1,4 Tonnen Leergewicht solide. Flotte Überholvorgänge sollte man gut einplanen, sonst wird es allzu eng. Doch als wirtschaftliche Benzinvariante ist der 1,6-Liter-Motor (Durchschnittsverbrauch 7,6 Liter auf 100 km) keine schlechte Wahl.

Schließlich dürfte sich das Jetta-Publikum über Nacht nicht in juvenile Höhen aufschwingen. Wer nicht zum Diesel greift, hat einen soliden Basismotor. Das Fahrwerk steht dem des Golf in kaum etwas nach; und das ist kein schlechtes. Das Heck ist trotz zusätzlicher Masse alles andere als träge.

Es leuchtet also kaum ein Grund ein, wieso ein Jetta nicht auch in Deutschland mal zu einem Erfolgsmodell werden könnte. Das karg ausgestattete Basismodell Jetta 1.6 Trendline kostet 18.950 Euro, der bessere Comfortline 1000 Euro Aufpreis. Das sind rund 2300 Euro mehr als ein Golf und knapp 3000 Euro günstiger als ein identisch motorisierter Passat.

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