Von Spaß und Durst

Opel Insignia 2.8 4x4 Sports Tourer

Von Spaß und Durst
Der Opel Insignia Sports Tourer 4x4 © Foto: press inform

Die Wolken über Rüsselsheim wollen auch nach Monaten des Hin und Her nicht verschwinden. Da bleibt der größte Lichtblick in der neuen Opel-Zentrale der Insignia – eines der aktuell besten Autos der Mittelklasse.

Von Sebastian Viehmann und Stefan Grundhoff

Bei Opel ist man stolz auf den Insignia. Tatsächlich ist die Mittelklasselimousine das Eindrucksvollste, was Opel je auf vier Reifen gestellt hat. Diese Rolle gibt insbesondere der 4,91 Meter lange Insignia 2.8 V6 4x4 Sports Tourer - das Edelste, was man derzeit mit einem Blitz im Kühlergrill bekommt. Das zeigt auch unser Dauertest nach einem knappen halben Jahr. Ein Mittelklassemodell mit einem 2,8 Liter großen Sechszylinder, Automatikgetriebe und Allradantrieb ist an sich nichts Besonderes. Doch was bei Audi, Volvo, BMW oder Mercedes zur Normalität gehört, ist bei den Rüsselsheimern allemal ungewöhnlich. Die meisten Insignia-Kunden entscheiden sich zwar für einen Kombi, der mittlerweile Sports Tourer heißt. Doch wenn schon ein Insignia, dann auch einen Diesel, der Sparsamkeit, ansprechende Fahrleistungen und einen günstigen Preis unter einen Hut bringt. Neben der Sportskanone OPC zeigt der Insignia 2.8 V6 Turbo 4x4 gerade als Kombiversion Sports Tourer, das es auch anders geht. Es gibt beim Opel-Topmodell die bekannten Stärken wie das überzeugende Fahrwerk, ein gutes Raumangebot und eine Reihe netter Ausstattungsdetails. Doch im Vergleich zu seinen zahmen Brüdern hat der Kombi 191 KW / 260 PS unter der Haube. Dass kann Sportwagen oder dynamisch motorisierte Limousinen der Oberklasse auf der Autobahn schon einmal in Staunen versetzen, wenn der alles andere als auffällige Insignia auch bei Tempo 230 auf der Autobahn keine Anstalten macht, auf die rechte Spur zu wechseln.

Verpuffende Kraft

Die Fahrleistungen können sich sehen lassen: 0 auf 100 km/h in gemessenen 7,7 Sekunden und eine wenn auch mühsam erreichte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Der Sechszylinder läuft leise und zurückhaltend. Doch die Kraftentfaltung muss in dieser Klasse dynamischer sein. Gerade die Abstimmung mit der trägen Sechsgangautomatik ist alles andere als optimal. Ein gutes Stück der Motorleistung verschwindet gerade bei kraftvollen Beschleunigungsvorgängen im Getriebewandler. Da verpuffen auch die 350 Nm maximales Drehmoment, die Dank der Aufladung bereits ab 1.900 U/min zur Verfügung stehen.

Großer Durst auf kleiner Fahrt

Der Opel Insignia Sports Tourer 4x4 Foto: press inform

Je sportlicher man den Insignia 2.8 V6 Sport Tourer zu Höchstleistungen animiert, umso schneller ist es mit einem zurückhaltenden Verbrauch vorbei. Selbst bei wenig forscher Landstraßenfahrt pirscht sich der Rüsselsheimer bereits an den versprochenen Normverbrauch von 10,9 bis 11,3 Litern Super heran. Im Mittel ließ sich der Allradler kaum unter 13 Litern Super auf 100 Kilometern bewegen. Bei schneller Gangart sind es 16 Liter. Deutlich zu viel, selbst wenn man Allradantrieb und die üppige Masse von rund 1,7 Tonnen Leergewicht ins Kalkül zieht. So geht es selbst bei einem 70 Liter großen Tank oftmals bereits nach weniger als 500 Kilometern wieder an die Zapfsäule.

Drei Fahrwerksmodi

Deutlich beeindruckender als Fahrleistungen und die Motor-Getriebe-Kombination ist das Fahrwerk. Der Fahrer hat die Wahl zwischen den drei Modi Normal, Komfort und Sport. Keine große Überraschung, dass die mittlere Abstimmung für die meisten Betriebszustände die beste, weil ausgewogensten Wahl ist. Doch jede der Abstimmungen hat ihre Stärken und gerade der Wechsel zwischen normal und sportlich macht auf kurvigen Bergstraßen viel Spaß. Die Lenkung ist direkt, jedoch nicht frei von Antriebseinflüssen. Denn im Normalbetrieb wird ein Großteil der Motorleistung auf die Vorderachse übertragen. Der Kraftfluss nach hinten dürfte nicht nur bei dynamischer Fahrt schneller sein.

Langstreckenqualitäten

Der Opel Insignia Sports Tourer 4x4 Foto: press inform

Auf langen Strecken zeigt der Insignia seine Qualitäten eindrucksvoll. Mit vier Personen und Gepäck sind Strecken von mehreren hundert Kilometern echte Entspannung. Die Sitze sind für Personen jeder Größe üppig dimensioniert. Allein im Fond würde man sich etwas mehr Beinauflage wünschen. Während der mit 540 bis 1.530 Liter, verglichen mit dem Vorgängermodell Vectra, kleinere Laderaum im Alltagsbetrieb kaum ins Gewicht fällt, macht sich die Einschlafgeschwindigkeit der elektrischen Heckklappe (390 Euro Aufpreis) nervend bemerkbar.Die Bedienung des Cockpits hingegen ist ohne Fehl und Tadel; die Verarbeitung ordentlich. Minuspunkte gibt es für die zu kleinen Anzeigen von Klimatisierung und Sitzheizung sowie den an sich gut platzierten Multifunktionsbildschirm. Die Kartendarstellung im Navigationsmodus hechelt denen vieler Konkurrenten hinterher. Schwächen offenbarte der Testwagen bei der Bluetooth-Verbindung zum Mobiltelefon. Hier schaltete sich die Funkantenne verschiedener Modelle nicht komplett ab, was immer wieder zu Störgeräuschen führte.

Fairer Preis

Der Opel Insignia Sports Tourer 4x4 Foto: press inform

Die viele Annehmlichkeiten haben auch im Hause Opel ihren Preis. Der Insignia Sports Tourer 2.8 V6 4x4 Sport kostet mindestens 41.505 Euro. Eine faires Angebot, denn der Kombi bietet auch eine vorbildliche Serienausstattung. Elektronisches Fahrwerk, Klimaautomatik, DVD-Navigation und 18-Zoll-Alufelgen sind obligatorisch. Jedoch ist man in dieser Liga gut beraten, Details wie Xenonlicht (1.250 Euro), Lederausstattung (1.890 Euro) sowie eine Einparkhilfe (520 Euro) zu bestellen. Nicht nachvollziehbar jedoch, wieso Selbstverständlichkeiten wie eine Reifendruckkontrolle, elektrische Fensterheber hinten (395 Euro) und eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik in dieser Klasse bei Opel nicht serienmäßig sind.

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