Volvo XC 90 V8 – Cruiser mit Konzertniveau

Volvo gehört auf dem US-Markt zu den erfolgreichsten europäischen Automarken. Um diese Position weiter zu stärken, bieten die Schweden im XC90 zum ersten Mal in der 75jährigen Firmengeschichte einen V8-Motor an.

Von Stefan Zaumseil

Vorerst bleibt das echt amerikanische Motorgefühl den Käufern des XC90 vorbehalten. Drei Viertel der jährlich 15.000 XC90 mit V8 sollen in die USA gehen - für Deutschland werden vorsichtig 1.000 Stück veranschlagt. Der in dieser Klasse wohl einzigartige Quereinbau der Motoren verlangte nach einer besonders kompakten Konstruktion. Dieser Aufgabe widmete sich Motorradhersteller Yamaha, von dem der Motor stammt, mit beeindruckendem Erfolg: 75,4 Zentimeter Länge, 63,5 in der Breite und ein Gewicht von 190 Kilogramm für ein 60-Grad-V8-Triebwerk mit 4,4 Litern Hubraum, 315 PS und einem maximalen Drehmoment von 440 Newtonmetern, das dank variabler Ventilsteuerung, vier Nockenwellen für 32 Ventile und einer Ausgleichswelle eine bemerkenswerte Laufkultur aufweist.

Beeindruckende Akkorde

Da Yamaha aber auch Klavierbauer ist - und das seit 1887 -, beeindruckt der neue V8 durch einen sehr dezenten Teillastbereich und ein sportliches Sirren im hohen Drehzahlbereich, das von der Auspuffanlage mit einem tiefen Akkorden begleitet wird. Der auf diese Weise eindrucksvoll akustisch in Szene gesetzte Hubraum kommt natürlich besonders bei amerikanischen Käufern an.

Und so ganz nebenbei kann Volvo dank des neuen Motors für sich in Anspruch nehmen, den saubersten V8 weltweit im Programm zu haben. Denn der neue erfüllt nicht nur die Euro-4-Norm, sondern gar die Anforderungen der amerikanischen ULEV II, die der bevorstehenden Euro-5-Einstufung entspricht. Erreicht wurde dies u. a. durch vier Katalysatoren, die bereits 20 Sekunden nach dem Anlassen voll funktionsfähig sind. Dass durch den Quereinbau des V8-Triebwerkes der Crashbereich voll erhalten bleibt, versteht sich von selbst. Zu meckern haben da haben wohl nur noch die Volvo-Mechaniker, die im Motorraum kaum noch Platz für Schraubenschlüssel haben.

Sechs-Gang-Automatikgetriebe

Das Fahrwerk basiert auf dem XC 70 Foto: press-inform

Ebenfalls neu im Programm ist das Sechs-Gang-Automatikgetriebe mit manueller Eingriffmöglichkeit und sanften, kaum spürbaren und dennoch straffen Schaltvorgängen. Wobei der obere Gang mit einer Übersetzung von 0,69 für möglichst niedrigen Kraftstoffverbrauch als Overdrive ausgelegt wurde. Zumindest theoretisch - denn nicht nur der von Volvo angegebene Durchschnittsverbrauch von 13,3 Liter Superbenzin sondern auch unser Testverbrauch von 14,1 Litern entspricht durchaus den Werten des Wettbewerbs Aber dafür bekommt man auch einiges geboten: Von Null auf Tempo 100 in 7,3 Sekunden, abgeriegelte 210 km/h Höchstgeschwindigkeit - und das mit immerhin 2,2 Tonnen Leergewicht. Die Höchstgeschwindigkeit wird allerdings nur mit der fünften Fahrstufe erreicht.

Das Fahrwerk des Volvo XC90 - das übrigens auf dem XC70 basiert - ist eher komfortabel als sportlich ausgelegt. Die Kraftverteilung auf die beiden Antriebsachsen beträgt standardmäßig 95 Prozent vorn zu 5 Prozent hinten. Das macht den XC90 im Grunde genommen zu einem Fronttriebler. Die elektronisch gesteuerte Haldex-Kupplung variiert jedoch stufenlos bis 35 Prozent vorn und 65 Prozent hinten. Zusätzlich verfügt der XC90 V8 über eine ausgefeilte Elektronik mit Namen «Instant Traction». Die soll - Nomen est Omen - für eine hohe Traktion auf rutschigem Untergrund und für ein gut dosiertes Anfahrmoment sorgen.

Mehr Präzision wünschenswert

Ein Geländemeister ist der Skandinavier aufgrund der fehlenden Geländeuntersetzung nicht - die weiche Auslegung des Fahrwerks verleiht ihm jedoch ein hohes Feldwegpotential. Neutral bis leicht untersteuernd verhält sich der hochbeinige SUV auf Landstraßen, mit deutlicher Kurvenneigung selbst beim Abbiegen. Da wäre mehr Präzision, straffere Straßenlage und eine direktere Lenkung dem Charakter des Motors entsprechender. Trotzdem bleibt der XC90 stets gut beherrschbar und wirkt sicher.

Die äußeren Erkennungsmerkmale des Topmodells sind sehr dezent gehalten und beschränken sich im Wesentlichen auf zusätzliche Chromapplikationen im Stoßfänger, einen graphitgrauen Kühlergrill, 18-Zoll-Leichtmetallräder in einem speziellen Design - und, natürlich, ein kleines «V8» an Grill und Heck.

Innen bietet der neue Volvo XC90 V8 nicht neues. Wobei das bekannte Innenleben sich mit komfortabel und sicher beschreiben lässt. Immer wieder ein Blickfang ist die dominante Mittelkonsole, die alle Bedienelemente für Komfort, Navigation und Entertainment enthält. Die Bedienung aller Komponenten ist logisch und ohne Rätsel auch für den Volvo-Novizen. Lobenswert ist die Fernbedienung für Navigation und Entertainment. Das Raumgefühl ist auf allen Plätzen hervorragend. Die serienmäßigen Ledersessel sind bequem, bieten jedoch - passend zur deutlichen Seitenneigung des Wagens - wenig Seitenhalt. Sowohl mechanisch als optional auch elektrisch lassen sie sich jedoch optimal justieren. Das Lenkrad ist längs- und höhenverstellbar.

Dritte Sitzreihe optional

1.837 Liter Laderaumvolumen sind möglich Foto: press-inform

Die hinteren Sitze haben eine ebenfalls komfortable Polsterung und verfügen über großzügige Beinfreiheit. Auch längere Strecken werden im Fond gelassen überstanden - mit den optionalen Bildschirmen in den Vordersitzlehnen erst recht. Die Verarbeitung von Volvos neuem Topmodel ist erwartungsgemäß tadellos, die Qualität und Haptik der verwendeten Materialien im Interieur überzeugend. Für die optionale dritte Sitzreihe werden 1.400 Euro fällig. Diese Reihe ist allerdings wohl auch eher für Kinder gedacht und lässt sich mit zwei Handgriffen spurlos im Kofferraumboden versenken. Der ist mit 483 Litern durchaus angemessen. Zusätzlich zu den asymmetrisch geteilten Rücksitzen lässt sich die Rückenlehne des Beifahrersitzes nach vorn umklappen und ermöglicht so ein maximales Laderaumvolumen von 1.837 Litern. Die Ladekante ist mit 79 Zentimeter recht hoch, jedoch bei einem SUV dieser Größe üblich.

Bereits in der Grundversion ist die Sicherheitsausstattung eines Volvo mit anderen Herstellern kaum vergleichbar - und auch der XC90 V8 macht keine Ausnahme: Front-, Seiten- und Kopf-Schulter-Airbags für alle Sitzreihen, Seitenaufprall-, Schleudertrauma- und Überschlag-Schutzsystem. Ebenso serienmäßig beim Volvo XC90 V8 sind Klimaautomatik, Bordcomputer, Multifunktionslenkrad, Leichtmetallfelgen und CD-Player. Mit 59.450 Euro ist der XC90 «Momentum» rund 1.000 Euro günstiger als ein Volkswagen Touareg V8 mit 310 PS - und zudem besser ausgestattet.

Cruiser mit Konzertniveau

Das DVD-Navigationssystem kostet 2.350 Euro Aufpreis. Die Verwandlung des «Momentum» in einen Konzertsaal mittels Premium Performance Sound Paket kostet 990 Euro, Bi-Xenon-Scheinwerfer 990 Euro, elektrisch einstellbare Vordersitze 1.550 Euro. Der neue Volvo XC90 V8 ist ein vorzüglicher Cruiser mit hohem Komfort- und Konzertniveau, der sich mühelos auch etwas schneller bewegen lässt - getreu dem Firmennamen Volvo (lat. ich rolle).

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