Volvo S80: Praktischer Nutzen in Luxusklasse

Volvo präsentiert seinen neuen S80 und kaum einer merkt es. Bei gleichen Dimensionen könnten Vorgänger und Nachfolger Zwillinge sein. Doch beim großen Schweden hat sich auf den zweiten Blick jede Menge getan.

Von Stefan Grundhoff

Ob sich Volvo einen Gefallen getan hat, den neuen Volvo S80 so aussehen zu lassen, als ob es sich um eine sanfte Modellpflege des Vorgängers handelt, bleibt abzuwarten. Wer sich nicht auskennt, muss mindestens zweimal hinschauen, um die neueste S80-Generation zu erkennen. Der ist etwas rundlicher, aber klar als S80 zu erkennen.

Elegante Erscheinung Foto: Werk


«Rund 95 Prozent der Teile sind neu. Wir haben den neuen S80 bewusst an der Optik des Vorgängers angelehnt, um den Sprung für den Kunden nicht allzu groß zu machen», so S80-Produktmanagerin Silvia Gullsdorf, «die Marktanteile des komplett neuen Volvo S80 sollen so deutlich gesteigert werden.» Bislang kam der S80 in der hart umkämpften Oberklasse gerade in Europa über ein Schattendasein nicht hinaus. Besonders in den USA, Großbritannien und Deutschland soll der große Schwede nun signifikant zulegen.

Intelligenter Abstandstempomat überzeugt

Neben einem fast schon puristisch-klaren Design im Innenraum haben die Skandinavier besonders viel Wert auf Technik und Sicherheitsausstattung des S80 gelegt. Neu sind Kurvenlicht und der intelligente Abstandstempomat, der die gewünschte Distanz zum Vordermann hält. Noch einen Schritt weiter geht der Unfallvermeidungs-Assistent.

Stellt der Abstandsradar fest, dass der Abstand zum Vordermann zu gering wird und eine Kollision droht, gibt es ein akustisches Signal für den Fahrer. Zusätzlich wird ein roter Balken in die Windschutzscheibe projiziert, der auf die Gefahr hinweisen soll. Die Bremsbeläge werden an die Scheiben gelegt. Tritt der Fahrer endlich auf die Bremse, blinken die Bremsleuchten und bis zum Stillstand wird die Warnblinkanlage zugeschaltet. Das sorgt für Luft nach hinten, die jedoch noch größer sein könnte, wenn man wieder LED-Leuchten eingesetzt hätte. Die sind aus Kostengründen unter den Tisch gefallen. Noch mehr Sicherheit gibt es durch das bekannte BLIS-System, das vor Autos im toten Winkel warnt.

Viel Kunststoff im Innenraum

Viel Kunststoff im Innenraum Foto: Werk

Nicht nur daher ist der Volvo S80 ein Hightech-Mobil. Der Autoschlüssel hat das Zeug zum Mini-Computer. Wer auf die Fernbedienung drückt, kann nicht nur öffnen und schließen, sondern auch testen ob der Wagen ordnungsgemäß verschlossen geblieben ist oder sich jemand Unerwünschtes im Wagen aufhält. Hierfür gibt es unter der Hutablage einen Herzschlagsensor, der Eindringlinge meldet. Das Sicherheitsverlangen in den USA macht vieles möglich und genau hier soll der Hauptmarkt für den neuen S80 sein.

Der Innenraum ist im Vergleich zum Vorgänger kaum wiederzuerkennen. Neu die Gestaltung, neu die verwendeten Materialien. Trotzdem etwas viel Kunststoff für ein Auto der 50.000-Euro-Klasse und die Sitzposition kann groß gewachsene Personen nicht begeistern. Die Sitzfläche ist zu kurz und man sitzt recht eine Spur zu hoch.

Mit 315 PS in 6,5 Sekunden auf 100

In 6,5 Sekunden auf 100 Foto: press-inform

Gerade der US-Markt hatte seit längerer Zeit vehement einen Achtzylinder gefordert. Bislang gab es ihn nur im Edel-SUV XC 90. Doch auch das neue, weiterhin 4,85 Meter lange Volvo-Topmodell S80 kann zukünftig mit dem besonders kompakt bauenden Achtzylinder glänzen. 315 PS und 440 Nm maximales Drehmoment sorgen in Verbindung mit der gut abgestimmten Sechsgangautomatik und dem serienmäßigen Allradantrieb für einen standesgemäßen Vortrieb. Der Tatendrang des Piloten wird bei 250 km/h abgeregelt und 0 auf 100 Km/h in 6,5 Sekunden sorgen für ein Lächeln im Gesicht.

Trotz aller Sportlichkeit soll der Durchschnittsverbrauch nicht über zwölf Liter Super auf 100 Kilometer steigen. Neben dem Achtzylinder sind auch der 185 PS starke D5-Diesel und der neue Reihensechszylinder mit 3,2 Litern Hubraum und 238 PS optional mit Allradantrieb zu bekommen.

Fahrdynamik lässt Wünsche offen

Exzellenter Cruiser Foto: Werk

Der S80 bleibt das, was er schon immer war - ein exzellenter Cruiser. In punkto Fahrdynamik bleiben trotz der aufpreispflichtigen Four-C-Dämpferabstimmung einige Wünsche offen. Selbst die Lenkung lässt sich mittlerweile auf den Fahrer einstellen. Doch auch im sportlichsten Modus könnte die Rückmeldung von der Fahrbahn besser sein. Während die Vorderachse nur überarbeitet wurde, verfügt der Schwede über eine komplett neue Multilenker-Hinterachse. Sie schluckt Bodenwellen ohne jegliches Murren, kann über das recht träge Heck jedoch nicht hinwegtäuschen.

Der Allradantrieb tut dem 1,8 Tonnen schweren Volvo gut, doch die variable Kraftverteilung der Haldexkupplung arbeitet langsamer als vergleichbare Systeme. Der Preis für den gut ausgestatteten Volvo S80 V8 beginnt bei 56.000 Euro. Das Volumenmodell, der 185 PS starke D5-Motor mit Partikelfilter beginnt bei 36.600 Euro, lässt in Sachen Serienausstattung jedoch einige Wünsche offen.

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