Volvo S40 glänzt dank Ford-Antrieb

Der Volvo S40 ist ein traditionell sicheres, schwedisches Auto mit einem guten Preis. Richtig interessant wird die zwei Liter große Dieselversion durch den Kölner Touch.

Stefan Zaumseil

Die intensivere Zusammenarbeit mit Ford hat Volvo gut getan. Der Griff zur Ford-Technik ist echter Fortschritt für die bisher als bieder bekannten Autos aus Schweden. Der neue Volvo S40 ist fahrwerkstechnisch mit dem Focus verwandt, der nicht nur für sein exzellentes Fahrwerk bekannt ist.

Ein eingelaufener S60

Die Seitenlinie. Foto: Press-Inform

Mit dem gelungenen neuen Design ist der kleinste Schwede sofort unschwer als Volvo zu erkennen - gefeilte Motorhaube, bulliger Bug und Klarglasscheinwerfer. Dass er ein wenig wie ein eingelaufener S60 wirkt, ist durchaus ein Plus: Mit der coupéhaften Dachlinie und dem breiten Auftritt der größeren Volvo-Limousinen könnte man ihn durchaus mit den größeren Brüdern verwechseln - wäre da nicht die Beschriftung am Heck.

Der sehr dynamisch wirkende Volvo S40 ist - ungewöhnlich - fünf Zentimeter kürzer als sein Vorgänger. Radstand und Spurbreite sind jedoch gewachsen, höher und breiter ist er geworden. Das kommt dem Fahrverhalten zugute, aber auch dem Innenraum. Trotzdem ist der S40 immerhin 4,47 Meter lang und orientiert somit sich am Markt der BMW 3er und Audi A4.

Dass Volvo immer noch für sichere Autos steht, zeigen schon die massiven Türgriffe. Auch im Falle eines Unfalls sollten sich damit die Türen öffnen lassen. Weitere Stilmerkmale sind Alufelgen und gut sichtbare Blinker in den Außenspiegeln.

Kofferraum ist ungewohnt flach

In den Kofferraum passen 404 Liter Gepäck. Foto: Press-Inform

Der sehr flache Kofferraum ist mit 404 Litern rund 20 Liter kleiner als der des S60. Bei umgelegten Rücksitzlehnen bietet er eine fast ebene Fläche und 883 Liter Kofferraumvolumen. Kein schlechter Wert, jedoch wird durch die hohe Ladekante (64 Zentimeter) das Verstauen des Kinderwagens schnell zur Bastelarbeit. Da wünscht man sich, dass die Heckscheibe zur Kofferraumklappe gehören würde.

Im Innenraum fällt besonders die nur zwei Zentimeter dicke Mittelkonsole auf. Hier ist Schluss mit der monströsen Mittelkonsole, unter der viele moderne Autos ihre Elektronik verstecken. Das elegante Paneel mit übersichtlichen und vor allem selbsterklärenden Funktionen, erstmals vorgestellt in der Kombiversion V50, sieht auf den ersten Blick aus wie eine frei schwebende Fernbedienung einiger HiFi-Avantgardisten wie Bang & Olufsen.

Der Innenraum wirkt hochwertig. Foto: Press-Inform

Apropos HiFi: Toller Klang - und das serienmäßig. Das lässt sich nur noch durch die Option ''Dolby Surround Pro Logic II'' übertreffen - 1.300 Euro, die sich für Musikfans lohnen. Wo kann man heute noch Tonkonserven in Orchesterlautstärke hören, wenn nicht im Auto?

Die Innenausstattung hinterlässt einen hochwertigen Eindruck, von den verschiedenen Varianten scheint dabei die aus Aluminium am besten zum Design des Innenraums zu passen. Die schicken Armaturen sind klar gegliedert und sehr gut ablesbar, die Handhabung ist einfach, alles befindet sich am rechten Platz - zusammen mit der indirekten Beleuchtung der Mittelkonsole ein Sicherheitsplus.

Die Vordersitze sind nicht nur bequem und sehen gut aus, sie gehören auch zu den sichersten überhaupt - bei allen Volvos auf allen Sitzen, getestet vom Sicherheitsinstitut des Gesamtverbands der Versicherungsindustrie mit der Note «gut».

Großer Fahrer macht S40 zum Dreisitzer

Die Armlehnen in den Türen und der Mitte sind auch für größere Fahrer am richtigen Platz, zusammen mit dem einstellbaren Lenkrad und den gut konturierten und straffen Sitze lässt sich eine nahezu perfekte Sitzposition erreichen. Hinten jedoch sitzen Leute ab 1,80 Meter weniger gut, für die Beine ist kein ausreichender Platz. Große Fahrer, die die Sitzschienen in ihrer Gesamtlänge nutzen müssen, machen den Volvo S40 außerdem schnell zum Dreisitzer.

Ablagen sind genügend vorhanden, die Seitenablagen sind für CD's hervorragend geeignet, jedoch leider nicht Erfischungsgetränke. Hinter der Mittelkonsole kann man wunderbar weitere Utensilien ablegen und vergessen. Leider ist das Handschuhfach wirklich nur für Handschuhe.

Mit dem 2-Liter-Common-Rail-Diesel aus dem PSA-Konzernregal bestückt ist der Volvo S40 sehr gut motorisiert. Dank variabler Turbogeometrie steht das hohe Drehmoment von 320 Nm über ein breites Drehzahlband zur Verfügung, das geringe Gewicht des aus Aluminium gefertigten Motors sorgt für dynamisches Fahrverhalten.

Hohe Laufkultur, geringe Emissionen, bessere Wirtschaftlichkeit und nicht zuletzt hohe Kraftreserven in jeder Fahrsituation harmonieren mit den dynamischen Fahreigenschaften des straff gefederten und trotzdem komfortablen (Ford-)Fahrwerkes. Es schluckt kleine Löcher und lange Wellen gut und überzeugt durch ein problemloses Kurvenverhalten. Querrillen nimmt das Fahrwerk dagegen recht unkomfortabel. Sowohl der akkurate Geradeauslauf als auch das dezente Untersteuern in schnell gefahrenen Kurven können überzeugen - leider ist der Vorderradantrieb dem kraftvollen Drehmoment nicht immer gewachsen und zerrt an der sonst direkten Lenkung.

Verbrauch: Nur 5,6 Liter Diesel

Das Sicherheitspaket des Volvo S40 ist komplett. Foto: Press-Inform

In 9,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h, 210 km/h Spitze, 5,6 Liter Diesel auf 100 Kilometer im gemischten Verkehr laut Datenblatt: Das kann sich sehen lassen. Auch wenn der Testverbrauch fast einen Liter über den Werksangaben lag - das ist, gemessen an den Fahrleistungen, ein sehr guter Wert. Mit 55 Litern Tankinhalt halten sich auf langen Fahrten die Tankstops in Grenzen.

Die 6-Gang-Schaltung passt hervorragend zur Leistungsentfaltung des Motors und schaltet sich. Der erste und der Rückwärtsgang liegen jedoch sehr nahe nebeneinander, daher ist der Piepton beim Einlegen des Rückwärtsganges durchaus angebracht. Warum der Griff in das Konzernregal nicht auch noch die Euro4-Einstufung mitsamt dem Russpartikelfilter mit einschloss, bleibt unverständlich - zumal vehementer denn je deutschlandweit über kommunale Fahrverbote für Selbstzünder diskutiert wird.

Sehr gut gelungen, ist das beim V50 eingeführte Fahrerinformationssystem IDIS (Intelligent Driver Information System). Es soll den Fahrer vor Überlastung schützen, zum Beispiel während einer Vollbremsung oder eines Überholvorgangs. Dabei werden in gefährlichen Situationen Anrufe, akustische oder optische Signale sowie Textmeldungen des Bordcomputers oder Verkehrsinformationen unterdrückt und erst freigegeben, wenn die Situation wieder normal ist.

Wie von Volvo gewohnt, ist die Sicherheitsausstattung komplett: Sechs Airbags, ESP (DSTC = Dynamik Stability and Traction Control), das Schleudertrauma-Schutzsystem WHIPS, von ABS, Gurtstraffern etc. nicht zu reden - der S40 erhielt für seine passive Sicherheit fünf Sterne beim NCAP-Test. Besondere Merkmale: die Lenksäule hat eine um 14 Zentimeter deformierbare Zone.

Billiger als ein A4

Auch bei der Preisgestaltung haben die Schweden die Nase vorn: Der Volvo S40 2.0 D ist ab 24.500 Euro zu haben, das Modell «Momentum», unter anderem mit Bi-Xenon-Scheinwerfern, Klimaautomatik, elektrischen Sitzen, Spiegeln und Fensterhebern kostet 27.600 Euro - für einen vergleichbar ausgestatteten Audi A4 2,0 TDI muss man rund 3000 Euro mehr berappen. Dass ein abschaltbarer Beifahrer-Airbag 50 Euro Aufpreis kostet, ist dafür umso ärgerlicher.

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