Verlust des Reserverades

Fahrbericht Chevrolet Captiva LPG

Groß, schwer und dennoch genügsam: Der Chevrolet Captiva kann statt mit herkömmlichen Benzinmotor bereits ab Werk mit einem Gasantrieb geordert werden.

Axel F. Busse

SUV haben seit der Klimadebatte ein Imageproblem. Sie gelten als groß, schwer und umweltverpestend. An der Größe und dem Gewicht lässt sich natürlich nichts ändern, wohl aber an der Umweltverträglichkeit. Der Chevrolet Captiva beispielsweise kann anstatt mit einem herkömmlichen Ottomotor bereits ab Werk mit einem Gansantrieb geordert werden. Mit Allradantrieb und 100 kW/136 PS starkem 2,4-Liter-Motor kostet das SUV dann ab 31 090 Euro.

65-Liter-Gastank

Durch die Nachrüstung hat der 2,4-Liter-Vierzylindermotor seine Fähigkeit, teures Superbenzin zu verbrennen, nicht eingebüßt. Dafür aber sein Reserverad. Dort, wo sonst der Ersatzpneu seinen Platz hat, ist bei der LPG-Variante ein rund 65 Liter großer Gastank installiert. Die Umrüstung vom reinen Benzin- auf den alternativen Gasbetrieb, die inzwischen von vielen Kfz-Werkstätten angeboten wird, erledigt Chevrolet ab Werk. Der Mehrpreis gegenüber dem Benziner beträgt normalerweise 2.760 Euro. Noch bis Jahresende allerdings verzichtet der Importeur auf den Mehrpreis.

Niedrigere Energiedichte

Der Chevrolet Captiva Foto: Press-Inform

Der Captiva Testwagen genehmigte sich je 100 Kilometer Strecke ziemlich genau 10 Liter Flüssiggas. Das bedeutet, dass auf dieser Entfernung Kosten von weniger als sieben Euro anfielen. Der Hersteller gibt den kombinierten Verbrauch von Benzin auf der Normstrecke mit 9,3 Liter an. Der Mehrverbrauch bei LPG-Betrieb ist dadurch zu erklären, dass Superbenzin eine höhere Energiedichte hat als Flüssiggas, und daher für gleiche Leistung mehr LPG verbrannt werden muss. Auf der Basis eines Spritpreises von 1,25 Euro je Liter kosten 100 mit Benzin gefahrene Kilometer im Captiva 11,62 Euro.

Dioden als Tankanzeige

Betankung des Captiva LPG Foto: mid

Einziges äußeres Erkennungsmerkmal des LPG-fähigen Chevrolet Captiva ist eine etwa vier Zentimeter große Öffnung mit Schraubgewinde an der linken Seite des hinteren Stoßfängers. Dort wird die Zapfpistole beim Tanken angesetzt. Der Auffüllvorgang ist unkompliziert und von jedermann leicht zu bewerkstelligen. Was im Inneren des Captiva freilich fehlt, ist eine ernstzunehmende Füllstandsanzeige für den Gastank. Da sind einige Anbieter von Erdgasfahrzeugen erkennbar weiter. Der Lieferant der Gasanlage, den Chevrolet für den Alternativantrieb ins Boot holte, baut lediglich eine aus fünf Leuchtdioden und einer Taste bestehende Kontrolleinheit ein. Vier Leuchtpunkte markieren den ungefähren Füllstand, die fünfte informiert, ob der Motor gerade mit Benzin oder LPG läuft. Gestartet wird grundsätzlich mit Benzin, eine Steuerelektronik schaltet nach ein bis zwei Minuten selbständig auf Gasbetrieb um, sobald der Motor warm genug ist. Nur wenn man zufällig mit halbwarmem Motor an der Ampel steht, kann man an einem leichten Ruckeln erkennen, dass der Motor sich soeben für die günstigere Kraftstoffart entschieden hat.

Niedrige Heckklappe

Das Heck des Chevrolet Captiva Foto: AG/Flehmer

Dass der Vierzylindermotor mit dem rund 1 850 Kilogramm schweren Fahrzeug leichtes Spiel hätte, lässt sich nicht behaupten. Allerdings trifft das zurückhaltende Temperament sowohl auf den Benzin- als auch auf den Gasbetrieb zu. In Sachen Laufruhe gibt es nichts zu tadeln, selbst in höheren Drehzahlbereichen bleibt die Geräuschentwicklung auf vertretbarem Niveau - auch wenn man sich in manchen Situationen einen sechsten Gang wünschte. Wenn es Kritikpunkte gibt, dann haben sie nicht mit dem Gasmotor zu tun, sondern gelten für alle Captiva-Versionen. Mag sein, dass sich Kunden im Herkunftsland des SUV, also in Korea, nicht an einer Heckklappe stören, die nur bis knapp 1,80 Meter Höhe öffnet. In Europa, wo die Menschen im Schnitt etwas größer sind, kann das Beulen am Kopf mit sich bringen. Hinnehmbar, wenngleich störend, ist auch ein gelegentliches Klappern in Handschuhfach und Türverkleidungen, das der Testwagen auf grobem Kopfsteinpflaster an den Tag legte. Dafür ist das Auto auf einer Gesamtlänge von knapp mehr als 4,60 Metern aber sehr geräumig, gut überschaubar und die Lenkung ist feinfühlig genug, um präzise Manöver zu fahren.

Reichweite 1000 Kilometer

Innenraum des Captiva Foto: Chevrolet

Der Gasantrieb ab Werk macht den Chevrolet Captiva zu einer ernstzunehmenden Alternative auf dem Sektor der Import-SUV. Immerhin streckt der zusätzliche Tank die Reichweite auf mehr als 1.000 Kilometer. Mehr als 4.500 Tankstellen bundesweit sorgen für ausreichende Verfügbarkeit und Flexibilität. (mid)

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