Unterwegs zum Beauty-Contest

Audi A4 Avant 2.0 TDI

Audi wird den neuen A4 Avant zum Marktstart zunächst mit vier Motoren anbieten. Was das Auto zu bieten hat, zeigt unser Test mit dem 2.0 TDI.

Von Frank Mertens

Von Zurückhaltung hält man bei Audi wenig. Der Ingolstädter Autobauer, der im zurückliegenden Geschäftsjahr seinem zwölften Absatzrekord in Folge erzielt hat, strotzt vor Selbstbewusstsein.

Entsprechend großspurig stellte Audi auf der spanischen Ferieninsel Ibiza den neuen A4 Avant vor, der ab dem 24. April bei den Händlern steht. «Schöne Kombis heißen nun einmal Avant», sagte Entwicklungsvorstand Michael Dick vollmundig. Ja, dieser Aussage kann man zustimmen, muss man aber nicht. Schließlich bräuchte sich bei einem Beauty-Contest beispielsweise die Konkurrenz aus Stuttgart mit ihrem C-Klasse-Kombi nicht zu verstecken.

In der Länge gewachsen

Doch wie dem auch sei: der neue Avant der Ingolstädter sieht gut aus, vermittelt bereits im Stand mit seinen kurzen Überhängen Dynamik. Dabei verfügt der Avant mit 4,70 Metern über eine stattliche Länge. Im Vergleich zum Vorgänger ist das ein Plus von zwölf Zentimetern. Das verhilft den Passagieren im Fond zu mehr Kniefreiheit; selbst Mitfahrer über 1,80 Meter können hinten bequem sitzen.

Übersichtlich - das Cockpit im Audi A4 Avant Foto: Audi

Auswirkungen hat das Längenwachstum auch auf das Kofferraumvolumen: es liegt nun statt bei 442 Litern bei 490 Litern (1430 Liter bei umgeklappter Rückbank). Das ist nicht schlecht, allerdings auch nicht so überwältigend, wie Audi in der Pressemappe behauptet («Größter Gepäckraum im unmittelbaren Wettbewerbsumfeld»). Ein Skoda Octavia Combi bringt es beispielsweise auf 580 Liter (1620).

Leuchtdioden am Audi A4 Avant Foto: Audi

Doch wie fährt sich der Avant nun, der über die gleichen technischen Features wie die Limousine verfügt? Das kommt darauf an - es hängt wie so häufig vom gewählten Paket ab. Von uns getestet wurde der 2.0 TDI mit 125 kW/170 PS. Der Blick auf die Leistungsdaten klingt vielversprechend: So verfügt der Vierzylinder über ein maximales Drehmoment von 350 Nm, das zwischen 1750 bis 2500 Umdrehungen in der Minute anliegt. Überrascht wird man nach dem Starten zunächst von der Laufruhe des Vierzylinders, das Aggregat ist so gut wie kaum zu vernehmen.

Probleme in unteren Drehzahlen

Doch was sich so gut anlässt, setzt sich nicht ganz so gut fort. Denn der 1520 Kilo schwere Avant tut sich beim Beschleunigen aus unteren Drehzahlbereichen etwas schwer, kommt erst bei etwa rund 2200 Touren in Schwung. Doch das hängt mit der Charakteristik dieses Common-Rail-Aggregats zusammen.

Bringt es auf eine Länge von 4,70 Meter, der Audi A4 Avant Foto: Audi

Während der altbekannte Pumpe-Düse-Diesel kurzzeitig mehr Leistung zur Verfügung stellt, um dann mit seiner Leistung einzubrechen, geschieht die Kraftentfaltung beim 2.0 TDI über das angegebene Drehzahlband deutlich geschmeidiger. Das ist nicht schlecht, aber etwas ungewohnt. Ausgestattet ist der 33.850 Euro teure 2.0 TDI übrigens mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe. Diejenigen, die dieses Auto mit dieser Motorisierung mit einer Automatik fahren wollen, haben Pech. Sie ist ebenso wenig optional erhältlich wie der Quattro-Antrieb oder die Direktlenkung.

5,8 Liter Verbrauch

Schön, die Blinker sind in denSeitenspiegeln integriert Foto: Audi

Gut, auch ohne diese technischen Features fährt sich der 2.0 TDI Avant mehr als anständig und reicht für den Alltagsbetrieb aus. Doch wer den Avant gern auch mal etwas sportlicher fahren will, der vermisst das fehlende Allradsystem. Denn bei schnellen Kurvenfahrten schiebt der Avant zwar nicht kritisch, aber doch merklich über die Vorderachse, sodass das sanft regelnde ESP eingreifen muss. Der Verbrauch des Avant liegt bei 5,8 Litern, der CO2-Ausstoß bei 154 Gramm pro Kilometer.

Erhältlich ist der Quattro-Antrieb zunächst nur für den 3.2 FSI (265 PS) und den 3.0 TDI mit 240 PS. Schade ist zudem, dass Audi die überzeugende Direktlenkung - die zur Steigerung der Fahrdynamik beiträgt - nur optional für die Sechszylinder-Modelle anbietet.

Einstieg ab 27.750 Euro

Zum Marktstart Ende des Monats wird der Avant mit vier Motoren angeboten, zwei Benzinern und zwei Dieseln. Dann kann der Kunde zwischen einem 3.2 FSI und dem 1.8 TFSI (160 PS) sowie dem von uns gefahrenen 2.0 TDI sowie dem 3.0 TDI wählen. Bis zum Ende des Jahres kommen noch sechs weitere Aggregate hinzu, darunter auch der 1.8 TFSI mit 120 PS. Die Einstiegsvariante kostet 27.750 Euro und wird damit nur 1650 Euro über der Limousine liegen.

Das Heck des Audi A4 Avant Foto: Audi

Die Kunden jedenfalls scheinen auf den neuen Avant gewartet zu haben. Bereits vor dem offiziellen Marktstart liegen 15.000 Vorbestellungen vor. Damit schickt sich der neue Avant an, die Erfolgsgeschichte seines Vorgängers fortzuschreiben. Allein in Deutschland entscheiden sich rund 70 Prozent aller A4-Käufer für einen Avant. Zumindest für dieses Klientel ist klar: «Schöne Kombis heißen Avant.»

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