Unimog: Nichts ist unmöglich

Seit 60 Jahren

Unimog: Nichts ist unmöglich
Für den Unimog gibt es scheinbar keine Grenzen im Gelände. © Unimog

Das Motto „Nichts ist unmöglich“ wird einem japanischen Autohersteller zugeschrieben. Doch auch der Unimog der neusten Generation macht einmal mehr das Unmögliche möglich – und das seit sechs Jahrzehnten

Das kann doch nicht gut gehen. Ein Gedanke, der dem Betrachter kommen kann, wenn Klaus Bäulerle den Unimog, an dessen Steuer er sitzt, anhält. In einer Position, die so ungesund für den kleinen Gelände-Lkw aussieht, dass es fast schon weh tut. Vorder- und Hinterachse sind komplett gegeneinander verschränkt, das rechte Vorderrad hängt in der Luft. Am gegenüberliegenden Ende hat das linke Hinterrad kaum noch Bodenkontakt. Und das alles nur, weil Vorführfahrer Bäuerle natürlich nicht gerade aus dem Wasserbecken fahren konnte, sondern unbedingt rechts über die steile Betonkuppe wollte.

Unimog als treuer Bernhardiner

Dass man auch dort durchkommt, wo man denkt, es ginge nicht, das mag Bäuerle besonders am Unimog, sagt er später. Er muss es wissen, fährt der Mercedes-Mann doch seit 20 Jahren Rallye, bei der Paris-Dakar war er dabei, unter anderem in dem Gelände-Lkw. Auf dem Testgelände im baden-württembergischen Ötigheim nahe Rastatt gibt es natürlich keine Situation, in der der hochgeländegängige Unimog, den es seit mehr als 60 Jahren gibt und dessen neuste Generation (U 5023) nun auf dem Markt ist, nicht durchkommt, so viel sei schon einmal vorweggenommen.

Wenn ein normaler Lkw der Lastesel unter den Fahrzeugen ist, dann ist der Unimog – sein voller Name lautet Universal-Motorgerät - der Bernhardiner: Treu ergeben, kraftvoll, robust, geländegängig und gezüchtet als Retter in der Not.

Unimog überall einsetzbar

Für den Unimog gibt es scheinbar keine Grenzen im Gelände.
Der Unimog verfügt über eine Watttiefe von 1,20 Metern Unimog

Mitten im brennenden Pinienwald in Frankreich, wo kein normales Feuerwehr-Tanklöschfahrzeug auf dem Waldboden mehr vorankommt, dringt der Unimog mit Tankaufbau und Spritze auf dem Dach weiter gegen die Flammen vor – nach ihm hat nur noch das Flugzeug eine Chance. Dafür ist er ab Werk mit Hitzeschutz-Ummantelungen für Kabel und Leitungen zu bekommen.

Beim Hochwasser in Mexico holt der Unimog dank seiner Wattiefe von 1,20 Metern – bis dahin darf die Flut reichen, ohne, dass die Aggregate Wasser ziehen - Menschen aus überfluteten Dörfern, die sonst nur noch per Boot erreichbar gewesen wären. Geländewagen haben meist zwischen 40 und 70 Zentimeter Watttiefe. Nato-Soldaten verlassen sich genauso auf den kleinen Lkw, der in Wörth am Rhein vom Band läuft, wie der Straßendienst im verschneiten Allgäu oder Weltenbummler im Himalaya. 2500 Stück produziert Mercedes jedes Jahr, 80 Prozent für den zivilen Einsatz, 20 Prozent fürs Militär.

Drei Differenzial-Sperren für den Unimog

Versperren Erdbebenkrater den Weg, ist der felsige Untergrund besonders uneben oder muss querfeldein ein Hindernis – wie eine steile Betonkuppe nach einem Wassergraben– überwunden werden, kann der Unimog seine Verwindungsfähigkeit ausspielen. Wenn der Lkw in der Pilates-Position verharrt, hält ein besonders robuster, geschweißter Rahmen den Kräften stand, Schraubenfedern und Achsaufhängung mit Schubrohr lassen zu, dass sich die Achsen bis zu 30 Grad verschränken. Die Technik, bei der die Achsen mit Schubrohr und Schubkugel am Getriebe angebunden sind, sorgt auch dafür, dass der Antriebsstrang abgeschirmt ist gegen Matsch und Staub im Gelände.

Allradantrieb und drei Sperren (Mitte, vorne, hinten) sorgen mit starrem Durchtrieb auf alle vier Räder dafür, dass Vorführfahrer Bäuerle den Lkw mit bis zu 14,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht souverän vorwärts über die Kuppe fährt, auch wenn zwischenzeitlich nicht alle Räder Traktion haben. Und wer dabei denkt, gleich knackt’s, der hat recht: Die Schraubenfedern sind nur am oberen Ende mit dem Fahrzeug verbunden, an der Achse sind sie lose gelagert und können sich hin und her schieben – was die vorne rechts zum Beispiel geräuschvoll tut, wenn das rechte Vorderrad den Boden wieder berührt.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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