Toyota RAV4: Mit der Kraft der drei Motoren

Toyota RAV4: Mit der Kraft der drei Motoren
Der Toyota RAV4 ist als PHEV das stärkste Modell der Japaner. © Toyota/Harald Dawo

Toyota ist auf dem Weg zu einem ganz normalen Autohersteller: Mit dem RAV4 bieten die Japaner nun auch einen SUV mit Stecker an.

Die hochgelegte Kombi-Limousine RAV4 gehört weltweit zu den dienstältesten SUVs. In Deutschland wurde er 1994 eingeführt. Und er gehört zu den beliebtesten.

Global gesehen gibt es zwar noch Versionen mit reinen Benzin- und Dieselmotoren, hierzulande hat sich der Anbieter bei Einführung der 5. Generation aber von konventionellen Antrieben verabschiedet. Aktuell ist er nur noch als Hybrid zu haben.
Was in diesen Tagen mit der Markteinführung des neuen RAV4 Plug-in-Hybrids dazu kommt, ist ein enormer Zuwachs an Leistung und elektrischer Reichweite, der mit der Möglichkeit des Ladens an der Steckdose verbunden ist. Allerdings auch mit einem Anstieg des Gewichts, denn die zwischen den Achsen montierte Lithium-Ionen-Batterie bringt inklusive Nebenaggregaten und Ladeeinrichtung rund 215 Kilogramm mehr ins Auto. Die Leermasse von schlanken zwei Tonnen lässt das 4,60 Meter lange Modell in die Schwergewichts-Klasse aufsteigen.

75 Kilometern elektrische Reichweite

Der beim Normal-Hybrid kaum nennenswerte emissionsfreie Aktionsradius ist durch den jetzt an Bord befindlichen Energievorrat von 18,1 kWh erheblich erweitert. Der Hersteller spricht von maximal 75 Kilometern elektrischer Reichweite, unter günstigen Umständen sollen es im City-Verkehr sogar mehr als 90 sein.

Rechnerisch rückt der RAV4 PHEV damit in die Liga der Ein-Liter-Autos ein, denn der offizielle CO2-Ausstoß liegt bei 26 Gramm je Kilometer. Im Gegensatz zu der Zweisitz-Flunder, die als erstes diesen Titel führte, ist der Toyota jedoch ein geräumiges Allrad-SUV mit fünf Plätzen, elektrischer Heckklappe und einem Gepäckvolumen von bis zu 1604 Litern.

Stärkster Toyota-Pkw im Angebot

Der Fahrer hat im Toyota RAV4 eine gute Übersicht. Foto: Toyota/Harald Dawo

Ein Antriebspaket aus drei Motoren macht diesen RAV4 zum stärksten Pkw im Toyota-Angebot. Der 2,5 Liter große Vierzylinder-Benziner mit 185 PS, ein an der Vorderachse montierter Elektromotor mit 134 kW (entsprechend 182 PS) sowie eine E-Maschine an der Hinterachse (54 PS) kommen zusammen auf eine Systemleistung von 306 PS.. Allein der vordere E-Motor leistet 46 kW mehr als sein Pendant im RAV4 Hybrid. Der Allradantrieb ist mit sperrbaren Differenzialen ausgestattet, so dass dem Fahrzeug durchaus ernst zu nehmende Offroad-Eigenschaften zuzutrauen sind.

Während der Verbrennungsmotor 227 Newtonmeter Drehmoment zur Durchzugskraft beisteuert, drücken die beiden Permanent-Synchronmotoren 270 bzw. 121 Nm an das stufenlose Automatikgetriebe. Auch wenn Toyota darauf verzichtet, einen Wert für das gemeinsame System-Drehmoment zu nennen, geht es spürbar zügig zur Sache: Das Spurtvermögen wird mit sechs Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h angegeben. Um diesen Wert zu erreichen, wird allerdings die Unterstützung des Vierzylinders benötigt, im rein elektrischen Betrieb vergehen zehn Sekunden und es sind maximal 135 km/h möglich. Die Höchstgeschwindigkeit des RAV4 PHEV beträgt wie beim Schwestermodell mit der kleineren Batterie 180 Stundenkilometer.

Druckvoller Antrieb inklusive

Unterwegs in Stadt und Land, wo zunächst nur selten der konventionelle Motor gefordert ist, verwöhnt der Wagen seine Insassen mit druckvollem Antritt bei gleichzeitiger angenehmer Ruhe. Meist übertönt das Abrollgeräusch der Reifen das elektrotypische Summen des Antriebs.

Das automatische Getriebe vermeidet weitgehend den gefürchteten „Gummiband-Effekt“ stufenloser Schaltboxen, vom Wechsel der Übersetzungen bekommen Fahrer oder Fahrerin kaum etwas mit. Freunde des manuellen Schaltens per Lenkrad-Paddel müssen sich allerdings darauf gefasst machen, nicht zum Zuge zu kommen: Dieses Ausstattungs-Merkmal soll in Deutschland nicht angeboten werden. Der von der Platzierung des Akkus herrührende niedrige Schwerpunkt fördert ein ausgewogenes und, falls gewünscht, agiles Fahrverhalten.

Ladesystem schont die Batterie

Die Bordelektronik gibt den Nutzern die Möglichkeit, sich zwischen rein elektrischer, automatisch gesteuerter Hybridfahrt sowie manuellem Wechsel zwischen beidem zu entscheiden. Ebenfalls sinnvoll wäre sicher, die Wirkung der Rekuperation beeinflussen zu können, denn auch Gefällstrecken oder in Sichtweite einer roten Ampel könnte man ohne Einsatz der Bremsen wirkungsvoll zum Laden der Batterie beitragen.

Dies ist im Gegensatz zu anderen bereits gehandelten PHEV nicht vorgesehen. Dafür spielte bei der Konfiguration des Ladesystems die Batterie-Lebensdauer eine gewichtige Rolle. Anstatt wie bei reinen E-Autos inzwischen üblich, mit dreistelligen kW-Leistungen zu operieren, unterstützt die bordeigene Ladeeinrichtung eine Ladegeschwindigkeit von bis zu 6,6 kW, was der Dauerhaltbarkeit des Akkus zugutekommt. An der Wallbox und mit Typ 2-Ladekabel (Mode 3) soll die Batterie laut Hersteller binnen 4,5 Stunden wieder voll sein.

Vielzahl von Assistenten an Bord

Für Komfort und Sicherheit sorgt ein reichhaltiges Angebot an Warn- und Assistenz-Systemen, wozu Front-Kollisionswarner, Notbremsassistent, autonomer Notbremsfunktion und Fußgänger-/ Radfahrererkennung, Adaptives Geschwindigkeitsregelsystem, Spurhalteassistent mit Lenkhilfe, Spurverfolgungs- und Fernlichtassistent sowie eine Verkehrsschilderkennung gehören.

Der Toyota RAV4 ist optisch gelungen, auch von hinten. Foto: Toyota/Harald Dawo

In den höherwertigen Ausstattungslinien sind zum Beispiel Head-Up-Display und der kamerabasierte Monitor-Innenspiegel enthalten. Er bietet zwar den Vorteil, das rückwärtige Passagiere oder Ladung das Sichtfeld nicht einschränken können, eine gewöhnungsbedürftige Fokussierung oder gelegentliche Doppelbilder bei bestimmtem Lichteinfall müssen dafür aber hingenommen werden.

Basisversion kostet unter 40.000 Euro netto

Für Privatkunden, die auf eine volle Ausschöpfung der staatlichen Förderung spekulieren, hat Toyota eine knapp unter 40.000 Euro (netto) teure Basisversion ausgelegt.

Die bis zu 58.380 Euro kostenden, üppig ausgestatteten „Style“- und „Technik“-Varianten zielen eher auf Flotten- und Gewerbekunden, die im Leasing von der 0,5-Prozent-Regelung bei der Steuerberechnung profitieren. In der Kölner Deutschland-Zentrale kalkuliert man mit rund 3000 RAV4 PHEV für das Jahr 2021, wovon aktuell rund zehn Prozent bereits bestellt sind.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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