Toyota Land Cruiser: Zurück in die Vergangenheit

Toyota Land Cruiser: Zurück in die Vergangenheit
Der Toyota Land Cruiser macht im Gelände seine Sache gut. © Toyota

Auch Klassiker brauchen irgendwann eine Auffrischung. Wie das geht, hat Mercedes jüngst vorgemacht. Nun hat sich auch Toyota daran versucht, den Land Cruiser in die Moderne zu führen.

Während Mercedes nach vielen Jahren kleiner Retuschen an die Gelände-Legende G-Klasse so richtig Hand angelegt und eigentlich ein ganz neues Auto geschaffen hat, waren die Japaner leider nicht so mutig. Sie haben sich bei der Neuauflage des 40.820 Euro teuren Land Cruisers auf marginale Änderungen beschränkt.

Zwar wirkt der 4,84 Meter lange Toyota, dessen Geschichte bis in die 50er Jahre des vergangenen Millenniums zurückreicht, moderner als die abgelöste Generation: Die Front ist kantiger, die Scheinwerfer schärfer, das Heck aufgeräumter. Wirklich neue Akzente haben die Exterior-Designer aber nicht gesetzt – und in die Türausschnitte haben die Japaner scheinbar eine Zeitmaschine integriert. Denn: Einmal auf den großen, weichen Ledersesseln Platz genommen, fühlt man sich ein, zwei, drei Generationen zurück in die Vergangenheit  transportiert.

Instrumente im Land Cruiser nicht zeitgemäß

Cockpit Toyota Land Cruiser. Foto: Toyota
Das Cockpit im Land Cruiser von Toyota. Foto: Toyota

Die Rundinstrumente mit Bordcomputer dazwischen sind nicht der letzte Stand der Technik, auch das Infotainmentsystem hinkt aktuellen Standards hinterher und ganz ehrlich: Die kleine digitale Uhr zwischen den Temperaturanzeigen für Fahrer und Beifahrer, bei der über drei Fummel-Tasten die Zeit eingestellt wird, wirkt so modern wie eine Casio G-Shock aus den frühen 90ern – nur dass die inzwischen kultig ist.

Dazu kommen im Cockpit zahlreiche Schalter und Tasten sowie nicht unbedingt mit Detailliebe ausgesuchte und verbaute Kunststoffteile, die von „filigran“ weit entfernt sind, die man dem Land Cruiser mit Blick auf seine harten Geländeeinsätze aber noch als „charmant robust“ durchgehen lassen kann.

Besser unterwegs im Gelände

Dass von den gut 1000 Land Cruisern, die in diesem Jahr unters Volk gebracht werden sollen, viele jemals etwas anderes als Asphalt unter den Rädern spüren, ist allerdings unwahrscheinlich. Wer sich aber doch mal von der Landstraße runter wagt, rein in den Wald, rauf auf die Wiese oder an den Strand, der kann sich sicher sein, dass der Toyota das jetzt noch besser kann als bisher.

Fünf Fahrprogramme stehen zur Wahl, die den Japaner auf den bevorstehenden Untergrund vorbereiten, die Crawl-Control hält im Gelände automatisch die voreingestellte Geschwindigkeit und die Rund-um-Kameras helfen nicht nur mit einer 360-Grad-Ansicht beim Manövrieren, sondern zeigen dem Fahrer jetzt auch, was direkt unter dem Fahrzeug passiert. Möglich macht es die Frontkamera, deren Aufnahme zeitverzögert – wenn der Toyota ein Stück weiter gefahren ist – wiedergegeben wird.

Einziges Manko: Die ganze Fahrhilfen stehen nur für die zweithöchste Ausstattung (gegen Aufpreis) beziehungsweise das Top-Modell zur Verfügung, die sich beide deutlich vom Einstiegspreis distanzieren: Mindestens 54.960 Euro werden für den Dreitürer in der Executive-Ausstattung fällig, in der nahezu komplett ausgestatteten TEC-Edition kostet der Fünftürer satte 67.450.

Moment mal: Dreitürer? Toyota bietet als einer der wenigen Hersteller den Land Cruiser auch mit nur zwei Türen plus Heckklappe an. Dadurch schrumpft die Länge auf 4,40 Meter, das maximale Kofferraumvolumen sinkt um 500 auf 1.434 Liter. Den Griff zur zweifelsohne cooleren Dreitür-Version sollte man sich allerdings gut überlegen, die Rückbank – egal ob zum Sitzen oder als Ablage – ist nur mit reichlich Verrenkung zu erreichen. Die kann auch beim Fünftürer nötig sein, allerdings nur dann, wenn man die hier optionale, dritte Sitzreihe entern will.

Land Cruiser nur mit einem Motor

Toyota Land Cruiser. Foto: Toyota
Wühlt sich souverän durch den Sand, der Toyota Land Cruiser. Foto: Toyota

Während man in der Aufpreisliste durchaus die ein oder andere Spielerei findet, fällt die Wahl für den richtigen Motor leicht: Es gibt nur einen. Unter der Haube steckt, zumindest in Deutschland, ein 2,8 Liter großer, AdBlue-gereinigter Vierzylinder-Diesel, der mit 130 kW/177 PS und 450 Newtonmeter Drehmoment eher in die Kategorie Brot-und-Butter-Motor als Freudentriebwerk fällt.

In den beiden niedrigeren Ausstattungslinien hat man die Wahl zwischen Sechsgang-Handschaltung oder Automatik mit ebenfalls sechs Fahrstufen; bei den beiden Top-Versionen ist der Wandler Serie. So oder so: Über zwölf Sekunden für den Sprint auf Tempo 100 und maximal 175 km/h sind die harten Fakten, Schweißperlen auf der Stirn bei so manchem zu mutig angegangenem Überholvorgang die Folge im Alltag. Selbst wenn man das Gaspedal bis zum Teppich durchdrückt, kommt der leer über zwei Tonnen schwere Land Cruiser nur zögerlich aus dem Quark.

Im Gelände mag der Antrieb mehr als ausreichend sein, auf der Straße würde etwas mehr Power dem Koloss aber gut zu Gesicht stehen. Dann dürften vielleicht auch 3,5 Tonnen an den Haken, so ist die Anhängelast auf 3.000 Kilogramm beschränkt. Immerhin: Zum eher gemütlichen Antrieb passt auch die Fahrwerksabstimmung. Leicht schaukelig, dafür aber umso komfortabler, trägt der Toyota die traditionelle Offroader-Asche durchs Land und wird damit bei hartgesottenen Fans auf jeden Fall ein Feuer im Herzen entfachen. (SP-X)

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