Teilchen-Beschleuniger

Mercedes GLK V8 Brabus

Der Mercedes GLK kam spät – sehr spät. Mercedes ziert sich noch, den kantigen Nachzügler mit einer AMG-Version zu adeln. Edeltuner Brabus zeigt, dass es auch anders geht: der GLK V8 Wide Star setzt neue Maßstäbe.

Von Stefan Grundhoff

Die meisten GLK-Kunden in europäischen Breiten ordern den 220 CDI. Mit 125 kW / 170 PS ist man im 1,7 Tonnen schweren Konkurrenten von X3, Q5 und RAV4 standesgemäß, aber alles andere als sportlich unterwegs. Wer mehr will, kann zu GLK 320 CDI oder den Benzinern 280 und 350 greifen. Da eine leistungsstarke AMG-Version bis auf weiteres im Mercedes-Portfolio fehlt, setzt Tuner Brabus mit seinem GLK V8 Wide Start derzeit die Bestwerte. «Wir haben den Merceeds GLK komplett umgebaut und mit einem leistungsstarken V8-Triebwerk kombiniert», so Brabus-Sprecher Sven Gramm, «seine Fahrleistungen lassen keine Wünsche offen.»

Blubbernder Kraftprotz

Bereits die Optik des 4,53 Meter langen Brabus GLK V8 ist alles andere als zurückhaltend. Ausgestellte Kotflügel, 21-Zöller, tiefe Schürzen und aufdringliches LED-Tagfahrlicht. Kein Zweifel daran, dass hinter der kraftvollen Pfeilung der GLK-Front mehr als 170 Diesel-PS schlummern. Beim Drehen des Zündschlüssels wummert ein satter V8-Klang durch den Innenraum. 6,1 Liter Hubraum und acht Brennkammern pressen den 1,8 Tonnen schweren SUV in beeindruckenden 4,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Der blubbernde Kraftprotz leistet 340 kW / 462 PS und stellt dem leistungshungrigen Piloten bereits bei 3.100 U/min ein maximales Drehmoment von 615 Nm zur Verfügung. Das Triebwerk basiert auf dem 5,5 Liter großen Achtzylinder des Mercedes S 500. Bei artgerechter Fahrweise dürfte es schwer fallen, den Verbrauch unter der 15-Liter-Marke zu halten.

Gut, dass diese Leistung mit bekannt ausgewogener 4matic-Technik aus dem Hause Mercedes auf den Boden gebannt wird. Sonst wäre der Belag der Reifen bei jedem Beschleunigungsvorgang in Lebensgefahr. Vorne läuft der Power-GLK auf 235er Reifen; hinten krallen sich dünn behäutete 285er Pneus in den Asphalt. Gerade aus mittleren Drehzahlen heraus ist der mit selbstbewussten Karosserieelementen aufgeblasene GLK nicht mehr zu halten. Untermalt von einem Trommelstakkato drückt einen der Kraftmeier aus Bottrop in die eng geschnittenen Lederstühle, dass man meint, in einem Sportwagen zu sitzen. Aus dem Stand erreicht er in weniger als 20 Sekunden die 200er-Marke.

Indifferente Lenkung

Nicht gerade dezenter Auftritt Foto: Brabus

Wer es darauf anlegt, durchbricht mit dem Brabus GLK V8 mit Leichtigkeit die magische 250-km/h-Marke. Die Höchstgeschwindigkeit von 275 km/h liegt im Bereich von PS-starken Sportwagen. Leise und zurückhaltend lässt sich der GLK auch bei langsamer Fahrt kaum bewegen. Der V8-Bass wummert in jedem Betriebszustand wie ein zu laut aufgedrehter Bass. Und wenn man die 3.000 Touren-Marke einmal hinter sich gelassen hat, macht der GLK V8 Wide Star sowieso keine Gefangenen mehr. Dabei hat die modifizierte Siebengang-Automatik keine Probleme, den Leistungsdurst des Piloten in die rechten Bahnen zu leiten. Trotz der wilden Kraftausbrüche wirkt das Fahrwerk nie überfordert, sondern kann gut mit dem mächtigen Potenzial des 462 PS starken Triebwerks umgehen.

Das Fahrwerk ist straff bis hart und die sinnvolle Tieferlegung von 30 Millimetern macht sich nicht nur schnell gefahrenen Autobahn-Auffahrten angenehm bemerkbar. Die Lenkung präsentiert sich trotz der dünnen Gummibespannung auf den großen Felgen jedoch etwas indifferent. Gerade bei höheren Geschwindigkeiten würde man sich etwas mehr Rückmeldung von der Fahrbahn und eine schwergängigere Übersetzung wünschen. Bärenstark: die Sechs-Kolben-Festsattelbremsanlage mit genuteten Stahlbremsscheiben fasst auch bei hohen Belastungen beängstigend bissig zu.

In Leder gehaltener Fahrzeugboden

Exklusiver Innenraum Foto: Brabus

Neben den grandiosen Fahrleistungen lässt auch die Innenausstattung keine Wünsche offen. Der Kunde hat die Wahl wie exklusiv und in welcher Farbkombination er seinen Nobel-GLK auf den Straßenverkehr loslassen will. Die im normalen GLK etwas zu rustikal bearbeiteten Oberflächen an Armaturenbrett und Türen sind verschwunden. Stattdessen blickt man auf handschuhweiches Leder und wertige Verkleidungen.

Die auffälligen Karbon-Applikationen im Schachbrettmuster sind jedoch Geschmacksache. Auf Wunsch gibt es jedoch auch dezentere Dekors. Der abendliche Einstieg wird durch versteckt in den Schwellerleisten integrierte LED-Leuchten sanft illuminiert. Auf Wunsch bekommt der GLK V8 Wide Star einen komplett in Leder gehaltenen Fahrzeugboden. Kann man bei einem Einstiegspreis von 198.200 Euro jedoch auch verlangen.

Vorheriger ArtikelAllradoffensive bei Mercedes
Nächster ArtikelMit Haarpflegemittel

Keine Beiträge vorhanden