Suzuki Swace: Genügsam dank Hybridsystem

Suzuki Swace: Genügsam dank Hybridsystem
Der Suzuki Swace kostet in der Basis etwas mehr als 31.000 Euro. © Axel F. Busse

Wo Suzuki draufsteht, ist meistens auch Suzuki drin. Aber nicht immer. Den Suzuki Swace meint man auch schon mit einem „T“-Logo am Bug gesehen zu haben.

Ursache ist keine optische Täuschung, sondern die enge Verwandtschaft mit dem Toyota Corolla. Unser Praxistest macht sich auf die Suche nach den Unterschieden.

Für die Marke, die sich gern „Kleinwagen-Spezialist“ nennt, sind die europäischen Klimaschutz-Regularien genauso verbindlich, wie für alle anderen Hersteller. Technisch anspruchsvolle Spritspar-Technologien, vor allem für die Kompaktklasse, muss man sich als Entwickler erstmal leisten können. Deshalb war die Kooperation mit Toyota naheliegend. Jeder weiß, dass dort eine Menge Hybrid-Kompetenz versammelt ist. Und weil es nicht an der Ehre rührt, solide Technik bei seriösen Händlern einzukaufen, kann man beim Öffnen der Swace-Motorhaube an mehreren Stellen den „Toyota“-Schriftzug entdecken. Lediglich die Frontpartie weist gewisse Abweichungen auf.

Systemleistung von 122 PS

Das aus einem 1,8 Liter großen Vierzylinder mit 98 PS und einem 54-kW-Elektromotor bestehende Hybridsystem kommt auf eine Gesamtleistung von 122 PS. Das ist nicht eben viel, aber Kombi-Fahrer – vor allem, wenn sie privat unterwegs sind – haben es auch selten eilig.

Beim Modell Swace rangierte der Anteil der gewerblichen Zulassungen im April bei gerade mal 20 Prozent, worunter noch eine gehörige Anzahl der Händler-Vorführwagen gewesen sein dürfte. Ebenso wie der Toyota Corolla Touring Sports ist der Swace ein Vernunftsauto für Familien, die hohen Nutzen für einen schmaleren Geldbeutel suchen.

Ordentlich Platz, aber wenig Zuladung

Keine Spielereien: das klar strukturierte Cockpit des Suzuki Swace. Foto: Axel F. Busse

Ein Sonderfall im Suzuki-Modellprogramm ist der Swace nicht nur wegen seines Antriebssystems, sondern auch wegen seiner Ausmaße. Bisher hatte der ebenso als Motorrad- und Außenbord-Lieferant agierende Hersteller kein Fahrzeug mit mehr als 4,60 Metern Länge im Angebot. Der Kombi kann deshalb mit sehr ordentlichen Platzverhältnissen punkten. So ist etwa die Ladefläche, die nach dem Umlegen der Rücksitze nur leicht nach vorn ansteigt, bis zu 1,80 Meter tief. Die lediglich 61 Zentimeter hohe Ladekante weiß ebenso zu gefallen wie die Verzurr-Ösen.

Den vorderen Passagieren steht eine Kabinenbreite von 1,42 Metern zur Verfügung, in der zweiten Reihe sind es immer noch 1,39 Meter. Dumm nur, dass bei Auslastung der Sitzplätze mit fünf Erwachsenen die Zuladung von 360 Kg praktisch erschöpft ist. Wer dann die fast 600 Liter Kofferraum (bis maximal 1606 Liter) nutzen will, begibt sich auf dünnes Eis. Der Wende-Ladeboden hat eine Teppich- und eine abwaschbare Oberfläche.

Wenig aufpreispflichtige Optionen

Als kundenfreundlich ist anzusehen, dass Suzuki den Swace als All-Inklusive-Angebot in den Markt bringt. Lediglich sechs Sonderfarben sind aufpreispflichtig, alles andere gibt’s serienmäßig. Und mit dem, was alles an Bord ist, sammelt der Wagen ebenfalls Pluspunkte. Hier eine Auswahl: Zweizonen-Klimaautomatik, elektrische Automatik-Fensterheber vorn und hinten, adaptiver Tempomat, Sitzheizung vorn, LED-Scheinwerfer mit Fernlicht-Assistent, Licht- und Regensensor, induktive Ladeschale fürs Handy, Audiosystem mit Bluetooth-Fernsprecheinrichtung, Lenkradheizung, Alufelgen, Berganfahrhilfe, Einpark- und Spurhalte-Assistent, Querverkehrswarnung sowie Verkehrszeichen- und Müdigkeits-Erkennung.

Allerdings muss eine Navigations-Hilfe über die Smartphone-Anbindung hergestellt werden, denn ein Navi im Multifunktions-Monitor gibt es weder für Geld noch gute Worte.

Zurückhaltung an der Tankstelle

Ein Ventil für sportliche Ambitionen hat der Swace nicht zu bieten. Vielmehr ist er ein zurückhaltender Mitschwimmer im Verkehr, der meist in der Stadt seine Vorzüge ausspielt, weil dort oft auf den Antrieb durch den Verbrennungsmotor verzichtet werden kann. Den Wunsch nach zügiger Beschleunigung, etwa zum Überholen, quittiert der Wagen vor allem akustisch. Die Drehzahl schnellt empor, der Motor klingt leicht brummig, der Beschleunigungs-Zuwachs lässt auf sich warten. Diese Eigenheit von stufenlosen CVT-Getrieben kommt nicht bei allen Autofahrern gut an, ist aber nur mit erheblichem technischen Aufwand (den Toyota beispielsweise beim RAV4 betreibt) auszumerzen.

Das lästige Brummen möchte man gern vermeiden, weshalb der Swace zu defensiver Fahrweise erzieht. Belohnt wird die Zurückhaltung an der Tankstelle. Mit nur 4,9 Litern je 100 Kilometer in diesem von Kurzstreckenverkehr geprägten Test erwies sich der Kombi als sehr genügsam, wenngleich der Wert den üblichen Praxis-Zuschlag oberhalb der Herstellerangabe (3,4 Liter) darstellt.

Gute Federung

Das Heck des Suzuki Swace erinnert an den Corolla. Foto: Axel F. Busse

An Federungs- und Abrollkomfort gibt es nichts zu tadeln, auch schlechte Wegstrecken bringen das Fahrwerk nicht aus der Ruhe. Die Lenkung ist leichtgängig, die Übersichtlichkeit – zum Beispiel beim Rechtsabbiegen – gewährleistet. Das Interieur bietet eine ordentliche Qualitätsanmutung, die Verarbeitungsgüte stimmt.

Zwar hat Suzuki die Chance, den potenziellen Kunden eines Toyota-Klons einen erkennbaren Mehrwert gegenüber dem Ursprungsmodell zu bieten, leider nicht genutzt, aber seine wohltuend unaufdringliche Wirkung entfaltet der Swace überzeugend in Komfort und Funktionalität. Und in der CO2-Bilanz des Herstellers, wo er den Flottenverbrauch senken hilft und vor Strafzahlungen schützt. Der Bedeutung für den Endverbraucher, der ein vernünftiges, vielseitiges, wirtschaftliches und gut ausgestattetes Familienmobil sucht, tut dies keinen Abbruch. Der Basispreis des Swace beginnt übrigens bei 31.350 Euro.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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