Suzuki SX4: Pendler zwischen den Welten

Suzuki treibt die Auferstehung der lange Jahre vor sich hindümpelnden Marke voran. Der neue Suzuki SX4 pendelt zwischen den Welten, spielt in der unteren Kompaktklasse und will zudem noch mit einem Allradantrieb punkten.

Von Stefan Grundhoff

In der kompakten Crossover-Klasse ziehen Suzuki und Fiat an einem Strang. Das Zwillingspaar heißt SX4 und Sedici - beide sollen wahre Alleskönner sein. Klein und kompakt, variabel und geländetauglich - das ganze noch in einem sehenswerten Blechkleid und zu einem vernünftigen Preis. Kann ein Kleinwagen im B-Segment das überhaupt leisten?

Zwei Versionen verfügbar

Zunächst einmal sieht die ganze Sache verheißungsvoll aus. Der rundliche Chic des 4,14 Meter langen Japaners mit Produktionsstandort Ungarn gefällt - nicht allein Frauen. Die leicht erhöhte Karosserie und die großen Fensterflächen sorgen für ein rundes Gesamtbild.

Ein gewisses Maß an Offroad-Tauglichkeit mag man bei diesem Auftritt kaum verneinen. Es gibt den neuen SX4 in zwei Versionen: Das urbane Straßenmodell verzichtet auf Schutzleisten und Kunststoffbeplankungen. Das genau bietet das Topmodell - wahlweise mit und ohne Allrad.

Kraftverteilung mit Verzögerung

Dynamisches Aussehen Foto: dpa

Die 4x4-Technik wird in Deutschland zunächst nur mit dem 120 PS starken SX4 1.9 DDiS angeboten. Erst später kommt der Allradvortrieb auch beim 107 PS starken Volumenmodell SX4 1.6. Der 1,9 Liter große Commonrail-Diesel stammt aus dem Hause Fiat und macht dem 1,4 Tonnen schweren Ungarn auf jedem Untergrund Beine.

Die Sechsgang-Schaltung, die direkte Lenkung und das solide abgestimmte vom Swift stammende Fahrwerk überraschen bei den ersten Testfahrten positiv. Im Normalbetrieb wird die gesamte Motorkraft an die Vorderachse gebracht. Verlieren die Räder an Grip, gehen per elektromagnetischer Lamellenkupplung bis zu 50 Prozent der Leistung nach hinten. Die variable Kraftverteilung geschieht jedoch mit zeitlicher Verzögerung. Beim kraftvollen Kavalierstart spürt man die Antriebskräfte im griffigen Steuer deutlich.

Allradler hinkt zurück

Wer weiß, dass es gleich auf den Feldweg oder ins Skiparadies geht, kann per Tastendruck fest auf 4x4-Technik umschalten. ESP soll rund 300 Euro Aufpreis kosten. Ein Partikelfilter ist dagegen serienmäßig.

Die Fahrleistungen des 1.9 DDiS mit Allradantrieb hinken hinter denen der frontgetriebenen Version leicht zurück. 88 kW / 120 PS und 280 Nm Maximaldrehmoment haben beide. Doch schafft der 4x4 gerade einmal 180 km/h Spitze und den Spurt 0 auf 100 km/h in etwas müden 11,2 Sekunden. Der Durchschnittsverbrauch soll sich bei akzeptablen 6,6 Litern Diesel auf 100 Kilometer einpendeln. Subjektiv ist der Suzuki mit dem Langhuber gut unterwegs, allein das Motorgeräusch strömt deutlich vernehmbar ins Innere.

Sprung nach vorn

Wertiger Innenraum Foto: Werk

Bei der Innenraumgestaltung hat Suzuki in den letzten Jahren einen großen Sprung nach vorn gemacht. Der frische SX4 zeigt, dass solide Arbeit auch in den unteren Klassen zumeist der beste Weg ist. Die Auswahl der Materialien stimmt, die Verarbeitung ebenfalls. Trotzdem kann man über den Lichtschalter am Lenkstockhebel oder die unbeleuchteten Fensterheberschalter in den Türen nicht hinwegsehen.

Als überaus angenehm zeigen sich die Sitze. Auch große Passagiere sitzen in dem japanisch-italienischen Kooperationsmodell überaus kommod. Leider lässt sich die Rückbank nicht verschieben. Etwas fummelig lässt sich die zweite Reihe umklappen und per Textilband am Vordersitz manifestieren. Alles in Ordnung - aber es gibt zweifellos bessere Lösungen. Das Kofferraumvolumen variiert zwischen 270 und 1045 Litern.

5000 Verkäufe als Ziel

Der Kofferraum kann bis zu 1045 Liter fassen Foto: Werk

Hört sich alles ganz ordentlich an. Doch ist der kompakte SX4 nun der große Wurf oder nur ein fauler Kompromiss? Die Chancen, dass Suzuki allein Deutschland die erwarteten 5000 Fahrzeuge an Frau und Mann bringt, stehen nicht schlecht. Bleibt abzuwarten, wie viele letztlich auf den marketinggetriebenen 4x4-Trend aufspringen und sich für den großen Allradler entscheiden. Gerade der bietet ein sehr ordentliches Paket, ist mit einem Preis von rund 21.000 Euro jedoch alles andere als ein Schnäppchen.

So dürften sich das günstige Einstiegsmodell Suzuki SX4 1.6 Club mit einem Preis von rund 16.000 Euro besser verkaufen. Doch im Gegensatz zu den ausschließlich frontgetriebenen Konkurrenten wie VW CrossPolo oder Citroen C3 XTR hat man beim SX4 die Wahl zwischen Blender oder Allradler.

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