Subaru WRX STI: Auf Berg- und Talfahrt

Subaru WRX STI: Auf Berg- und Talfahrt
Der Subaru WRX STI feiert seinen Abschied © Subaru

Der eine geht, der andere soll den würdigen Nachfolger spielen: Während der Subaru WRX STI wegen strenger Abgasnormen eingestellt wird, soll der BRZ die Rennsport-Fahne der Allradmarke hochhalten.

Es gibt ein berühmtes Zitat von Deutschlands einzigem Rallye-Weltmeister Walter Röhrl, in dem er sagt, ein Auto mit nur zwei angetriebenen Rädern sei nur eine Notlösung. Nun, zwar ist Röhrl in seiner langen Karriere nie für Subaru an den Start gegangen, das Zitat scheint aber wie gemacht für die japanische Marke, die sich selbst „Weltgrößter Allrad-Pkw-Hersteller nennt“.

Auch das sportliche Aushängeschild von Subaru, der WRX STI, verfügt über einen Allradantrieb. Wenn die sportliche Limousine aufgrund immer strengerer Abgasnormen demnächst eingestellt wird, soll der kleine heckgetriebene BRZ die Rennsport-Fahne der Marke hochhalten. Obwohl die Konzepte gegensätzlicher nicht sein könnten. Man kann nun streiten, welches Auto auf der Rennstrecke mehr Spaß macht und welches schneller ist. Oder man probiert beide Modelle am Bilster Berg aus.

WRX STI seiner DNA beraubt

Bevor wir aus der Boxengasse auf das 4,2 Kilometer lange, anspruchsvolle Asphaltband des Bilster Berg fahren, schauen wir uns die beiden Kontrahenten genauer an. Auf der einen Seite steht der WRX STI. Vor einigen Jahren seines legendären Vornamens „Impreza“ und damit auch teilweise der Rallye-DNA beraubt, ist der Fünftürer optisch immer noch ein echtes Wettbewerbsauto: Vierflutige Abgasanlage, große Frittentheke am Heck sowie die legendäre Farbkombination blauer Lack mit goldenen Felgen. Neben der bulligen Limousine scheint der in Zusammenarbeit mit Toyota entwickelte (dort als GT86 erhältliche) BRZ beinahe schmächtig. Das kleine Coupé mit der niedrigen Dachlinie wirkt auf den schmalen 17-Zoll-Rädern etwas hochbeinig, das Gesamtbild mit der kleinen Spoilerlippe und den kurzen Überhängen stimmt aber.

Auch technisch könnten beide Modelle beinahe nicht weiter voneinander entfernt sein. Einzige Gemeinsamkeit: Sowohl WRX STI als auch BRZ setzen auf das Boxermotor-Konzept, dessen flache Bauweise vor allem beim Thema Schwerpunkt einen entscheidenden Vorteil gegenüber Reihen- oder V-Motoren bietet. Ansonsten ist so ziemlich alles anders. Der WRX STI ist – wie bereits erwähnt – ein Allrader, ein turbogeladener noch dazu und hat 2,5 Liter Hubraum. Beim BRZ werden lediglich die beiden hinteren Räder angetrieben, der Zweiliter-Boxer muss außerdem auf Turboaufladung verzichten. Während beim WRX STI stramme 221 kW/300 PS und 407 Newtonmeter Drehmoment auf die Antriebswellen treffen, kann der Fahrer im BRZ „nur“ auf 147 kW/200 PS und 205 Newtonmeter zurückgreifen.

Auf Berg- und Talfahrt

Der Subaru BRZ soll die Lücke nach dem Auslauf des WRX STI schließen. Foto: Subaru

Wie sich die beiden Fahrzeuge im direkten Vergleich verhalten, soll eine ausgiebige Testfahrt auf dem Bilster Berg zeigen, eine Berg- und Tal-Bahn, die in Sachen Tempo sowie Lastwechsel und blinder Kuppen nur noch von der altehrwürdigen Nordschleife überboten werden kann. Den Anfang macht der BRZ. Schon kurz nach dem Einsteigen fällt auf, wie zierlich das Auto ist. Großgewachsene Fahrer über 1,85 Meter tun sich schwer, eine gute Position zwischen Sitz, Pedalerie und Lenkrad zu finden. Letzteres ist leider nur in der Höhe verstellbar, nicht in der Tiefe. Trotzdem sitzt man schön weit unten. Der kleine Schalthebel liegt gut in der Hand und mit einer kurzen Handbewegung ist der erste Gang eingelegt.

Schon nach wenigen Kurven offenbaren sich die vielen konzeptbedingten Stärken des BRZ: Dank des tief eingebauten Boxermotors liegt das Auto unglaublich satt in der Kurve, dazu kommt, dass die Lenkung frei von Antriebseinflüssen ist und damit besonders viel Feedback vermittelt. Solange sich der BRZ leichtfüßig durch eine Abfolge von Kurven und Kuppen tänzeln kann, ist man überzeugt: Mehr Auto braucht eigentlich kein Mensch. Doch dann folgt die erste lange Gerade und der etwas schwachbrüstige Motor, der zu allem Übel auch nicht wirklich enthusiastisch dreht oder klingt, vermiest dem Rest des Fahrzeugs etwas die Tour. Nicht falsch verstehen: Für ordentliche Tempi reichen 200 PS definitiv aus, das hervorragend abgestimmte Chassis könnte trotzdem deutlich mehr Kraft vertragen. Doch logischerweise folgt ja irgendwann auch wieder eine Kurve und das fabelhafte Handling des BRZ versetzt den Fahrer wieder in Jubelstimmung.

WRX STI das erwachsenere Auto

Umstieg in den WRX STI: Schon die elektrisch einstellbaren Vordersitze und das größere Platzangebot zeigen, dass man im deutlich erwachseneren Auto sitzt. Doch das hat seinen Preis. Alles ist irgendwie etwas schwammiger: Kupplung, Lenkung und Karosseriebewegungen. Dafür macht der 2,5 Liter große Turbomotor deutlich mehr Druck als das Maschinchen im BRZ. Einmal aus dem Turboloch heraus, dreht das Triebwerk fröhlich hoch und versorgt den Fahrer dabei mit Geräuschen, die auch aus der Rennspielserie „Colin McRae Rally“ stammen könnten. Trotzdem fühlt es sich irgendwie falsch an, den gegenüber dem BRZ um 300 Kilogramm schwereren STI leicht wankend und untersteuern um den Bilster Berg zu scheuchen. Selbst wenn man über den Fahrmodus-Schalter mehr Kraft an die Hinterachse schickt und das Differenzial scharf stellt, verkneift sich der WRX sämtliche Schlupfmomente und bleibt stoisch in der Spur – schnell, aber auch wenig langweilig.

Optisch ist der Subaru WRX STI ein echtes Rallyeauto. Foto: Subaru

Gut, dass der Subaru-Gott einsehen mit dem scheidenden Star hatte und Petrus um ein wenig Regen gebeten hat. Sobald die Fahrbahn so richtig nass ist, kann der symmetrische Allradantrieb des WRX endlich zeigen, was er kann. Die Traktion, die der Fünftürer im Nassen aufbringt ist beeindruckend. Hier hat der BRZ – natürlich – das Nachsehen und während der STI schnell und sicher seine Bahnen zieht, muss der Fahrer im BRZ ordentlich kämpfen, um das Heckantriebs-Sportcoupé mit ausgeschaltetem ESP auf der Straße zu halten.

Wir halten also fest: Dank der ordentlichen Mehrleistung und des beeindruckenden Allradantriebs ist der WRX STI auf eine gezeitete Runde – besonders im Nassen – das schnellere Auto. Keine Überraschung bei 100 zusätzlichen PS. Mehr Spaß hat man als Kurvenfan aber mit dem kleinen, handgeschalteten und frei saugenden BRZ. So ist es zwar schade, dass Subaru den altehrwürdigen WRX STI einstellt, man sollte aber die sich bietende Chance nutzen und das Oldschool-Spaß-Konzept des BRZ feiern, solange man solche Autos noch kaufen kann. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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