Subaru Impreza e-Boxer: Raus aus der Nische

Subaru Impreza e-Boxer: Raus aus der Nische
Der Subaru Impreza bietet gute Fahrleistungen. © Axel F. Busse

Nach dem Forester und dem XV ist der Impreza das dritte Fahrzeug von Subaru mit einem Mild-Hybrid-Antrieb. Schafft es der Kompakte damit heraus aus der Nische?

Für die Fans des Rallye-Sports hat der Name Impreza noch immer einen besonderen Klang, doch von den Erfolgen der üppig verspoilerten WRX STI-Limousine konnte der heutige Impreza bisher nicht zehren.

Gerade mal 423 Exemplare des Fünftürers wurden 2019 in Deutschland neu zugelassen, weniger als ein Viertel dessen, was das in vielen Teilen baugleiche Modell XV schaffte. Der sieht fast wie ein SUV aus und liegt somit im Trend, während der Impreza eher wie ein kleiner Kombi daher kommt, flach und gestreckt, ohne übertriebene Bodenfreiheit.

Saug-Boxer hat ausgedient

Der e-Boxer im Subaru Impreza. Foto: Axel F. Busse

Dieses durchaus handliche und vielseitige Auto wird nun vom Hersteller mit einem Mild-Hybrid-System ausgestattet. Gleichzeitig hat der vormalige Saug-Boxermotor mit 156 PS ausgedient und wird durch den überarbeiteten so genannten e-Boxer ersetzt, der ebenfalls zwei Liter Hubraum hat.

Für die Elektro-Unterstützung sorgt eine Permanentmagnet-Synchronmaschine, die platzsparend im Gehäuse des stufenlosen Lineatronic-Getriebes untergebracht ist. Diese Kombination findet auch in den Modellen Forester und XV Verwendung und gibt genau wie dort ihre Kraft an den so genannten symmetrischen Allradantrieb ab.

Umfangreiches Sicherheitspaket

Die 194 Newtonmeter Drehmoment des Verbrenners werden elektrisch um 66 Nm ergänzt. Ziel der Übung ist es, mehr Schub beim Anfahren zu generieren, gleichzeitig durch die Möglichkeit der rein elektrischen Fortbewegung im niedrigen Tempo-Bereich Kraftstoff einzusparen. Der E-Motor kann mit 12,3 kW Leistung oder 16,7 PS den Vortrieb unterstützen. Die Effizienz scheint dabei dem Temperament untergeordnet. Wer Subaru schon länger die Treue hält, wird vielleicht die Spontaneität und Antrittswucht zum Beispiel eines Modells Outback vermissen.

Für diesen Test stand ein Impreza der Ausstattungslinie Platinum zur Verfügung, die herstellerseitig mit einem umfangreichen Sicherheits- und Komfortpaket an den Start geht. Das EyeSight-Fahrerassistenzsystem, dessen Datenbasis zwei hinter dem Innenspiegel angebrachte Kameras erzeugen, gehört dazu wie auch Licht- und Regensensor, Spurwechsel-, Querverkehrs- und Totwinkel-Assistent. LED-Scheinwerfer mit Kurvenlicht-Funktion und Scheinwerfer-Reinigungsanlage. Ebenso an Bord sind Navigationssystem, Front- und Rückfahr-Kamera sowie Fernlicht-Assistenz. Für Komfort sorgen die serienmäßigen Lederpolster, die Klima-Automatik und die Sitzheizung vorn. Leider ist nur der Fahrersitz elektrisch verstellbar.

Batterie kostet Kofferraum

Das Cockpit des Subaru Impreza. Foto: Axel F. Busse

Umklappbar im Verhältnis 60:40 sind die Rücksitzlehnen, wodurch aus 340 Liter Kofferraum 1173 Liter werden können. Ursprünglich waren es beim Impreza einmal 385 Liter, doch da gab es noch keinen Akku für die Stromspeicherung unterzubringen. Die Ladekante liegt mit 70 Zentimetern Höhe im Bequemlichkeits-Sektor, die Luke erlaubt dank 1,04 Metern Breite anstrengungsfreies Beladen auch sperriger Teile.

Für ein Fahrzeug der Kompaktklasse glänzt der Impreza mit guter Beinfreiheit hinten, selbst wenn die Vorderleute ihre Sitzschienen voll ausnutzen. Da der Radstand mit 2,67 Metern eher durchschnittlich ausfällt, spricht das für eine gelungene Raumaufteilung. Mit 1,45 Metern Kabinenbreite vorn und 1,42 hinten ist der Unterschied zwischen den Sitzreihen erfreulich gering.

Wer unterwegs die entsprechenden Displays im Auge behält, könnte erstaunt sein, wie häufig der Antrieb in den Elektromodus wechselt. Die elektrische Reichweite mag mit nicht einmal zwei Kilometern gering erscheinen, da die Steuerungselektronik aber selbstständig mal hier ein paar hundert Meter vor der Ampel und dort einen Abhang zur emissionsfreien Fahrt frei gibt, wirkt es sich in der Summe positiv auf das Gesamtergebnis aus. Mit den Schaltpaddeln an der Lenksäule lässt sich die Rekuperationsleistung variieren und so Bremswirkung für die Energiegewinnung zusätzlich nutzen.

Im rauen Rallye-Rhythmus

Boxer-Motoren in Pkw, wie sie außer von Subaru nur noch von Porsche eingesetzt werden, gelten wegen ihrer bauartbedingten Massenverteilung als besonders laufruhig und kultiviert. Als umso erstaunlicher muss deshalb gelten, dass sich der Testwagen beim Abschalten und Re-Starten durch die Stopp-/Start-Automatik wiederholt durch deutliches Rütteln hervortat. Während man die Systeme inzwischen als so ausgereift kennt, dass nur noch ein Blick auf den Drehzahlmesser Auskunft darüber geben kann, ob der Motor läuft, brauchte es hier keinen Augenkontakt zum Display.

Der etwas raue Klang des Motors wirkt nicht störend, sondern authentisch, vielleicht wird sie hier und da auch als akustische Reminiszenz an die Rallye-Historie des Impreza empfunden. Das Lenkgefühl passt freilich nicht so gut zu dieser Vergangenheit, hier wünschte man sich mehr unmittelbaren Zugriff auf die Straße und ein präziseres Feeling beim Manövrieren. Sehr willkommen ist die Ausstattung mit Front- und Rückfahrkamera, die erstklassige Orientierung beim Rangieren erlauben. Der Federungskomfort ist ausgewogen und mit der nötigen Straffheit versehen, um dynamische Fahrgefühle nicht im Keim zu ersticken.

Spitze bei 192 km/h

Das Heck des Subaru Impreza e-Boxer. Foto: Axel F. Busse

Die finden ihre Grenzen ohne hin beizeiten, denn der Impreza mit e-Boxer wiegt rund 200 Kilogramm mehr als das Einstiegsmodell mit 1,6 Liter-Motor. Zehn Sekunden für den Standardsprint und 192 km/h Höchstgeschwindigkeit belegen, dass dieser Impreza seine Liebhaber nicht bei den Tempo-Junkies sucht. Nach Normtest liegt der elektrisch unterstützte Wagen im Verbrauch knapp unter der 114-PS-Variante, den Praxistest schloss es mit 7,1 Liter/100 km ab. Das ist als hinnehmbare Überschreitung des Prospektwertes von 6,3 Litern anzusehen.

Es bedarf besonderer Sympathie für den „größten Allradhersteller der Welt“, denn mit mehr als 32.000 Euro für dem Platinum-Impreza scheint das Preisargument nicht so recht zu verfangen. Wer genauer hinsieht, wird aber feststellen, dass 4×4-Antrieb in dieser Klasse weder häufig noch günstig ist, der Impreza gleichzeitig ein hohes Ausstattungsniveau und familientaugliche Vielseitigkeit mitbringt.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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1 Kommentar

  1. Subaru ist in dieser Klasse mit der Ausstattung inkl. Allrad ein günstiger Anbieter! Das ist zumindest meine Erfahrung. Nur Dacia kann es mit Allrad, der nicht vergleichbar mit dem von Subaru ist, noch günstiger allerdings mit Einschränkungen in der Ausstattung. Zuverlässig sind die Fahrzeuge in aller Regel auch und haben eine gute Garantie. Warum diese Marke in Deutschland nicht sehr beliebt ist, verstehe ich nicht.

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