Ssangyong Tivoli: Mittelweg mit Ecken und Kanten

Kompakter Koreaner

Ssangyong Tivoli: Mittelweg mit Ecken und Kanten
Der Tivoli ist das kleinste Modell von Ssangyong © Ssamgyong

Der Ssangyong Tivoli ist dank unverwechselbarer Optik ein Mix zwischen Kompakt-SUV und Crossover. Auch preislich bewegt sich der kleinste Vertreter des Herstellers zwischen den Welten.

Wem Dacia zu billig und deutsche Marken zu teuer sind, sollte sich vielleicht mal bei Ssangyong umschauen. Die Modelle der Koreaner liegen preislich weit unterm Niveau von Opel und VW, bei der Qualität und Ausstattung haben sie hingegen deutlich mehr als die betont billigen Rumänen zu bieten. Der Tivoli zum Beispiel steht mit einem attraktiven Preis-Leistungsverhältnis für diesen Mittelweg, trotz gewisser Ecken und Kanten.

Letztere finden sich in dem etwas eigenwillig gezeichneten Blechkleid des Tivoli recht zahlreich. Eigentlich handelt es sich um Kompaktmodell, doch dank des mit SUV-Elementen aufgepeppten Designs bietet der kleinste Ssangyong eine trendige Crossover-Aura. Allerdings wurde das Thema in besonderer Weise interpretiert, weshalb dem Auto eine unverwechselbare Optik zu eigen ist.

Großzügiges Platzangebot im Ssangyong Tivoli

Anders als ein typisches SUV zu besteigen, kann man in den Tivoli wie in ein normales Auto einsteigen. Und dort darf man sich über ein erstaunlich großzügiges Platzangebot freuen. Bein- und Kopffreiheit sind in beiden Reihen tadellos. Auf der breiten Rückbank kann man sogar einigermaßen gut zu dritt sitzen, zumal der mittlere Passagier dank des flachen Kardantunnels auch weiß, wohin er mit seinen Füßen soll. Der Kofferraum bietet zunächst einen nur recht kleinen oberen Bereich, bei dem ein herausnehmbarer Zwischenboden mit der hohen Ladekante abschließt. Nimmt man diesen heraus und schiebt die Rückbanklehne ein Stück nach vorne, wächst das Gepäckabteil auf 423 Liter. Legt man dann noch die Rückbanklehne um, steigt das Maximalvolumen auf respektable 1115 Liter.

Der Tivoli überzeugt angesichts seiner nur knapp 4,20 Meter langen Karosserie nicht nur mit Raumökonomie, sondern außerdem noch mit guter Qualität. Die vielfach verstellbaren Vordersitze zum Beispiel bieten schicke Textilbezüge und guten Seitenhalt. Das allgegenwärtige Hartplastik ist von durchweg ansehnlicher Machart. Zudem passt alles sehr genau ineinander. Und wer höhere Ansprüche an die Haptik hat, wird von Softoberflächen auf dem Armaturenbrett und einem besonders griffigen Lederlenkrad verwöhnt. Letzteres war in unserem Testexemplar sogar beheizbar. Ein übersichtlicher Arbeitsplatz und viele praktische Ablegen runden den positiven Eindruck ab.

Ssangyong Tivoli straff abgestimmt

Der Tivoli ist das kleinste Modell von Ssangyong
Eine Sänfte ist der Tivoli nicht Ssangyong

Apropos heizen: Hier offenbarte unser mit der manuellen Klimaanlage bestückter Tivoli ein paar Schwächen. Zwar ist die Bedieneinheit mit einem zentralen Drehschalter übersichtlich, die Handhabung insgesamt aber etwas gewöhnungsbedürftig. Sogar nervig war es, bei Frost zu starten, denn hat man die Scheibe zuvor von Eis befreit, beschlägt sie umgehend von innen. Ein spontanes Losfahren war dann nicht möglich, auch wenn das Gebläse mächtig rauscht. Es braucht einige lange Minuten, bis die Belüftung hier klare Verhältnisse schafft. Beim Start zur Arbeit sollte man deshalb an kalten Wintertagen ruhig ein zeitliches Extrapolster einplanen.

Ein Extrapolster für die Sitze wäre manchmal auch nicht schlecht, denn eine Sänfte ist das frontgetriebene SUV nicht. Zusätzlich zur sportlich-straffen Abstimmung sorgen noch die optionalen 18-Zoll-Räder mit Niederquerschnittsreifen für eine gewisse Unruhe, die bisweilen auch nerven kann. Ein Bandscheibenkiller ist der Koreaner indes nicht. Und im Gegenzug schlägt sich der Tivoli selbst bei forcierterem Kurventempo recht wacker. So ein bisschen steif und stöckelig wirkt er zunächst beim Einlenken, doch ist der kleine Ssangyong für einen flotten Kurvenstrich durchaus empfänglich. Kräftig zupackende Scheibenbremsen vorne und hinten sowie ein zeitgemäßes Paket aktiver Sicherheitssysteme sind der dafür nötige vertrauensbildende Rahmen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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