Sportlicher Tabubruch

Porsche Cayenne V6 Diesel

Vor zwei Jahren hat Porsche ein Tabu gebrochen und einen Dieselmotor im Cayenne eingesetzt. Mit einer erneuten Premiere bleibt das Luxus-SUV nun sogar unter zehn Litern.

Von Thomas Flehmer

Zäh hingezogen hatte es sich, ehe der Dieselantrieb bei Porsche Einzug hielt. Vor zwei Jahren arbeitete erstmals im Unternehmen ein Selbstzünder unter der Motorhaube eines Modells aus Zuffenhausen. Mittlerweile ist der damalige Tabubruch keiner mehr, können doch die neuen Motoren auch den sportlichen Ansprüchen des Herstellers genügen und den Kunden trotzdem Fahrspaß bringen. Jetzt macht Porsche ab Juli die zweite Wundertüte auf und führt Dreiliter-Sechszylinder in der Cayenne-Baureihe ein.

Unter der magischen Grenze

Dabei bedient sich der Sportwagenhersteller aus dem VW-Konzernregal, da die eigens entwickelten Sechszylinder, die auch den Panamera anfeuern, nicht kompatibel mit der Beschaffenheit des Cayenne sind. Der Benziner greift auf 220 kW/300 PS und ein maximales Drehmoment von 400 Newtonmeter zurück, und bleibt mit 9,9 Litern Superplus gerade noch so unter der magischen Grenze des zweistelligen Bereiches, wenn die Achtgang-Tiptronic S an Bord ist, die immerhin 2641 Euro teuer ist.

7,8 Sekunden dauert dann der Sprint bis zum Tempo 100 km/h, begleitet von einem rauen Motorsound, der sich vom sportlichen Dröhnen anderer Produkte aus der Porsche-Schmiede unterscheidet und nicht so sportlich elegant klingt. Und selbst im Leerlauf könnte man meinen, dass unter der Motorhaube ein Dieselmotor arbeitet.

Kultivierter Diesel

Sportlich um die Kurve Foto: Porsche

Doch der angesprochene Selbstzünder dagegen agiert sehr kultiviert und dezent. Wer sportlichen Sound unbedingt will, wird vom 176 kW/240 PS starken Turbodiesel enttäuscht sein. Hier dringen kaum Motorengeräusche in den Innenraum. Und selbst bei Vollast arbeitet das Aggregat sehr laufruhig und lässt dafür die Kraft des Drehmoments von 550 Newtonmetern sprechen.

7,4 Liter sollen lediglich durch die Schläuche auf 100 Kilometern fließen. Angesichts der Fahrfreude, die selbst der Einstiegs-Cayenne verspricht, ein theoretischer Wert. Denn auch wenn die Sportlichkeit nicht zu hören ist, so ist sie doch jederzeit spürbar. 7,8 Sekunden benötigt das 2,1 Tonnen schwere SUV für den Sprint aus dem Stand bis zu den 100 km/h.

Pilotenkanzel im Innenraum

Edles Ambiente im Innenraum Foto: Porsche

Das Innenraumambiente, das identisch ist mit den vor kurzen vorgestellten Achtzylinder-Cayenne, verstärkt diesen Eindruck. Die Mittelkonsole, die erstmals so im Panamera verbaut wurde, vermittelt auch im Cayenne das Gefühl, eher in einer Pilotenkanzel zu sitzen anstatt in einem Auto. Die neue Achtgang-Tiptronic S verrichtet ihre Arbeit souverän ihre Arbeit und vermittelt die Befehle klar und deutlich an den Sechszylinder, der aus dem VW-Konzernregal stammt.

Um den Verbrauch zu senken, wurde nicht nur das Gewicht reduziert, das Thermomanagement und die Motorsteuerung optimiert und auf rollwiderstands-optimierte Reifen zurückgegriffen. Der Cayenne wurde auch noch mit einer Start-Stopp-Automatik ausgestattet, die allerdings im Sport-Modus deaktiviert ist. Doch die wählbaren Modi sind eher Spielerei und werden auch nicht allzu häufig geordert. Der Cayenne verspricht aber auch ohne Sportmodus viel Freude.

75 Prozent für Sechszylinder

In Europa ist auch der Diesel begehrt Foto: Porsche

Während in den USA eher auf den Achtzylinder zurückgegriffen wird, gehen die Verantwortlichen davon aus, dass in Europa drei Viertel der Kunden den Wagen mit sechs Töpfen wählen, die meisten davon einen Selbstzünder.

Denn bei einem Einstiegspreis von 59.596 Euro für den Diesel - der Benziner beginnt 4000 Euro früher - bleibt dann auch noch etwas Geld für Sonderausstattungen übrig, die bei Porsche traditionell ein kleines Büchlein füllen, aber große Summen versprechen. Denn mit allen Traditionen will Porsche nun auch nicht brechen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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